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BERICHT/320: Familienhelfer auf vier Pfoten (Der Ring)


DER RING
Zeitschrift der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel - August 2009

Ohne Hund kein Baby!
Familienhelfer auf vier Pfoten

Von Silja Harrsen


Seit drei Monaten ist Raik Birger auf der Welt! Der Kleine wurde in der Frauenklinik in Bethel geboren. Fast wäre er das erste Kind in der knapp hundertjährigen Geschichte der Klinik gewesen, das im Beisein eines Hundes zur Welt gekommen wäre. "Bei einer natürlichen Geburt im Kreißsaal hätte ich nichts dagegen gehabt. Doch weil das Baby per Kaiserschnitt zur Welt kam, musste der Vierbeiner draußen bleiben", so Privatdozent Dr. Andreas Luttkus, Chefarzt der Frauenklinik im Ev. Krankenhaus Bielefeld in Bethel.


Der Hund hatte es längst gewusst: Frauchen ist schwanger. "Wir hätten selbst darauf kommen können, als Yoka anfing, meine Frau ganz stark zu behüten", stellt der frisch gebackene Vater Matthias Doettlaff fest.


Sensibilität gefragt

Yoka ist ein Labradoodle, eine Kreuzung zwischen Labrador und Pudel, und er ist sehr sensibel und ausgesprochen begabt. Deshalb hat der Züchter Yoka zu einem Behindertenbegleithund ausbilden lassen. Und genau so ein Tier suchte Dorothea Doettlaff vor drei Jahren. "Ich bekomme epileptische Anfälle. Sie sind nicht schwer, aber sie kommen ohne Vorwarnung. Das hat mich in meinem Leben immer extrem eingeschränkt", betont die 30-Jährige. Dorothea Doettlaff wollte ein ganz normales Leben führen. Dazu brauchte sie etwas, das sie rechtzeitig vor einem Anfall warnt. "Dann kann ich mich hinlegen und falle nicht einfach um. Die Verletzungen durch die Stürze waren schon beträchtlich", erzählt die Verwaltungsangestellte der Universität Bielefeld. Yoka machte seine Sache gut. Von Anfang an habe er jeden Anfall erkannt und 29 bis 33 Minuten vorher angekündigt, so Dorothea Doettlaff. So legt er beispielsweise die Pfoten auf ihre Schultern und leckt ihr durchs Gesicht. "Einmal hat er mich nicht in die Straßenbahn einsteigen lassen. Ich habe ihm vertraut, bin nach Hause gegangen und bekam tatsächlich einen Anfall."


Hund willkommen

Als Dorothea Doettlaff schwanger wurde, musste sie für eine spezielle Untersuchung in die Frauenklinik nach Bethel. Und weil Yoka immer über sie wacht, fragte sie, ob sie den Hund mitbringen dürfe. "Dr. Luttkus am anderen Ende der Leitung hat kurz gestutzt und dann gesagt, es sei in Ordnung." Weil das Ehepaar lieber dahin geht, wo auch der Hund willkommen ist, war klar, dass die Entbindung in Bethel stattfindet. "Wir haben sogar mit Yoka den Kreißsaal besucht. Er wäre tatsächlich bei einer natürlichen Geburt dabei gewesen", bestätigt Matthias Doettlaff.

Oft werden die Doettlaffs gefragt, wie Yoka es schafft, eine halbe Stunde im Voraus den epileptischen Anfall zu erkennen. "Wir wissen es nicht und haben auch keine Vermutung. Denn er reagiert auch, wenn er in einem anderen Zimmer ist", berichtet Matthias Doettlaff. Für ihn und seine Frau ist Yoka ein Phänomen, dem sie ganz viel zu verdanken haben - vor allen Dingen Raik Birger. "Ohne Hund kein Kind! Das wäre viel zu gefährlich gewesen. Ich dürfte den Kleinen ja gar nicht auf dem Arm tragen", so Dorothea Doettlaff. Sie hat Yoka beobachtet, als er dem Kleinen zum ersten Mal begegnete. Und sie freut sich riesig über seine Reaktion. "Die war ganz, ganz positiv."


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Quelle:
DER RING, August 2009, S. 22
Monatszeitschrift für Mitarbeiter, Bewohner, Freunde
und Förderer der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel
Herausgeber: Pastor Ulrich Pohl in Zusammenarbeit mit der
Gesamtmitarbeitervertretung der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. August 2009