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MELDUNG/089: Autismus-Sommerferienprogramm in Bethel (Bethel)


Pressemitteilung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel - 02.08.2010

Autismus-Ferienprogramm in Bethel


Bielefeld-Bethel. Aufwärts, abwärts, aufwärts und wieder abwärts... Immer wieder drückt der elfjährige Jan-Niklas auf die beleuchteten Etagen-Tasten im Fahrstuhl und saust mit ihm zwischen Keller und Obergeschoss hin und her. Der autistische Junge findet es spannend mit seiner Betreuerin Christina Haag im Aufzug zu fahren. Fast alles ist in dieser Woche erlaubt beim Ferienprogramm Autismus in der Mamre-Patmos-Schule in Bielefeld Bethel - einzige Voraussetzung: Es muss den Kindern und Jugendlichen Spaß machen.

Die weitläufige Schule mit ihren verzweigten Gängen, unzähligen bunten Räumen und einem großen Garten ist prima geeignet für kleine Abenteuer, Entdeckungstouren und zum Herumtoben und Entspannen. Es gibt Rutschen, Klettertürme und Spielzeug an jeder Ecke. Während der Sommerferien ist die Schule jedes Jahr für zwei Wochen nur für die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Autismus-Ferienprogramms geöffnet.

Mit dem Angebot des Fachdienstes Autismus und des Familienunterstützenden Dienstes entlastet Bethel die Eltern autistischer Kinder in den Ferien. "Die Sommerferien sind lang und die Eltern froh, wenn sie ihre Kinder für ein paar Tage in unsere Obhut geben können. Einige nutzen unser Angebot seit vielen Jahren, weil sie gute Erfahrungen gemacht haben", sagt Uschi-Shunyam Murmann, die das Programm gemeinsam mit Thomas Feilbach leitet.

Jan-Niklas ist bereits zum fünften Mal dabei. Viele Aktivitäten sind ihm bereits vertraut, trotzdem gibt es für ihn immer noch viel Neues zu entdecken. Fasziniert schaut er während der Fahrt mit dem Aufzug durch die schmale Ritze der Schiebetür und verfolgt den wechselnden Lichtschimmer zwischen den Etagen. Nach einer geschlagenen halben Stunde ist das Auf und Ab ihm aber zu eintönig, und er steigt unvermittelt aus. Christina Haag, 25-jährige Psychologie-Studentin der Universität Bielefeld, hält Jan-Niklas verschiedene Karten mit unterschiedlichen Symbolen hin. Die Motive helfen ihm, seinen Tag zu strukturieren und sich für einzelne Aktivitäten zu entscheiden: ein Trampolin, Messer und Gabel, eine Toilette, ein Sofa und ein Becken mit vielen bunten Bällen. "Bälletauchen!" ruft Jan-Niklas und läuft zielstrebig los in Richtung Bewegungsraum.

Auf dem Weg zum Bälle-Becken begegnen Jan-Niklas und Christina Haag vielen anderen Kindern mit ihren Betreuern. Manche spielen Musikinstrumente, andere malen Bilder, dösen in einer Hängematte oder sitzen an einem Computer mit einem speziellen Förderspiel. Weil es heute regnet, finden fast alle Aktivitäten innerhalb der Mamre-Patmos-Schule statt. Bei schönem Wetter gehen die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer - Studenten, Schüler, Freiwillige des Betheljahres, Auszubildende und Erzieher - mit den insgesamt 17 Kindern auch schwimmen oder unternehmen kleinere Ausflüge.

Jedes Kind hat eine Bezugsperson, die es durch den Tag begleitet. "Die Nachfrage nach einer ehrenamtlichen Betreuung im Ferienprogramm ist jedes Jahr riesengroß, und die jungen Leute sind sehr engagiert dabei", freut sich Uschi-Shunyam Murmann. "Wir haben sehr viel mehr Anfragen als Plätze, so dass jeder Ehrenamtliche meist nur je eine Woche mithelfen kann."

Im Bewegungsraum hüpft Jan-Niklas sofort in das Becken mit den Plastikbällen, lässt sich vorn hinüber auf die Knie fallen, vergräbt seinen Kopf unter den Bällen und verharrt in dieser Haltung für einige Sekunden. Dann springt er auf, greift sich einen Ball und wirft ihn an die Lampe unter der Decke. Als sie durch den Aufprall wackelt, freut er sich aufgeregt. "Die Lampe wackelt! Die Lampe wackelt!" Den Ablauf wiederholt er ein Dutzend Mal. Dann klopft es an der Tür. Sport- und Bewegungstherapeutin Sabine Kugis holt ihn zum Trampolinspringen in der Turnhalle ab. Es wird nie langweilig im Ferienprogramm.


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Quelle:
Pressemitteilung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel vom 02.08.2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. August 2010