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VERBAND/639: Der Borreliose und FSME Bund Deutschland e.V. (Selbsthilfe)


Selbsthilfe - 2/2009

BAG INTERN - Drei neue Verbände aufgenommen
Borreliose und FSME Bund Deutschland e.V.
Krank durch einen Zeckenstich

Von Ute Fischer


Wäre Borreliose eine Firma und keine Krankheit, würden die Medien die gemeinen Praktiken anprangern, mit der die Patienten wie Ärzte narrt, ihnen Symptome vorspielt und ihre Spuren verwischt. Falscher Volksglaube und Fehlwissen unserer Ärzteschaft erzeugen zudem großes Unglück um die Borreliose. Im Gegensatz zur FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) hilft keine Impfung gegen die flächendeckend auf der nördlichen Halbkugel auftretende Borreliose.

Jährlich infizieren sich in Deutschland ungefähr 250.000 Menschen. Die meisten Infektionen heilen folgenlos aus, denn im Frühstadium lässt sich eine Borreliose gut mit Antibiotika behandeln. Und doch wird diese Chance oft versäumt: Weil der Patient die Zecke nicht gesehen hat, der Arzt keine Borreliose diagnostizieren kann oder aus Kostengründen nicht therapieren will, landen etwa zehn Prozent der Betroffenen in einem chronischem Stadium, in dem Heilung nur selten möglich ist. PD Dr. Walter Berghoff aus Rheinbach, einer der führenden Borreliose-Experten, schätzt, dass etwa eine Million Deutsche an einer behandlungsbedürftigen Borreliose leiden.

Die Symptome sind bunt und wechselhaft: Gelenkentzündungen an Knie, Ellenbogen, Schulter und Hüfte stehen im Vordergrund, ebenfalls Entzündungen von Haut, Augen, Nerven, Herz sowie Lähmungen, Nackensteife, Gefühlsirritationen, Konzentrationsverfall, Schmerzen an Muskeln, Rücken, Kopf. Persönlichkeitsveränderungen, Gereiztheit oder Abkapseln führen oft zur Zerrüttung der Partnerschaft, zu Arbeitsunfähigkeit, Verlust der Anstellung und Entsozialisierung unter Hartz-IV-Bedingungen.

Jedes Jahr töten sich Borreliosepatienten, weil sie entweder die Schmerzen oder die Gewissheit nicht aushalten, von ihrem Arzt als Hypochonder stigmatisiert oder mit Psychopharmaka ruhiggestellt zu sein.

Der BFBD existiert seit zehn Jahren. Als bundesweite Patientenorganisation ist er das Dach für derzeit rund 80 regionale Borreliose-Selbsthilfegruppen und für knapp 1000 Einzelmitglieder. Die größte virtuelle Selbsthilfegruppe ist das Borrelioseforum www.borrelioseforum.de mit mehr als 13.000 registrierten Besuchern. Herzstück ist das telefonische Beratungsnetz, das zu sieben Zeiteinheiten pro Woche erreichbar ist. Frappierend die immerwährende Frage nach einem Arzt. Es gibt keinen Borreliose-Facharzt und auch keine Leitlinie. Die Arztsuchportale geben nichts her für Infektiologen. Aber es gibt Verhinderer, die sich anmaßen, das Meinungsbild der Borreliose beherrschen zu wollen und wissbegierigen Patienten unterstellen, sie hätten eine "angelesene Internet-Borreliose". Die wenigen Ärzte, die Borreliose behandeln, sind über Monate ausgebucht und arbeiten am Limit ihrer Zeit und Wirtschaftlichkeit.

Der Versorgungsmangel für Borreliosepatienten ist ein gesundheitspolstisches Desaster. Politiker sowie Ärzteschaft banalisieren das wahre Ausmaß dieser Infektionskrankheit, als ahnten sie die Kostenlawine, die unsere Volkswirtschaft überrollen wird, wenn typische Fehldiagnosen der Borreliose wie Fibromyalgie, Rheuma, Karpaltunnelsyndrom, Multiple Sklerose und Demenz ursächlich und nicht nur symptomatisch behandelt werden müssen.


Kontakt:
Borreliose und FSME Bund Deutschland e.V.
Postfach 41 50
64351 Reinheim
Geschäftsstelle:
Telefon: (06162) 969443
(keine Beratung)
Beratung: (01805) 006935
(14 Cent pro Minute aus dem deutschen Festnetz)
Mo. bis Do. 10.00 bis 12.30 Uhr,
Mo. und Fr. 18.00 bis 20.00 Uhr,
Sa. 16.00 bis 18,00 Uhr.
www.borreliose-bund.de
Mail: info@borreliose-bund.de


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Quelle:
Selbsthilfe 2/2009, S. 11
Zeitschrift der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe
von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung
und ihren Angehörigen e.V.
Herausgeber: BAG Selbsthilfe
Kirchfeldstr. 149, 40215 Düsseldorf
Tel.: 0211/31 00 6-0, Fax: 0211/31 00 6-48
E-Mail: info@bag-selbsthilfe.de
Internet: www.bag-selbsthilfe.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juli 2009