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BUNDESTAG/3661: Heute im Bundestag Nr. 061 - 31.01.2013


Deutscher Bundestag
hib - heute im bundestag Nr. 061
Neues aus Ausschüssen und aktuelle parlamentarische Initiativen

Donnerstag, 31. Januar 2013 Redaktionsschluss: 10:15 Uhr

1. Plädoyers für nachhaltige Firmenpolitik
2. SPD will die Lage von Opiatabhängigen in Substitutionsbehandlung verbessern



1. Plädoyers für nachhaltige Firmenpolitik

Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

Berlin: (hib/LDI) Was Nachhaltigkeit in der Welt der Wirtschaft bedeuten kann, darüber diskutierte der Parlamentarische Beirat für nachhaltige Entwicklung in seiner Sitzung am Mittwochabend. Dazu hatte das Gremium unter Vorsitz von Andreas Jung (CDU/CSU) Experten aus der Wirtschaft geladen, die über ihre Erfahrungen am Markt berichteten. Sina Trinkwalder, Gründerin der Manomama GmbH, schilderte ihre Definition von nachhaltiger Unternehmensführung. "Wir brauchen Mut und Menschlichkeit in den Unternehmen", sagte Trinkwalder. Ihr Betrieb mit derzeit rund 100 Mitarbeitern produziert ökosoziale Bekleidung in Deutschland - trotzdem sei diese bezahlbar. Von Banken werde sie jedoch kaum unterstützt. Wirtschaft und Politik hätten für ihre Unternehmensstrategie oft nur ein "müdes Lächeln" übrig. Sina Trinkwalder definiert Gewinn anders. Für sie sind dies nicht die schwarzen Zahlen auf dem Papier, sondern die Menschen in ihrem Job. "Bei uns sind die Arbeitszeiten flexibel, die Mitarbeiter können selbst bestimmen, wann sie arbeiten, wir haben keine befristeten Arbeitsverträge und zahlen einen Mindestlohn von zehn Euro pro Stunde."

Nachhaltige Unternehmenspolitik und Vertrauen seien untrennbar miteinander verbunden, sagte Rüdiger Stein von der Firma Pace Paparazzi Catering & Event GmbH. "Transparenz und Kommunikation sind dafür wichtig."

Nachhaltige Unternehmenspolitik sei eine gesellschaftliche Debatte, die geführt werden muss, forderte Dr. Michael Walther von der Universität Kassel. Derzeit existiere nachhaltiges Denken vor allem im Mittelstand - mehr als in den großen Konzernen, resümierte Walther.

Dort seien viele Familienunternehmen zu Hause, die Frage der nächsten Generation stelle sich bereits bei der Gründung der Firma, meinte Dr. Peter von Möller vom Familienunternehmen Möller Group GmbH zum Thema Langfristigkeit. Zudem seien Unternehmerfamilien näher am Betrieb dran, was nicht mit dem angelsächsischen Unternehmertum gleichzusetzen sei, so der Geschäftsführer.

Volker Weber vom Forum nachhaltige Geldanlagen unterstrich in der Sitzung des Beirates unter anderem, dass Beschäftigungssicherheit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Chancengleichheit zwischen Frau und Mann im ökonomischen Feld zunehmend wichtiger werden. Nachhaltigkeit stehe heute auch für Lebensqualität.

Für Sina Trinkwalder sind monetäre Werte nur "Möglichmacher". Ihre Art des Wirtschaftens weckte bei den Abgeordneten Neugier, inklusive kritischer Nachfragen, wie diese Form des Kalkulierens funktioniere. Doch Sina Trinkwalder betont, sie setze in ihrem Unternehmen auf die Menschen und wünscht sich dafür mehr Respekt und Anerkennung auch seitens der Politik. Denn in ihrem Unternehmen zählten nicht die Zahlen um jeden Preis.

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2. SPD will die Lage von Opiatabhängigen in Substitutionsbehandlung verbessern

Gesundheit/Antrag

Berlin: (hib/TVW) Die Fraktion der SPD fordert die Bundesregierung auf, die Bedingungen für die Substitutionsbehandlung von Opiatabhängigen sowohl in Freiheit als auch im Maßregel- und Strafvollzug zu verbessern. Das am 21. Juli 2009 in Kraft getretene "Gesetz zur diamorphingestützten Substitutionsbehandlung" habe die rechtlichen Voraussetzungen für die Anwendung von Substitutionen als Bestandteil der Regelversorgung geschaffen. Nach Ansicht der SPD stehen die rechtlichen Rahmenbedingungen der Substitutionsbehandlung nach den Änderungen der entsprechenden Richtlinie der Bundesärztekammer im Jahr 2010 jedoch im Konflikt mit dem Stand der medizinischen Wissenschaft. Zudem sei insbesondere im Maßregel- und Strafvollzug die Möglichkeit zur Substitutionsbehandlung nur bedingt gegeben.

Die Abgeordneten halten es für erwiesen, dass es durch qualitätsgestützte Substitutionsbehandlung mit Methadon und Buprenorphin, die diamorphingestützte Behandlung sowie durch medizinische und soziale Hilfeangebote gelungen sei, immer mehr Drogenabhängigen einen Ausstieg aus der Sucht zu ermöglichen oder sie gesundheitlich zu stabilisieren. "Die Effektivität der Substitutionsbehandlung hinsichtlich der Reduktion von Kriminalität und Sterberaten sowie sozialer Belastungen und besserer therapeutischer Haltequoten ist vielfach belegt", legen die Abgeordneten dar. Die entsprechenden Angebote müssten daher ausgebaut werden. Dafür bedürfe es einer Reform sowohl des sogenannten Abstinenzparadigmas in der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV) als auch der einschlägigen Strafandrohungen im Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Ferner verlangen die Abgeordneten, "die Gewährleistung und die Kontinuität von Substitutionsbehandlungen auch für opiatabhängige Strafgefangene und für Opiatabhängige im Maßregelvollzug sicherzustellen".

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Quelle:
Heute im Bundestag Nr. 061 - 31. Januar 2013 - 10:15 Uhr
Herausgeber: Deutscher Bundestag
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Februar 2013