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RHEINLAND-PFALZ/3400: "Auschwitz beginnt, wo zur Gewalt geschwiegen wird" (Landtag Rheinland-Pfalz)


Landtag Rheinland-Pfalz - Pressemitteilung vom 27. Januar 2015

Mertes: "Auschwitz beginnt, wo zur Gewalt geschwiegen wird"

Plenarsitzung zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus



"Auschwitz beginnt dort, wo geschwiegen wird, wo zugelassen wird, dass Menschen bedroht und ausgegrenzt, stigmatisiert und gedemütigt, entrechtet und verfolgt werden. Heute ist es möglich, die Entwicklung vom Ende und vom Anfang aus zu betrachten. Heute gedenken wir der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee vor genau 70 Jahren. Heute wissen wir, wohin Schweigen führt und dass wir zu Gewalt nicht mehr Schweigen dürfen", so Landtagspräsident Joachim Mertes in seiner Rede m Plenarsaal des rheinland-pfälzischen Landtags zum 27. Januar, dem Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus.

Weiter sagt Mertes: "Aus Auschwitz lernen heißt: Als Demokraten dürfen wir nicht schweigen. Wir müssen unsere Stimme erheben und, wenn es Not tut, wehrhaft sein. Denn Auschwitz beginnt dort, wo geschwiegen wird. Nur Menschen konnten eine solche Tragödie wie sie Auschwitz war, schaffen, und nur Menschen können sie verhindern." Mertes forderte dazu auf, Verantwortung zu übernehmen dafür, dass das Fundament unserer Demokratie bei uns gelebt wird: zu differenzieren statt Sündenböcke zu suchen, die Dinge von verschiedenen Seiten zu betrachten, Argumente zu gewichten, einen Dialog zu führen und - nicht zuletzt - Vielfalt und Widersprüche auszuhalten und für unsere Grundwerte einzustehen. Mertes dankte den Menschen, die nach den Pariser Anschlägen für die Freiheit und gegen islamistischen Terror und Antisemitismus auf die Straße gegangen seien und damit ein eindrucksvolles Zeichen gesetzt hätten. "Das ist die richtige Reaktion. So muss es sein. Dies macht auch unser heutiges Gedenken zu einem aktiven Beitrag in der Gegenwart."

Hauptrednerin der Gedenkveranstaltung ist Ruta Wermuth-Burak. Die Zeitzeugin ist eine Frau, die gleich in dreifacher Hinsicht zu den von den Nationalsozialisten verfolgten Gruppen gehörte: Sie ist Jüdin, sie ist Polin und sie war Zwangsarbeitern. Ruta Wermuth-Burak wurde 1928 in Ostpolen geboren, heute Ukraine. Der Deportation in das Vernichtungslager Belzec entrann sie, weil ihre Eltern sie aus dem fahrenden Todeszug warfen. Schließlich gelang es der Jugendlichen mit dem Mut der Verzweiflung und dank falscher Papiere, zu überleben. Als Zwangsarbeiterin war sie auch in einer Schuhfabrik in Rülzheim.

Der Landtag kommt heute, am 27. Januar 2015, zu seiner Plenarsitzung im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus zusammen. Es ist die zentrale Gedenkfeier in Rheinland-Pfalz, an der die Abgeordneten des Landtags, die Mitglieder der Landesregierung, Vertreter der Opferverbände, der Kirchen und viele im Bereich der Gedenkarbeit engagierte Menschen teilnehmen.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 27. Januar 2015
Landtag Rheinland-Pfalz
Herausgeber: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Januar 2015


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