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GESUNDHEIT/690: Patienten vor Missbrauch schützen - Ärzte dürfen nicht zu Verkäufern werden


Pressemitteilung der SPD-Bundestagsfraktion - 11. Mai 2012

AG Gesundheit

Patienten vor Missbrauch schützen: Ärzte dürfen nicht zu Verkäufern werden



Zum Antrag "Individuelle Gesundheitsleistungen eindämmen" der SPD-Bundestagsfraktion erklärt die zuständige Berichterstatterin Mechthild Rawert:

Mit unserem Antrag wollen wir Patientinnen und Patienten vor dem Missbrauch von Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) schützen und die Abzocke auf dem mittlerweile mehr als 1,5 Milliarden Euro Umsatz bringenden IGeL-Markt eindämmen. Patientinnen und Patienten, die zum Arzt gehen, sollen diesen auch treffen und nicht einem Kaufmann begegnen. Wir wollen, dass sie dort auch ohne Zeitdruck auf ärztliche Ethik vertrauen können.

In der Plenardebatte hat sich gezeigt, dass die FDP es an Fürsorge für die Patienten fehlen lässt. Wie sonst ist erklärbar, dass eine FDP-Vertreterin den Besuch in der Arztpraxis mit dem Besuch eines Geschäftes zum Kauf einer Hose verglichen hat. Patienten gehen in der Regel zum Arzt, weil sie auf eine wirksame Therapie für eine Krankheit hoffen, nicht weil sie etwas kaufen wollen. Der zunehmende Verkauf von IgeL-Leistungen ist ein grosses Problem, vor allem, wenn diese nicht nur keinen patientenrelevanten Nutzen erbringen, sondern sogar gesundheitlichen Schaden anrichten. Beim IGeL-Verkauf wird häufig suggeriert, dass das System der Gesetzlichen Krankenversicherung nur eine unzureichende medizinische Versorgung biete und daher Selbstzahlerleistungen für die Gesunderhaltung notwendig seien. Gesetzlich Versicherte erhalten flugs eine privat zu zahlende Privatbehandlung.

Wir vermissen Transparenz und Aufklärung über den Sinn und Unsinn der IGeL in den Arztpraxen. Es muss Schluss damit sein, dass Medizinische Fachangestellte zu IGeL-Verkäufern werden, bevor die Patienten überhaupt das Arztzimmer betreten hat. Das wichtige Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Arzt leidet darunter.

Wir fordern in unserem Antrag "Individuelle Gesundheitsleistungen eindämmen" deshalb eine Trennung von Leistungen nach dem Katalog der gesetzlichen Krankenversicherung und den IGeLn als Zusatzgeschäfte. Wir wollen, dass Vertragsärzte ihre Zeit den wirklich behandlungsbedürftigen Patienten zur Verfügung stellen und nicht, wie in einigen Praxen üblich, bis zu 30 Prozent mit IGeL-Geschäften verbringen. Wir fordern verbindliche Regelungen für einen schriftlichen Behandlungsvertrag vor jeder IGeL-Behandlung, fordern eine bessere Datenlage und mehr Studien über den IGeL-Verkauf. Für uns stehen die Patienten im Mittelpunkt.

Copyright 2012 SPD-Bundestagsfraktion

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 543 vom 11. Mai 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Mai 2012