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MEDIZIN/164: Neue Lehrmethoden beim Umgang mit behinderten Patienten erprobt (LHZ)


Lebenshilfe Zeitung, Nr. 3 - September 2009

Neue Lehrmethoden beim Umgang mit behinderten Patienten erprobt

Angehende Ärzte lernen bei der Lebenshilfe


Oft kennen sich Ärzte mit geistig behinderten Patienten nicht so gut aus. Die Universität in Bochum will das ändern.


Medizinstudenten für die besonderen Bedürfnisse behinderter Menschen zu sensibilisieren, ist Ziel einer Zusammenarbeit der Ruhr-Universität Bochum (RUB) mit verschiedenen Behindertenverbänden der Region. Die Kooperation kam zustande auf Initiative von Gisela Glass, der langjährigen Vorsitzenden der Lebenshilfe Bochum. Hospitationen in verschiedenen Einrichtungen der Lebenshilfe Witten, der Diakonie Bochum sowie in Familien mit behinderten Kindern vermitteln den zukünftigen Ärztinnen und Ärzten einen unmittelbaren Eindruck von dieser für sie fremden Lebenswelt.


Interdisziplinäre Förderkonzepte kennen lernen

Die Hospitation findet innerhalb des mehrwöchigen Blocks "Hereditäre und perinatale Erkrankungen" statt, der im zehnten Semester zum Ende der Ausbildung absolviert wird und erweitert das Hospitationsangebot in Pränataldiagnostik und genetischer Beratung. Bei der Hospitation lernen die Studenten interdisziplinäre Behandlungs- und Förderkonzepte kennen, die nicht nur im Bereich von Behinderung, sondern auch bei der Behandlung vieler chronischer Erkrankungen wichtig sind.

Besonders erlebbar für die Studierenden ist dies in der Frühförderstelle in Witten. Im Rahmen des Komplexleistungsangebotes arbeiten hier Heilpädagoginnen, Ergotherapeutinnen, Ärzte und Psychologinnen auf gleichberechtigter Ebene zusammen. Sie ermöglichen so ihren kleinen Klienten neben einer fundierten Diagnostik ein individuell abgestimmtes Förderprogramm. Nach einer theoretischen Einführung durch die langjährige Leiterin Maria Schünemann verbringen die Studierenden einen Vormittag in deren Begleitung im Alltagsgeschehen der Einrichtung, nehmen als Beobachter an Therapiesitzungen teil und kommen so unmittelbar mit den behinderten Kindern und deren Eltern in Kontakt.


Hemmungen werden abgebaut

"Die Medizin für behinderte Menschen führt ein Schattendasein", sagt Kathrin Klimke-Jung vom Büro für Studienreform. "Ich bin sehr froh, dass wir die Möglichkeit haben, den Studierenden einen Einblick in diese fremde Lebenswelt mit ihren ganz besonderen Belangen in der medizinischen Versorgung ermöglichen zu können." Wichtig sei etwa, die Familie und die Betreuer in die Behandlung mit einzubeziehen. Auch sei die direkte Kommunikation mit Menschen mit Behinderung oft, schwierig und falle vielen Ärzten schwer. Durch den direkten Kontakt sollen Hemmungen abgebaut werden. Die Kooperation findet dieses Jahr zum zweiten Mal statt.


Modellstudiengang Medizin

Der Modellstudiengang Medizin an der Ruhr-Universität läuft seit Wintersemester 2003/04 parallel zum Regelstudiengang. Hier werden neue Lehrmethoden und Prüfungsverfahren entwickelt und erprobt. Problemorientiertes Lernen in Kleingruppen steht hier im Vordergrund. Nach Abschluss der Modellphase soll der gesamte Studiengang Medizin reformiert werden.
lhz


Weitere Informationen:

Kathrin Klimke-Jung, Koordination
klinische Lehre Modellstudiengang,
Büro für Studienreform Medizin der
Ruhr-Universität Bochum,
MA 0/048, 44780 Bochum,
Telefon: 0234/32-239 70,
Mail: kathrin.klimke-jung@rub.de

Dr. med. Bert Huenges,
Abteilung für Allgemeinmedizin,
Ruhr-Universität Bochum,
Telefon: 0234/32-24842,
Mail: bert.huenges@rub.de


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Quelle:
Lebenshilfe Zeitung, Nr. 3/2009, 30. Jg., September 2009, S. 15
Herausgeber: Bundesvereinigung Lebenshilfe
für Menschen mit geistiger Behinderung
Bundesgeschäftsstelle, Raiffeisenstr. 18, 35043 Marburg
Telefon: 06421/491-0, Fax: 06421/491-167
E-Mail: lhz-redaktion@lebenshilfe.de
Internet: www.lebenshilfe.de

Die Lebenshilfe-Zeitung mit Magazin erscheint
jährlich viermal (März, Juni, September, Dezember).


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Oktober 2009