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MECKLENBURG-VORPOMMERN/1252: Antisemitismus-Vorwurf an Günter Grass ist erbärmlich und unredlich (SPD)


SPD-Landtagsfraktion Mecklenburg-Vorpommern - 5. April 2012

Reflexartiger Antisemitismus-Vorwurf an Günter Grass ist intellektuell erbärmlich und politisch unredlich

Dr. Norbert Nieszery: "Was gesagt werden muss" ist ein Aufruf zum Gewaltverzicht



Der Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Günter Grass hat sich heute mit einem Gedicht zu Wort gemeldet, das einen Sturm der Entrüstung ausgelöst hat. Unter der Überschrift "Was gesagt werden muss" fordert er den Verzicht auf die Lieferung eines weiteren U-Boots nach Israel und "dass eine unbehinderte und permanente Kontrolle des israelischen atomaren Potentials und der iranischen Atomanlagen durch eine internationale Instanz von den Regierungen beider Länder zugelassen wird". Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Dr. Norbert Nieszery wies heute die daraufhin gegen Grass erhobenen Antisemitismus-Vorwürfe zurück:

"Der reflexartig erhobene Vorwurf des Antisemitismus gegen jeden, der Israel kritisiert, ist intellektuell erbärmlich und politisch unredlich. Dieser Reflex ist so stark im deutschen Schuldstolz verankert, dass auch Grass' deutliches Bekenntnis zu Israel von derlei Kritikern schlicht ignoriert wird. Ich frage mich: wer, wenn nicht ein großer Dichter unserer Zeit, soll denn sonst mahnend gegen den Zeitgeist aufbegehren? Der Appell von Günter Grass steht in einer klaren humanistischen Tradition, dennoch wird er von der politischen Klasse scharf kritisiert. Aber es ist doch nicht unredlich, den Verzicht auf Gewalt zu fordern angesichts der verheerenden Gefahr, die von der Atombombe ausgeht! Die Forderung nach atomarer Abrüstung, ganz gleich gegenüber welcher Nation, ist für die gesamte Menschheit von existenzieller Bedeutung. Günter Grass befürchtet insbesondere, dass wir Deutschen uns - aus einer falsch verstandenen Wiedergutmachung an Israel heraus - mitschuldig an einem Atomkrieg im Nahen Osten machen. Darauf aufmerksam zu machen, auch - vielleicht sogar besonders - als Deutscher ist ein Akt tief empfundener Menschlichkeit, für den ich Günter Grass meinen ganzen Respekt zolle. Ich verstehe nicht, warum es heute immer noch nicht möglich ist, Kritik an Israel zu üben, ohne dafür mit der Antisemitismuskeule verdroschen zu werden und ein entsetztes Aufheulen der vermeintlichen Gutmenschen zu provozieren."

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Quelle:
Pressemitteilung der SPD-Landtagsfraktion Mecklenburg-Vorpommern
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. April 2012