Schattenblick → INFOPOOL → PARLAMENT → DIE LINKE


INNEN/4715: Bundesregierung stößt Tür zur Gesinnungsjustiz auf


Presseerklärung - DIE LINKE. im Bundestag vom 11. Januar 2017

Bundesregierung stößt Tür zur Gesinnungsjustiz auf


"Mit ihren Vorstellungen entfernen sich Innenminister de Maizière und Justizminister Maas weiter von den Vorgaben des Rechtsstaates", kritisiert die innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Ulla Jelpke, das Sicherheitspaket der Bundesregierung. Jelpke weiter:

"Es ist empörend, wie der furchtbare Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt jetzt zu weiteren Gesetzesverschärfungen genutzt wird. Der Attentäter Anis Amri hätte auf Grundlage der bestehenden Gesetze an seiner Tat gehindert werden können. Im Kampf gegen den Terrorismus gibt es keine Gesetzeslücken, sondern allenfalls Vollzugslücken.

Mit dem verschärften Vorgehen gegen sogenannte Gefährder lehnen sich der Innen- und der Justizminister weit über das Grundgesetz hinaus. Ein Gefährder ist eine Person, die bislang keine Straftat begangen hat und der selbst das Planen einer Straftat nicht nachgewiesen werden kann. Ausschlaggebend für die Einstufung als Gefährder ist lediglich eine Einschätzung der Sicherheitsbehörden über eine möglicherweise drohende Straftat. Inhaftierungen oder schwere Eingriffe wie elektronische Fußfesseln aufgrund bloßer Mutmaßungen sind aber mit dem Grundsatz der Unschuldsvermutung nicht zu vereinbaren. Mit ihren Plänen für einen neuen Haftgrund und erweiterte Abschiebehaft öffnen de Maizière und Maas die Tür zur Gesinnungsjustiz.

Völlig unsinnig ist zudem die Ausweitung des sogenannten Ausreisegewahrsams auf zehn Tage. Die Bundesregierung bleibt eine Erklärung schuldig, was diese Schikane von Ausreisepflichtigen mit Terrorbekämpfung zu tun haben soll. Wer die Asyl- mit der Sicherheitsdebatte vermischt, zündelt. Das einzig Richtige am Zehn-Punkte-Plan der beiden Minister ist die Ausweitung der Präventionsprogramme, sofern sie unabhängig vom Verfassungsschutz betrieben werden."

*

Quelle:
Presseerklärungen - DIE LINKE. im Bundestag
vom 11. Januar 2017
Deutscher Bundestag
Fraktion DIE LINKE.
Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Telefon: 030/227 52800, Telefax: 030/227 56801
E-Mail: pressesprecher@linksfraktion.de
Internet: www.linksfraktion.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Januar 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang