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PROJEKT/656: Bundesmodellprojekt "Sucht im Alter" in Bethel (Bethel)


Pressemitteilung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel - 14.01.2013

Bundesmodellprojekt "Sucht im Alter" in Bethel

Ein Gläschen in Ehren...



Bielefeld-Bethel. Die vielen leeren Schnapsfläschchen in der Wohnung sind dem Pflegedienst wohl aufgefallen. Auch dass der Rentner morgens nur schwer aus dem Bett kommt, nährt den Verdacht: Der Mann trinkt. Allerdings haben die Fachkräfte vom ambulanten Dienst nur den Auftrag beim Anziehen der Kompressionsstrümpfe zu helfen; alles andere geht sie nichts an. Sie selbst sind sich unsicher, ob und wie sie mit dem Problem umgehen sollen. Deshalb sagen sie nichts. Aber das belastet sie sehr.

"Sucht im Alter ist ein zunehmendes Problem", sagt Werner Barking von Bildung & Beratung Bethel. Doch die Altenpflegekräfte sind nicht dafür ausgebildet, alkoholkranken Patienten zu helfen. Die Alkoholabhängigkeit wird häufig übersehen, weil Stürze, depressive Störungen oder sozialer Rückzug als altersbedingte Begleiterscheinungen interpretiert werden. Jeder zehnte der "jungen Alten" zwischen 60 und 70 Jahren trinke eine riskante Menge Alkohol, so der Leiter des Projekts "Gemeinsam für ein gelingendes Leben im Alter". Das Projekt, das 2011 in Bethel an den Start ging, ist eines von acht Modellvorhaben in Deutschland zum Thema "Sucht im Alter". Es wird vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert.

Mitarbeiter in Alten- und Suchthilfeeinrichtungen in Ostwestfalen haben im Rahmen des bundesweiten Modellprojekts Lösungsstrategien für ältere Menschen mit Suchtkrankheiten erarbeitet. Darüber hinaus wurde mit drei Ausbildungsstätten für Altenpflegeberufe neues Unterrichtsmaterial für die Aus- und Fortbildung entwickelt. Die Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld-Bethel hat das Projekt wissenschaftlich begleitet und wird das Thema ebenfalls in einigen Studiengängen behandeln.

Auch wenn in den meisten Altenhilfeeinrichtungen kein Alkohol ausgeschenkt wird, trinken die Bewohner mit einer Suchtproblematik dennoch bedenkliche Mengen. "Wer trinken will, tut das auch", so Werner Barking. Die Senioren lassen sich von Freunden und Verwandten beispielsweise Stärkungs- und Aufbauprodukte mitbringen. Viele sind hochprozentig. Die Besucher freuen sich, etwas "Gutes" getan zu haben, und der alte Mensch hat auch ohne Schnaps und Bier seinen täglichen Rausch. Die Profis in der Altenhilfe sind sich nicht einig, wie mit dem riskanten Alkoholkonsum alter Menschen umzugehen ist. "Es gibt durchaus Mitarbeiter, die sagen: Nun lasst den Alten doch den Alkohol. Sie haben doch sonst nichts mehr vom Leben", gibt Werner Barking zu bedenken.

Einig sind sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Altenpflege jedoch, dass ein Eingreifen bei Alkoholmissbrauch die Lebensqualität der alten Menschen nicht verschlechtern darf und das Selbstbestimmungsrecht gewahrt bleiben muss. "Wenn der Alkoholkonsum zu gesundheitlichen Problemen führt und die Betroffenen verhaltensauffällig werden oder häufig hinfallen, sollten Verabredungen mit ihnen getroffen werden", gibt Werner Barking ein Ergebnis des Bethel-Projekts wieder. Die Prognose für alkoholkranke alte Patienten, nach einer Behandlung abstinent zu leben, sei sehr gut. Das beweisen unter anderem Untersuchungen der Universitätsklinik Schleswig-Holstein.

Jetzt sollen die Forschungsergebnisse aus dem Projekt und die erarbeiteten Interventions- und Motivationsstrategien am 12. Februar in einem Workshop in Bielefeld-Bethel vorgestellt und diskutiert werden. Das Seminar richtet sich an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Sucht- und Altenhilfe.


Anmeldungen bis zum 1. Februar bei Bildung & Beratung Bethel

Juliane Möller
juliane.moeller@bethel.de

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Quelle:
Pressemitteilung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel vom 14.01.2013
Zentrale Öffentlichkeitsarbeit
Dankort, Quellenhofweg 25
33617 Bielefeld
Telefon: 0521/144-3599, Telefax 0521/144-5214
E-Mail: pr.information@bethel.de
Internet: www.bethel.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Januar 2013