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AFRIKA/1344: Nigeria - Boko Haram laufen die Kämpfer davon (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 16. September 2015

Nigeria: Boko Haram laufen die Kämpfer davon - Anti-Korruptionskurs soll Extremismus eindämmen



Bild: © Chatham House. CC BY 2.0 via Commons

Nigerias Staatspräsident Muhammadu Buhari
Bild: © Chatham House. CC BY 2.0 via Commons

LAGOS/BERLIN (IPS) - In Nigeria legen nach Angaben der Armee immer mehr Kämpfer der islamistischen Terrormiliz 'Boko Haram' die Waffen nieder. Parallel dazu hat die neue Regierung von Staatspräsident Muhammadu Buhari der grassierenden Korruption den Kampf angesagt. Die Veruntreuung öffentlicher Gelder kostet den westafrikanischen Staat Milliarden und bringt ihn um die Chance, jungen Leuten eine Perspektive zu bieten und sie dadurch gegen radikale Ideologien zu immunisieren.

Die Strategie der Militärführung habe offensichtlich Erfolg, erklärte unlängst Armeesprecher Oberst Sani Usman gegenüber der Online-Zeitung 'ThisDay'. Demnach führt die Luftwaffe im Nordwesten des Landes im Rahmen ihrer Anti-Terrorismus-Operation 'Lafiya Dole' Präventivschläge gegen die Islamisten durch, während Bodentruppen das Gebiet mit Hilfe von Straßenblockaden kontrollieren.

"Viele Terroristen, die sich freiwillig der Armee ergeben, berichten, dass in ihren Reihen eine Massenpanik ausgebrochen sei", heißt es in einer Erklärung der Streitkräfte. Ihnen sei klar geworden, dass sich die Schlinge um ihren Hals immer weiter zuziehe. Usman zufolge sind die Aussichten günstig, mit vereinten Kräften die terroristischen Aktivitäten von Boko Haram zu einem raschen Ende zu bringen.

Auch der seit Mai amtierende Buhari zeigte sich zuversichtlich. Die Extremisten seien inzwischen viel zu geschwächt, um den Nordosten oder einen anderen Teil des Landes zu kontrollieren, ließ er kürzlich verlauten.


Verhandlungen um Freilassung verschleppter Mädchen

Wie er im Rahmen seines Frankreich-Besuchs am 15. September in Paris erklärte, werde derzeit mit einigen Rebellenführern über die Freilassung der mehr als 200 nigerianischen Mädchen verhandelt, die im April 2014 von Boko-Haram-Kämpfern aus ihrer Schule in Chibok in Nigerias nordöstlichstem Bundesstaat Borno verschleppt worden sind.

Im erdölreichen Nigeria leben nach Angaben des UN-Entwicklungsprogramms 62,6 Prozent der Bevölkerung in Armut. Zu einem wesentlichen Teil werden dafür Korruption und Misswirtschaft verantwortlich gemacht, gegen die die Regierung energisch vorgehen will.

"Bei diesem Kampf geht es um die Substanz unserer Nation. Die Bestechlichkeit ist so weit verbreitet, dass sie bereits ein Parallelsystem geschaffen hat", erklärte Vizepräsident Yemi Osibanjo kürzlich auf der Konferenz der katholischen Bischöfe Nigerias (CBCN) im Katholischen Pastoralzentrum nahe Port Harcourt im Namen Buharis.

Die Korruption sei schuld daran, dass ein potenziell wohlhabendes Land seine Bevölkerung kaum ernähren könne. "Hunderttausende Neugeborene und ihre Mütter sterben. Auch hunderttausende Todesfälle infolge von Infektionskrankheiten sind auf die Gier einiger Weniger zurückzuführen", verlas Osibanjo eine Botschaft des Präsidenten. Auf dem Korruptionsindex von 'Transparency International' belegt Nigeria den 136. Platz von 175 gelisteten Ländern.

Die Regierung betrachtet es als enorme Herausforderung, die jungen Menschen in Nigeria, die der Rhetorik von Boko Haram Glauben schenkten, von ihren radikalen Orientierungen abzubringen. Deshalb müssten die bislang hoffnungslos erscheinenden sozio-ökonomischen Bedingungen verbessert werden, die junge Männer und Frauen gegen ihr eigenes Land aufgebracht hätten. (Ende/IPS/ck/16.09.2015)

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IPS-Tagesdienst vom 16. September 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. September 2015

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