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NORDRHEIN-WESTFALEN/2282: Der Stand der Forschung in NRW (Li)


Landtag intern 1/2017
Informationen für die Bürgerinnen und Bürger

Der Stand der Forschung in NRW
Landtag diskutiert die Wissenschaftspolitik der Landesregierung

von Wibke Busch, Michael Zabka und Dr. Stephan Malessa


26. Januar 2017 - Unter dem Titel "Starke Forschung, starkes Land - Forschungsland NRW" hat Wissenschaftsministerin Svenja Schulze den Landtag über ihre Wissenschaftspolitik unterrichtet. In der Plenardebatte ging es darum, wie das Land bei Forschung und Lehre aufgestellt ist - im bundesweiten und im internationalen Vergleich.


Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) sagte: Die Investitionen in Wissenschaft und Forschung seien in sechs Jahren um 45 Prozent erhöht worden, für das laufende Jahr seien mehr als 8,4 Milliarden Euro vorgesehen. "So viel wie noch nie in der Geschichte unseres Landes." Ein Viertel des wissenschaftlichen Nachwuchses werde hier ausgebildet und NRW belege mit Baden-Württemberg Platz eins beim Einwerben von EU-Fördermitteln. Die Forschungspolitik sei neu ausgerichtet und die "Lösungen für die großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit" seien in den Mittelpunkt gestellt worden.

Diese Ausrichtung kritisierte Dr. Stefan Berger (CDU): Das Programm Fortschritt NRW habe in erster Linie soziale Innovationen im Blick, nicht technische. "Sie haben keine Antenne für das Thema Forschung", warf er der Ministerin vor. NRW investiere nur 1,98 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Forschung und Entwicklung, das sei bundesweit der viertletzte Platz. Er forderte u.a. "eine weitreichende Hochschulautonomie, starke Hochschulpräsidien und flache Führungshierarchien" sowie eine digitale Forschungs- und eine eigenständige Hightech-Strategie.

Dietmar Bell (SPD) wies die Kritik der Opposition zurück. Die CDU habe ein Zerrbild des Wissenschaftsstandortes NRW gezeichnet. So sei das Land bundesweit Spitze bei der Ausbildung im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) und zum "Impulsgeber" für Hochschulpolitik geworden. Allein in den Wissenschaftsstandort Aachen würden bis 2020 rund 1,6 Milliarden Euro investiert, u.a. in die dortige Hochschule und die Universitätsklinik. "Wir werden unseren Weg weitergehen für ein starkes und zukunftsfestes NRW mit einer europaweiten Spitzenleistung in Wissenschaft und Forschung."

Investitionen

Angela Freimuth (FDP) erwiderte, die Ministerin habe das Bild eines Landes "von Milch und Honig" gezeichnet. Die Realität sehe anders aus. So schnitten beispielsweise süddeutsche Hochschulen in internationalen Rankings besser ab als nordrhein-westfälische. Unter Rot-Grün müsse ein Professor im Schnitt 15 Studierende mehr betreuen. Dies habe Auswirkungen auf alle Beteiligten und die Wissenschaft und Forschung. "Das darf uns nicht zufriedenstellen." In Niedersachsen werde mehr Geld pro Studierendem ausgegeben. Ziel müsse sein, die Rahmenbedingungen für Wissenschaft und Forschung im Land zu verbessern.

NRW sei eine der führenden Wissenschaftsregionen Europas und verfüge über eine "hervorragend aufgestellte Wissenschafts- und Forschungslandschaft", sagte Dr. Ruth Seidl (GRÜNE). Die "enormen Investitionen" der vergangenen Jahre in Bildung und Forschung hätten die Grundlage für eine erfolgreiche und nachhaltige Entwicklung des Landes gelegt. Kein anderes Bundesland investiere so viel in Wissenschaft und Forschung wie NRW. Sie hob die Bedeutung der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Unternehmen sowie den Wissenschaftstransfer hervor. Die Zukunft Nordrhein-Westfalens liege in der "Ressource Wissen".

Das Land Nordrhein-Westfalen verfüge mit 70 Hochschulen und 50 Forschungsinstituten über die dichteste Hochschullandschaft der Welt, sagte Dr. Joachim Paul (PIRATEN). Er erkenne die Bemühungen der Landesregierung und der Ministerin um die Hochschulen und das Forschungsland ausdrücklich an. Paul kritisierte jedoch eine "Verschulung" der Hochschulen. Darunter leide die "Kreativitätskultur". Dies gelte auch für den "Ranking- und Evaluierungswahn". Es werde mehr über Anträge und Drittmittel diskutiert als über wissenschaftliche Inhalte. Kreativität und Innovation seien aber kaum messbar.

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Quelle:
Landtag intern 1 - 48. Jahrgang, 31.01.2017, S. 5
Herausgeberin: Die Präsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen,
Carina Gödecke, Platz des Landtags 1, 40221 Düsseldorf
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. April 2017

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