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GESCHICHTE/023: Experten arbeiten Morde während deutscher Besatzung auf (Bethel)


Pressemitteilung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel - 03.03.2010

Experten arbeiten Morde während deutscher Besatzung auf


Bielefeld-Bethel. Die Morde an kranken und behinderten Menschen in Weißrussland während des Zweiten Weltkriegs sind bis Samstag Thema eines Experten-Workshops in Bielefeld-Bethel und in Saarbrücken. Ein Team aus renommierten Historikern und Medizinern hat mit der Aufarbeitung der Tötungen begonnen. Das Forschungsprojekt steht im Mittelpunkt der Tagung, die gemeinsam von der Universität des Saarlandes, dem Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk Dortmund (IBB) und der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel veranstaltet wird.

Die systematischen Ermordungen in Belarus während der deutschen Besatzung wurden in Weißrussland bislang weitestgehend tabuisiert. "Das hängt mit der Randstellung behinderter Menschen in der belarussischen Gesellschaft zusammen", sagte Prof. Dr. Rainer Hudemann vom Historischen Institut der Universität des Saarlandes im Freizeit- und Kulturzentrum Neue Schmiede in Bethel. Man wisse allmählich immer mehr über die Ermordung behinderter Menschen in Polen. "In Belarus sind bisher nur zwei größere Mordaktionen in Minsk und Mogilew bekannt. Dabei erhalten wir nahezu täglich neue Informationen über Morde in kleineren Orten in ländlichen Regionen", so der wissenschaftliche Projektleiter bei der Tagung, die ab heute (3. März) in Saarbrücken fortgesetzt wird.

Das Projektteam, dem unter anderem sieben weißrussische Stipendiaten angehören, ist seit Juli 2009 mit der intensiven Suche nach Quellenmaterial über die Morde befasst. Wenn die Universität des Saarlandes eine Folgebewilligung für das Projekt bekommt, soll die anschließende Auswertung Ende 2011 abgeschlossen sein. Das Projekt wird von der Gerda Henkel Stiftung in Düsseldorf finanziert.

Die Experten erhoffen sich von den Ergebnissen ihrer Aufarbeitung eine breite und öffentlichkeitswirksame Diskussion in der weißrussischen Gesellschaft. Sie könne helfen, die eigene Gesellschaft und die Rolle behinderter Menschen im eigenen Land kritisch zu reflektieren. "Wir wollen herausfinden, wie die Morde in Vergessenheit geraten konnten. Viele Opfer sind bis heute in der Erinnerung tot", sagt Prof. Hudemann. Da kein Gedenken an die Ermordeten stattfinde, seien die Opfer ein zweites Mal gestorben. "Mit unserer Arbeit geben wir ihnen ihre Persönlichkeit zurück. Das ist ein wichtiges Ziel unseres Projekts."

Wichtig ist den Fachleuten auch die Rolle der Mediziner und des Pflegepersonals in Belarus zwischen 1941 und 1944. "Wir wollen in Erfahrung bringen, welche Ausbildung und welchen sozialen und politischen Hintergrund sie hatten", so Hudemann.


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Quelle:
Pressemitteilung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel vom 03.03.2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. März 2010