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WIRTSCHAFT/2922: Bayer - Profite zulasten von Menschen und Umwelt statt Strategien für die Zukunft


Pressemitteilung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 28. April 2020

Bayer - Profite zulasten von Menschen und Umwelt statt Strategien für die Zukunft


Zur heutigen Hauptversammlung der Bayer-AG erklären Harald Ebner, Sprecher für Gentechnik- und Bioökonomiepolitik, und Uwe Kekeritz, Sprecher für Entwicklungspolitik:

Harald Ebner, Sprecher für Gentechnik- und Bioökonomiepolitik:

Unbeirrt vom Glyphosat-Desaster setzt der Konzern auf Umweltgifte, will die Zulassung für Glyphosat verlängern, setzt auf Gen-Pflanzen statt Artenvielfalt, trickst bei Studien. Wo bleibt die Verantwortung des globalen Konzerns, etwa bei der Gestaltung einer umwelt- und menschenverträglichen Versorgung, die unsere natürlichen Lebensgrundlagen erhält?

Im Gegensatz zu Bayers Nachhaltigkeits-Sonntagsreden stehen auch Zulassungsanträge für neue bienenschädliche Insektizide und der wachsende Export von Pestiziden etwa nach Brasilien oder Südafrika, die in der EU längst als Gesundheitsrisiko verboten sind.

Auch Bayers Transparenzversprechen bleiben hohl, wenn Skandale wie verdeckte Auftragsstudien zur Beeinflussung von Zulassungsverfahren nicht aufgeklärt und bei der virtuellen Bayer-Hauptversammlung unter dem Corona-Vorwand die Rechte von Kleinaktionären massiv beschnitten werden.

Herausforderungen wie die Klimakrise und das Artensterben sind nicht mit gescheiterten Ideen von gestern zu lösen. Wer weiterhin unsere natürlichen Lebensgrundlagen gefährdet und Bestäuber vernichtet, von deren Existenz unser Überleben abhängt, riskiert einen ökologischen, globalen Shutdown. Wir haben diese Erde nur von unseren Kindern geborgt. Nur mit einem klaren Kurswechsel hin zu nachhaltigen und gesellschaftlich akzeptierten Lösungen kann Bayer langfristig erfolgreich sein. Die zusätzlichen Einnahmen, die Bayer durch die Coronakrise erzielt, sollte der Konzern zum Beispiel in die Forschung zur Gestaltung der Zukunftsaufgabe nachhaltige Agrarwirtschaft investieren.

Uwe Kekeritz, Sprecher für Entwicklungspolitik:

Der Export hochgiftiger Pestizide in den Globalen Süden ist ein Riesengeschäft. Bayer und andere Chemiekonzerne profitieren von den häufig laxen Regulierungen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Brasilien beispielsweise hat unter der Präsidentschaft Bolsonaros über 500 neue Agrargifte zugelassen. Wir brauchen eine Stärkung der internationalen Übereinkommen zum Pestizideinsatz und ein Exportverbot von hochgiftigen Pestiziden, die in der EU oder in Deutschland verboten sind. Ein Stoff, der bei uns gefährlich ist, ist es im Globalen Süden noch um ein Vielfaches mehr.

Unternehmerische Sorgfaltspflichten enden nicht in dem Moment, wenn ein Produkt verkauft wird. Bayer kann sich nicht darauf berufen, dass bei korrekter Anwendung die Mittel völlig ungefährlich seien, ohne sich darum zu kümmern, wo und wie sie zum Einsatz kommen. So, wie Hersteller auch für den Verbleib von Schusswaffen verantwortlich sind, sollte es auch bei hochtoxischen Substanzen sein. Wir sprechen hier von Wirkstoffen, die selbst in Europa mit vergleichsweise hohen Standards im Arbeits- und Umweltschutz verboten sind, da sie als zu gesundheitsgefährdend oder umweltschädigend eingestuft werden. Wie sicher der Einsatz in Ländern ist, in denen weder Umwelt- noch Sicherheitsstandards ausreichend eingehalten werden und die Pestizide häufig ohne Schutzkleidung oder gleich großflächig aus Flugzeugen auf die Felder gesprüht werden, kann man sich ausmalen. Auch deshalb brauchen wir endlich ein Lieferkettengesetz, das die Unternehmensverantwortung entlang der Lieferketten gesetzlich vorschreibt - und zwar in beide Richtungen. Es gibt nicht nur Sorgfaltspflichten in Bezug auf Produktionsbedingungen, sondern eben auch dafür, welchen Schaden die eigenen Produkte anderswo anrichten. Neben dem ausgelagerten Verbrauch von Wasser und Böden und der Verschiebung von Treibhausgasemissionen in arme Länder darf auch diese Form der Vernichtung unserer gemeinsamen Lebensgrundlagen nicht weiter ohne Konsequenzen bleiben. Hier muss sich die Politik endlich auf die Seite der Menschen und der Umwelt stellen - auch gegen die Interessen der Großindustrie.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 28. April 2020
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
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Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. April 2020

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