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SCHLESWIG-HOLSTEIN/2037: Mehr Wald im Land - das wird teuer (Landtag)


Der Landtag Schleswig-Holstein
Parlamentszeitung Nr. 09 - Dezember 2013

PLENUM
Mehr Wald im Land: Das wird teuer



Schleswig-Holstein ist das waldärmste Flächenland in der Bundesrepublik. Laut Landesentwicklungsplan (LEP) soll aufgeforstet werden, bis zwölf Prozent der Landesfläche mit Wald bedeckt sind. Das wird aber teuer. Der Landtag hielt im November-Plenum dennoch an dem Ziel fest.


Rund 1,2 Milliarden Euro würde es kosten, um die Waldfläche im Land von derzeit gut zehn auf zwölf Prozent zu steigern. 30.000 Hektar müsste das Land innerhalb der nächsten 30 Jahre aufforsten. Die öffentliche Hand habe aber weder das Geld noch den nötigen Boden, sagte Umweltminister Robert Habeck (Grüne) im Landtag. Die im LEP verankerte Zwölf-Prozent-Marke sei daher ein "Symbol". Wichtiger sei es, so Habeck, nicht auf "Quantität", sondern auf "Qualität" zu setzen. Konkret: mehr Mischwald, mehr Naturwälder, die nicht wirtschaftlich genutzt werden, und strengere Jagdzeiten für bedrohte Waldtiere.

Mit seinem Abschied vom Zwölf-Prozent-Ziel stieß Habeck auf Widerspruch, auch in Reihen seiner eigenen Koalition. Zwar sei es schwer, an geeignete Flächen zu kommen, betonte Marlies Fritzen (Grüne). Das liege an "massiven Flächenkonkurrenzen" mit dem Maisanbau in der Landwirtschaft. Das Zwölf-Prozent-Ziel dürfe die Politik aber dennoch "nicht aus dem Visier verlieren", mahnte Fritzen. Sandra Redmann (SPD) hielt die zwölf Prozent für "mehr als nur ein Symbol". Die Marke sei "ein wichtiges Zeichen" und zeige "unseren Respekt vor dem Wald". "Diese Koalition wird sich nicht von den zwölf Prozent verabschieden", machte auch Flemming Meyer vom SSW deutlich. Es gebe eine "gesellschaftliche Verantwortung" für den Wald und seine Weiterentwicklung.

CDU und FDP machten sich zudem für die Interessen der Waldbesitzer stark. Der Unionsabgeordnete Heiner Rickers warnte vor einer "schleichenden Enteignung" von privaten Waldeigentümern. Sollten auch sie verpflichtet werden, ihren Wald zu Naturwald umzufunktionieren, müssten sie im Gegenzug eine Entschädigung bekommen, so Rickers. Ähnlich äußerte sich Oliver Kumbartzky (FDP): Das Eigentum der Privatwaldbesitzer sei zu respektieren. Mehr Naturwald bedeute zudem weniger Einnahmen aus der Forstwirtschaft. "Das könnte bedeuten, dass die Landesforsten wieder eine größere Unterstützung des Landes benötigen", sagte Kumbartzky.

Angelika Beer (Piraten) schlug angesichts steigender Bodenpreise vor, Ausgleichszahlungen für den Eingriff in die Natur nicht mehr in die Aufforstung, sondern direkt in den Landerwerb zu stecken: "Überlässt man dieses Land dann sich selbst, so entsteht mit der Zeit ganz von allein ein Primärwald."

Am Ende beschloss der Landtag einstimmig, am Ziel des Wald-Ausbaus festzuhalten. Minister Habeck stellte klar: "Selbstverständlich werden wir dem Wunsch folgen."

(Drucksachen 18/1271, /1284neu, /1299)


KASTEN
 
Die Wälder zwischen den Meeren

Laut dem letzten Waldbericht aus dem Jahr 2009 ist Schleswig-Holstein zwar waldarm, verzeichnet aber die größte Wald-Zuwachsrate aller Bundesländer - seit 1987 sind 7.000 Hektar dazugekommen. Zum Vergleich: Im Jahr 1780 betrug der Waldanteil im Lande nur vier Prozent, heute sind es 10,3. Innerhalb des Landes gibt es starke regionale Unterschiede: Im Südosten, im Kreis Herzogtum Lauenburg, stehen die meisten Bäume; der Waldanteil beträgt fast 25 Prozent. Die Marschen im Nordwesten sind hingegen fast unbewaldet. Die Hälfte des schleswig-holsteinischen Waldes befindet sich in Privatbesitz. Gut ein Drittel ist Landes- oder Bundeswald, der Rest gehört anderen öffentlichen Körperschaften. 61 Prozent der schleswig-holsteinischen Wälder bestehen aus Laubbäumen, 39 Prozent aus Nadelhölzern. 60 Prozent der Bäume sind jünger als 60 Jahre. In den schleswigholsteinischen Landesforsten betrug der Holzzuwachs 2012 rund 423.000 Kubikmeter, der Holzeinschlag 250.000 Kubikmeter. Gut 2.300 der 162.000 Hektar Waldfläche sind Naturwälder ohne Bewirtschaftung.

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Quelle:
Der Landtag Schleswig-Holstein, Nr. 09 im Dezember 2013, S. 16
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. März 2014