Schattenblick →INFOPOOL →PARLAMENT → FAKTEN

PETITION/164: Ärzte - Stopp der Ambulanten Kodierrichtlinien (Bundestag)


Deutscher Bundestag

Petition:
Ärzte - Stopp der Ambulanten Kodierrichtlinien vom 28.11.2010


Petitionsdetails
Hauptpetent: Neuhauser, Tobias
Ende Mitzeichnungsfrist: 16.02.2011
Stand der Bearbeitung: in der Mitzeichnung
Anzahl Mitzeichnungen: 11.851 Mitzeichner (Stand 10.02.11 / 15.43 Uhr)



Text der Petition

An die Politiker aller Parteien: Bitte stoppen sie die "Ambulanten Kodierrichtlinien", wie sie von den gesetzlichen Krankenkassen und der "Kassenärztliche Bundesvereinigung" unter Inkaufnahme großer zeitlicher Belastungen für ambulant tätige Ärzte, aber ohne sachliche Notwendigkeit für die Patientenversorgung durchgedrückt werden. Begründung

Ich schreibe diese Petition als Hausarzt einer ländlich strukturierten Region. Gerne hätte ich einen 48-Stunden-Tag um meinen Patienten die Zeit zu widmen, die für eine gute ambulante Versorgung notwendig ist. Mit der für 2011 geplanten Einführung der "Ambulanten Kodierrichtlinien" (AKR) wird die sowieso schon knappe Zeit im Ambulanten Bereich noch weiter gekürzt und gefährdet damit die Qualität in der Medizin. Auch schreckt dieses Mehr an Bürokratie die dringend in Deutschland benötigten jungen Ärzte ab hier zu bleiben, anstatt scharenweise in die Schweiz zu gehen.

Warum sind diese Kodierrichtlinien so katastrophal? Hierzu nur drei Beispiele: Es wird verlangt, dass über fünf (!) Stellen kodiert wird und damit schon für eine einzige Diagnose ein zusätzlicher Zeitbedarf von bis zu 10 min notwendig werden kann. Weiterhin müssen die Diagnosen chronisch kranker Patienten jedes Quartal neu begründet werden - jedes Quartal von Neuem unsinnige Arbeit. Kodes werden hinzugefügt, wenn der Patient ein Rezept holt und werden wieder gelöscht wenn er in die Sprechstunde kommt. Und so weiter... . Anhand eines Versuches mit einhundert Praxen in Bayern sowie minuziös dokumentierter Einzeltests wurde festgestellt: Dieser Aufwand kostet uns ambulant tätige Haus- und Fachärzte zwischen einer und zwei Stunden an zusätzlicher Büromedizin pro Tag!

Dabei dient diese "Kodiererei" in keinster Weise einer besseren Patientenversorgung! Die KBV schreibt hierzu bezeichnenderweise selber: "anamnestische Diagnosen ohne Leistungsbezug sind nicht zu übermitteln". Es interessiert offensichtlich gar nicht, was für den Patienten wichtig ist! Der einzige Sinn der AKR besteht vielmehr in der Erfassung von statistischen Daten zur Häufigkeit von Erkrankungen (Morbidität). Diese Information lassen sich aber auch anders und mit viel weniger Aufwand erfassen. Völlig absurd ist die Aussage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, die Ärzte hätten dieses System ja selber gewünscht um endlich gerechter abrechnen zu können.

Durch politische Vorgaben in 2008 wurden Kassenvertreter, Statistiker und andere Theoretiker in die Lage versetzt dieses Kodiersystem zu entwickeln. Nicht beteiligt waren Patienten und ambulant tätige Ärzte. Diese sollen jetzt ohne Rücksicht auf die immensen zeitlichen Belastungen ein Verfahren umsetzten, das in dieser Form völlig unnötig ist und gleichzeitig dem Arzt 10 bis 20% seiner Arbeitskraft entzieht. Dieses Vorgehen stiehlt dem kranken Menschen die so notwendige Zuwendung und Aufmerksamkeit durch seine Ärzte und reduziert damit die Qualität in der Medizin. Auch ein in letzter Zeit häufig versprochener Bürokratieabbau sieht anders aus.

Deshalb soll diese Petition ein Appell an unsere Gesundheitspolitiker sein, sich diese bürokratischen Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen bewusst zu machen und Abhilfe zu schaffen!


Sie finden diesen Text auf der Internet-Seite des Deutschen Bundestages - dort kann die Petition mitgezeichnet werden:
https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=15520

Wie Sie eine Petition online unterstützen können, erfahren Sie unter dem folgendem Link:
https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=help;page=petsign


*


Quelle:
Deutscher Bundestag
Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Telefon: +49 (0)30 227 0
E-Mail: mail@bundestag.de
Internet: www.bundestag.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Februar 2011