Die kluge Entscheidung, Jaron Lanier mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels auszuzeichnen, zielt auf eine entscheidende Gestaltungsaufgabe des 21. Jahrhunderts.

Der Computerwissenschaftler und Internetpionier Jaron Lanier hat schon früh wegweisende Gedanken und kluge Visionen zur Kultur des Digitalen entwickelt. In "Wem gehört die Zukunft" stellt er die gewissermaßen sozialdemokratische Kernfrage: "Wie können wir verhindern, dass das Internet zum Herrschaftsinstrument wird, das einigen wenigen die Macht gibt, Milliarden von Menschen auszubeuten?".

Die Analysen von Jaron Lanier, der die digitale Wirtschaft mittlerweile als destruktiven Monopolkapitalismus beschreibt, müssen wir dringend diskutieren. Gerade damit sich die wirtschaftlichen, sozialen, politischen, kulturellen Chancen der neuen, weltweit vernetzten Gesellschaft entfalten können, müssen Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit neu verteidigt werden. Dafür braucht die digitale Gesellschaft Regeln, braucht einen neuen Gestaltungsrahmen.

Die Preisverleihung ist eine Mahnung an uns, verstärkt politische Antworten zu entwickeln, wie mit Big Data und neuer Marktmacht umzugehen ist, wie der Schutz der Privatsphäre, Datenhoheit und Datensicherheit wieder herstellbar sind, wie Meinungsvielfalt und Persönlichkeitsrechte zu sichern sind, wie die Arbeit von Kreativen und Urhebern wieder angemessen honoriert werden kann und nicht zuletzt wie unser System der Kulturförderung auf die digitale Zukunft ausgerichtet werden kann.

Daher gratuliere ich Jaron Lanier zu diesem Preis und beglückwünsche den Börsenverein des Deutschen Buchhandels, dass er der Debatte um die digitale Zukunft, die ja auch die eigene Branche existenziell betrifft, so neuen Schwung verleiht.

*