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BILDUNG/255: Forum für inklusive Strukturen an Schulen - Kooperation unverzichtbar (idw)


Universität Augsburg - 05.08.2009

"Rechte von Menschen mit Behinderungen im Schulbereich stärken"
- Sehr gut! Aber ...

Das Augsburger FISS begrüßt den bayerischen Kabinettsbeschluss vom 28. Juli 2009, warnt aber vor etwaigem Schielen auf fiskalische Mitnahmeeffekte, das ein Aufspringen der Bildungspolitik auf den inklusiven Trend womöglich mitmotivieren könnte.


Zum Beschluss "Rechte von Menschen mit Behinderungen im Schulbereich stärken", den das Bayerische Kabinett am 28. Juli 2009 gefasst hat, nimmt das am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik der Universität Augsburg angesiedelte "Forum für inklusive Strukturen an Schulen" (FISS) wie folgt Stellung:

Als Mitglieder des "Forums für inklusive Strukturen an Schulen" begrüßen wir den Kabinettsbeschluss "Rechte von Menschen mit Behinderungen im Schulbereich stärken". Wir bekräftigen ausdrücklich die Absicht des Bayerischen Kultusministeriums, "die Chancengleichheit und die gesellschaftliche Teilhabe von jungen Menschen mit Behinderung im Bildungsbereich gezielt zu fördern".

Insbesondere unterstützen wir "die verbesserte Förderung von Schülern und Schülerinnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf an der allgemeinen Schule durch Mobile Sonderpädagogische Dienste" mit dem Ziel, "dass langfristig mehr Kinder und Jugendliche mit Behinderung die allgemeine Schule besuchen können."

Wir begrüßen auch die beabsichtigte Fortentwicklung der "bestehenden Systeme" durch "so genannte inklusive Modelle", sind aber der Meinung, dass die in der UN-Konvention über die Rechte der Behinderten geforderten inklusiven Strukturen weit über den bisher praktizierten bayerischen Weg der Außen- und Kooperationsklassen hinausgehen und vollkommen neu konzipiert werden müssen.

Bis hier aber wesentliche Änderungen zu erwarten sind, liegt es in der Verantwortung der Bayerischen Staatsregierung, alles zu unternehmen, was einer optimalen schulischen Betreuung aller Schülerinnen und Schüler im bisher vom Kultusministerium favorisierten Sonderschulsystem dient. Keinesfalls darf die geplante inklusive Beschulung der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf zu einer Verringerung der Lehrerstunden an den Förderschulklassen und damit zu einer Verringerung der Sonderschullehrerzahl führen. Hier läge sonst der Verdacht nahe, dass sich Bildungspolitiker durch das "Aufspringen auf den inklusiven Trend" verbunden mit Stelleneinsparungen an den Förderschulen willkommene fiskalische Mitnahmeeffekte erhoffen wollten!

Im und mit unserem FISS beraten und begleiten wir seit Jahren Familien und Schulen bezüglich schulischer Integrationsprozesse. Als ein wesentliches Ergebnis unserer Analysen und unserer Forschung nach den Bedingungen gelingender Integration haben wir festgestellt:

Eine unverzichtbare Bedingung für Integration und Inklusion besteht in der effektiven Kooperation von Lehrkräften aus Regelschulen und Förderzentren und vor allem im Ausbau und in der umfassenden Verfügbarkeit des Mobilen Sonderpädagogischen Dienstes. Ihm kommt im inklusiven Schulsystem eine in ihrem Ausmaß noch gar nicht genau erfasste Bedeutung zu.

Lehrkräfte aus Regelschulen sind auf die fachliche Kompetenz der Förderschullehrkräfte und deren Unterstützung in Unterricht und Schulleben angewiesen. Stellenkürzungen in diesen Aufgabenbereichen wären deshalb unverantwortlich!

Für das Forum für inklusive Strukturen an Schulen (FISS):
Dr. Pius Thoma und Dr. Cornelia Rehle
c/o Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik
Universität Augsburg
86135 Augsburg
Telefon 0821/598-5602
cornelia.rehle@ phil.uni-augsburg.de
oder pius.thoma@phil.uni-augsburg.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.fiss-inklusion.de/home.htm

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution58


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Augsburg, Klaus P. Prem, 05.08.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. August 2009