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BILDUNG/307: Bethel - Bildungszentrum Schopf eröffnet (Der Ring)


DER RING
Zeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel - Mai 2011

Bildungszentrum Schopf eröffnet
Von der Lehrwerkstatt bis in die "Web-Welt"

Von Gunnar Kreutner


Drei Etagen, gut möbliert mit Tannenzapfen, Korken und Holzspänen, hat das neue Haus, an dem Niklaas Schoski seit zwei Tagen mit Hochdruck arbeitet. Wer darin wohnen wird, weiß der 21-jährige geistig behinderte Mann noch nicht. "Hornissen, Falter oder Wespen vielleicht. Auf jeden Fall wird es ganz toll", sagt er, während er mit konzentrierter Miene das Dach seines Insektenhotels glatt schleift.


Niklaas Schoski gehört zu den ersten jungen Menschen, die im neuen Bildungszentrum Schopf an einer berufsvorbereitenden Maßnahme teilnehmen. Das Zentrum wurde Ende März offiziell eröffnet. Der Holzbereich ist die erste von mehreren Stationen, die der junge Mann in der neuen Einrichtung von Bethel proWerk durchlaufen wird. Er ist begeistert von seiner neuen Umgebung und den vielen Arbeitsmöglichkeiten. "Es macht mir Spaß hier. Alles ist größer und heller als in der Werkstatt, in der ich vorher war", freut er sich.

Anders als das Insektenhotel hat das Haus an der Brokstraße in Bielefeld-Stieghorst nur zwei Etagen, dafür ist es wesentlich komfortabler und moderner ausgestattet. Über 30.000 einzelne Geldspenden haben das Projekt ermöglicht, das ausschließlich mit Spendenmitteln finanziert wurde. Im Bildungszentrum Schopf werden junge Menschen mit Behinderung so gefördert und angeleitet, dass sie trotz ihrer Beeinträchtigungen eine Arbeit ausüben können und möglichst eine Beschäftigung oder Ausbildung auf dem ersten Arbeitsmarkt finden.

Für Bethel-Vorstand Dr. Rainer Norden ist das neue Bildungszentrum ein gutes Beispiel für "die enorme Bedeutung von bürgerschaftlichem Engagement". "Wir brauchen für Bethel auch in Zukunft diese Bereitschaft, zumal die finanziellen Rahmenbedingungen schwieriger werden", sagte Dr. Norden bei der Eröffnung und in Anwesenheit von Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen. Bethel kümmere sich vermehrt um den Aspekt der Bildung, ganz im Sinne der UN-Konvention für die Belange von Menschen mit Behinderung und der Forderung nach "Inklusion" auf dem Arbeitsmarkt.

Neunzig junge Menschen mit Behinderung werden im Bildungszentrum Schopf nach ihrem Schulabschluss - in der Regel an einer Förderschule - auf das Berufsleben vorbereitet. Das Spektrum reicht von "Lehrwerkstätten" bis hin zu Bildungsgängen in der neuen "Web-Welt". In der Einrichtung finden sowohl die praktische als auch die theoretische Qualifizierung in zahlreichen Berufsfeldern statt. Dazu gehören der Holz- und Metallbereich, Gastronomie, Hauswirtschaft, Industriemontage, Lager und Logistik, Verwaltung sowie Dienstleistungen.


Soziale Kompetenz

"In den ersten drei Monaten stellen wir fest, wo jemand seine Ressourcen hat und wohin der Weg führen könnte - also, ob es vielleicht sogar eine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt gibt", erläuterte proWerk-Geschäftsführer Raimund Klinkert. Anschließend beginnt die Qualifizierung in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern, die bis zu zwei Jahre dauern kann. Dabei geht es nicht um eine klassische Berufsausbildung im dualen System. Die Qualifizierung wird von der Arbeitsverwaltung oder den Rentenversicherungsträgern finanziert. Neben der fachpraktischen Anleitung wird großer Wert auf Bildungsangebote zur Stärkung der sozialen Kompetenz gelegt. Etwa 15 Fachkräfte setzen sich für die Förderung ein. "Junge Menschen, die es nicht auf den ersten Arbeitsmarkt schaffen, finden trotzdem Sinn erfüllende und qualifizierte Tätigkeiten in einer Werkstatt", sagte Claudia Hofer, Vorsitzende des proWerk-Gesamtwerkstattrates.

Das Bildungszentrum Schopf ist in direkter Nachbarschaft zu einer der größten Betheler Werkstätten - der Werkstatt Brokstraße - entstanden. Die behinderten Menschen können die dortige Infrastruktur mitbenutzen, etwa die Kantine oder bewegungstherapeutische Angebote. Der moderne Neubau ist hell und freundlich gestaltet, mit Werkstatt- und Übungsräumen für die Berufspraxis, mit Ruheräumen sowie Seminarräumen für den theoretischen Unterricht.


Namensgebung

Insgesamt wurden für den Neubau und die Ausstattung 4,1 Millionen Euro investiert. Einen wesentlichen Spendenbeitrag hat das Ehepaar Gerda und Rolf Schopf aus Achim bei Bremen geleistet. Ihr Beitrag und ihre langjährige Unterstützung Bethels bei vielen anderen Projekten wurden mit der Namensgebung "Bildungszentrum Schopf" gewürdigt.


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Quelle:
DER RING, Mai 2011, S. 6-7
Monatszeitschrift für Mitarbeiter, Bewohner, Freunde
und Förderer der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Herausgeber: Pastor Ulrich Pohl in Zusammenarbeit mit der
Gesamtmitarbeitervertretung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Redaktion: Quellenhofweg 25, 33617 Bielefeld
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Mai 2011