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AFRIKA/942: Nigeria - Todesstrafe soll Gefängnisse leeren, Mehrheit der Häftlinge nicht verurteilt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 11. Januar 2011

Nigeria: Todesstrafe soll Gefängnisse leeren - Mehrheit der Häftlinge nicht verurteilt


Lagos, 11. Januar (IPS) - In Afrika ist die Bilanz über die Bemühungen zur Abschaffung gemischt. Zwar wurde die Kapitalstrafe in Burundi und Togo aus den Statuten gestrichen, in Gambia hingegen wurde sie auf weitere Straftaten ausgeweitet. Auch in Nigeria soll sie künftig wieder vollstreckt werden, um die Gefängnisbevölkerung zu verringern. Doch nicht die Todeskandidaten 'verstopfen' die Zellen, sondern Häftlinge, die noch nicht rechtskräftig verurteilt wurden.

Im nigerianischen Strafvollzug sitzen derzeit 48.000 Menschen ein - eine geringe Zahl für ein Land mit 140 Millionen Einwohnern. Davon sind ganze 26.000 Untersuchungshäftlinge, die oftmals Jahre auf ihre Verhandlung warten müssen. Hingegen beläuft sich die Zahl der zum Tode Verurteilten auf knapp 1.000 Menschen.

Die nigerianischen Bundesstaatenbehörden haben das Gefängnispersonal im April letzten Jahres aufgefordert, die Papiere für die Vollstreckung der Hinrichtungen fertigzumachen. Doch bisher wurde kein einziges Todesurteil vollstreckt. Menschenrechtler führen diesen Umstand auf in- und ausländische Proteste und die Empfehlung der Nationalen Studiengruppe, die Vollstreckung der Todesstrafe auszusetzen.

Der Vorsitzende des Beratungsgremiums ist der Menschenrechtsanwalt Olawale Fapohunda. Zusammen mit seiner Organisation 'Legal Resource Consortium' setzt er sich derzeit für die Aufwertung der Verbrechensopfer ein. Er ist überzeugt: Erst wenn die Überkonzentration auf die Bestrafung aufhört, "kann eine gesunde Debatte über die Todesstrafe geführt werden". (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Januar 2011