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SCHLESWIG-HOLSTEIN/1857: Proteste gegen "Intensivtierhaltung" (Landtag)


Der Landtag Schleswig-Holstein
Parlamentszeitung Nr. 04 - April 2012

Proteste gegen "Intensivtierhaltung"
Rumpf: Bauern handeln verantwortungsvoll



Landwirtschaftsministerin Juliane Rumpf (CDU) hat den schleswig-holsteinischen Bauern attestiert, "sehr verantwortungsvoll" mit ihren Tierbeständen umzugehen. In ihrem Bericht zur Nutztierhaltung im Lande trat sie Vorwürfen von Opposition, Ökoverbänden und Tierschützern entgegen, die vor allem den Trend zu immer größeren Mastbetrieben anprangerten. Das Tierwohl habe "relativ viel mit guten baulichen Voraussetzungen", aber "relativ wenig mit der konkreten Größe einer Anlage oder der Anzahl der gehaltenen Tiere" zu tun, so die Ministerin.


Heinz-Werner Jezewski (Linke) beklagte hingegen, dass die Lebensbedingungen der Tiere "mit Blick auf Produktionskosten auf das absolute Minimum heruntergedrückt" würden. Und auch der Grünen-Abgeordnete Bernd Voß warb für eine "flächengebundene und artgerechte Tierhaltung". Die beiden Oppositionsfraktionen forderten von der Landesregierung, sich für eine Kennzeichnungspflicht für Fleisch aus Massenproduktion einzusetzen.

Carsten-Peter Brodersen (FDP) nahm die Landwirtschaft gegen eine "Dämonisierung" in Schutz: "Das Tier und seine Gesundheit nehmen in der Ausbildung, aber auch im Arbeitsalltag seit jeher eine zentrale Rolle ein". Und Heiner Rickers (CDU) zeigte sich "stolz" auf die heimische Landwirtschaft, mahnte aber "Innovation und Fortschritt" an. So müsse sich die Politik mit umstrittenen Praktiken wie dem Beschneiden von Hühnerschnäbeln oder der Ferkelkastration befassen: "Wir dürfen die Augen davor nicht verschließen."

Lothar Hay (SPD) und Flemming Meyer (SSW) forderten vom Bund, den Kommunen mehr Mitspracherecht einzuräumen, wenn sich ein großer Mastbetrieb vor Ort ansiedeln will. Genehmigungsverfahren müssten "immer mit Öffentlichkeitsbeteiligung" ablaufen, so Hay. Und Meyer mahnte, "dass mit derartigen Anlagen die Siedlungsentwicklung der Gemeinden gehemmt wird, die Immissionsbelastungen zunehmen und der Außenbereich als Erholungsraum verloren geht".

Laut dem Bericht, der an den Umwelt und Agrarausschuss weitergeleitet wurde, ist ein Konzentrationsprozess in der schleswig-holsteinischen Landwirtschaft im Gange. Gab es 1999 noch über 3.200 Schweinemastbetriebe mit rund 1,37 Millionen Tieren, so war 2010 die Zahl der Betriebe um 54 Prozent auf 1.742 gesunken - die Zahl der Tiere jedoch um 19 Prozent auf 1,62 Millionen gestiegen.

(Drucksachen 17/1939, /2153, /2327)

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Quelle:
Der Landtag Schleswig-Holstein, Nr. 04 im April 2012, S. 8
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Mai 2012