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SCHLESWIG-HOLSTEIN/2117: Platt in Radio und Fernsehen - NDR will "keine Biotope" (Landtag)


Der Landtag - Nr. 03 / Oktober 2015
Die Parlamentszeitschrift für Schleswig-Holstein

Platt in Radio und Fernsehen: NDR will "keine Biotope"


Sollte der Norddeutsche Rundfunk seine Radionachrichten im Lande auch auf Plattdeutsch bringen? Braucht Schleswig-Holstein eine wöchentliche Fernsehsendung nur auf Platt? Oder gar einen eigenen Spartenkanal für Platt-Snackers? Über diese Fragen diskutierte der Niederdeutsche Beirat des Landtages Ende September im Kieler Funkhaus mit der NDR-Spitze.


Ein Ergebnis: Den Rundfunkmachern liegt die Regionalsprache am Herzen. Aber sie verfolgen eine andere Strategie. Er wolle "keine Biotope" für Platt, betonte Funkhauschef Volker Thormählen. Die Sprache müsse "aus den Nischen raus" und den Hörern "überall im Programm begegnen". Feste Sendeplätze würden "überschätzt", stellte Thormählen fest - zumal jede Sendung im Nachhinein im Internet abgerufen werden könne. Und auch die Idee eines eigenen Platt-Senders fiel bei dem gebürtigen Dithmarscher durch: "Da bleibt die Zielgruppe unter sich". Stattdessen setzt der NDR auf plattdeutsche Elemente im "Schleswig-Holstein-Magazin" und auf kurze Beiträge nach dem Motto "Hör mal 'n beten to" im Radio. Die Sprache solle dem Hörer "unerwartet" begegnen, erläuterte Hörfunk-Chefin Bettina Freitag: "Ich will mehr Menschen erreichen als die, die sich ohnehin für Plattdeutsch interessieren." Daneben gebe es die traditionellen Hörspiele jeden zweiten Freitagabend oder die Klassiker "Vertell doch mal" und "Von Binnenland und Waterkant".

Die Mitglieder des Niederdeutschen Beirates - Vertreter von Heimatverbänden sowie Landtagsabgeordnete - waren nur teilweise zufrieden. Immerhin 1,3 Millionen Menschen zwischen Nord- und Ostsee verstünden Plattdeutsch, unterstrich Heiko Gauert vom Schleswig-Holsteinischen Heimatbund. Dies sei "keine Nische", sondern eine große Gruppe, die verlässliche Programmangebote erwarte. Der SSW-Abgeordnete Lars Harms forderte "stundenaktuelle" Nachrichten auf Platt, so wie sie die Hamburg-Welle des NDR produziere. Zudem sollten die norddeutschen Funkhäuser eine gemeinsame Niederdeutschsendung im TV an den Start bringen. "Das muss möglich sein", so Harms.

Das Treffen beim NDR war Teil zwei der Medien-Gespräche des Niederdeutschen Beirats. Im April hatten bereits die Chefredakteure der größten schleswig-holsteinischen Tageszeitungen Rede und Antwort gestanden (s. Landtagszeitschrift 02/2015).

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Quelle:
Der Landtag, Nr. 03 / Oktober 2015, S. 11
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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Tobias Rischer (verantwortlich)
Telefon: 0431/988 1120
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2015

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