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UMWELT/1795: Wir brauchen ein Nothilfeprogramm für den Erhalt biologischer Vielfalt


Pressemitteilung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 14. November 2018

14. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention für Biologische Vielfalt: Wir brauchen ein Nothilfeprogramm für den Erhalt biologischer Vielfalt


Zum Auftakt der 14. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention für Biologische Vielfalt (CBD) am 17. November in Sharm El-Sheikh / Ägypten erklärt Steffi Lemke, Parlamentarische Geschäftsführerin und Sprecherin für Naturschutzpolitik:

Auch wenn offiziell erst im Jahr 2020 vom Weltrat für Biodiversität Resümee gezogen wird, ist schon heute klar, dass die Uhr beim Artensterben auf fünf vor Zwölf steht und wir drohen die Ziele zum Erhalt der Biodiversität meilenweit zu verfehlen. Vögel und Insekten sterben aus, Meere werden leer gefischt, die Klimakrise setzt Ökosystemen weltweit zu und Tropenwälder werden durch Abholzung zerstört, weil zu viele Staats- und Regierungschef, die selbstgesteckten Ziele zum Schutz der Biodiversität ignorieren. Eine Trendumkehr ist dringend erforderlich, denn der Verlust an Artenvielfalt bedroht die Grundlagen unserer Existenz.

Doch die Bundesregierung liefert bei der Biodiversitätspolitik lediglich Sonntagsreden, Blümchenpapiere und Ankündigungen die im Nichts verlaufen und ist für 13 Jahre Stillstand im Kampf gegen das Artensterben mitverantwortlich. Damit wir den Verlust an Artenvielfalt endlich bremsen, brauchen wir ein Nothilfeprogramm für den Erhalt biologischer Vielfalt. Dazu gehört es die EU-Agrarpolitik so zu reformieren, dass die öffentlich finanzierten Gelder an den Natur- und Artenschutz gekoppelt sind und die subventionierte Naturzerstörung ein Ende hat.

Hintergrund:

Aktuelle Studien zeigen den dramatischen Verlust an biologischer Vielfalt. Die Bestände von Wirbeltierarten haben sich seit den 1970er Jahren im Durchschnitt mehr als halbiert. Drei von vier Vogelarten, die eigentlich hierzulande heimisch sind, gelten mittlerweile als gefährdet. Selbst "Allerweltsarten" wie Feldlerche und Spatz sind bedroht. Wir erleben massive Rückgänge der Insektenbiomasse von bis zu 90 Prozent in zahlreichen Insektengruppen bis hin zu Verlusten von Arten. 39 Wildbienenarten sind inzwischen ausgestorben. Dabei hat jede einzelne Art eine wichtige Funktion im Ökosystem, im Zusammenspiel der Kräfte der Natur auf unserer Erde.

Die Konvention der biologischen Vielfalt (CBD) versucht seit einem Vierteljahrhundert, durch völkerrechtlich bindende Vereinbarungen die Biodiversität zu schützen, das Artensterben zu stoppen und eine nachhaltige Nutzung einzuleiten. Dazu wurde auf der Vertragsstaatenkonferenz in Nagoya im Jahr 2010 eine ambitionierte Strategie mit den 20 Aichi Zielen beschlossen, die bis 2020 erreicht werden sollen. Zwei Jahre vor Ablauf des strategischen Plans ist bereits klar: Die Erreichung aller Ziele ist bis zur Zielmarke 2020 nicht mehr möglich. Aktuell haben bereits Diskussionen begonnen, wie eine neue Zielsetzung für die Biodiversitätspolitik nach dem Jahr 2020 auf internationaler Ebene aussehen soll. Dabei ist klar, dass eine reine Fristverlängerung für die bisherigen Ziele auf das Jahr 2030 ohne verbesserte Umsetzungsmechanismen und konkrete Maßnahmen keine Option sein darf.   *

Quelle:
Pressemitteilung vom 14. November 2018
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. November 2018

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