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AFRIKA/990: Kenia - Angriffslustige Politikerin steigt in den Kampf um die Präsidentschaft ein (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. April 2011

Kenia: Angriffslustige Politikerin steigt in den Kampf um die Präsidentschaft ein

Von Protus Onyango


Nairobi, 26. April 2011 (IPS) - Martha Karua gilt als willensstark, zielstrebig und unerschrocken. Kein Wunder, dass die Veteranin der kenianischen Politik ganz nach oben will. Die einst überzeugte Mitstreiterin von Staatspräsident Mwai Kibaki legte 2009 ihr Amt als Justizministerin nieder und wird im nächsten Jahr als Vorsitzende ihrer eigenen Partei für die Präsidentschaft kandidieren.

Politisch aktiv ist Karua seit der Amtszeit von Daniel arap Moi, der Kenia von 1978 bis 2002 regierte. Sie war auch in der Nationalen Regenbogenkoalition (NARC) tätig, die den Aufbau einer Mehrparteien-Demokratie vorantrieb und letztlich die seit der Unabhängigkeit im Dezember 1963 herrschende Afrikanische Nationalunion Kenias besiegte.

Schon früh erfuhr Karua, was es bedeutet, als Mädchen in Kenias Zentralprovinz aufzuwachsen. Sie war jedoch gut in der Schule und studierte Jura an der Universität von Nairobi, wo sie 1980 ihren Abschluss machte. Ein Jahr danach wurde sie Anwältin am kenianischen High Court. Nachdem sie von 1981 bis 1987 als Richterin gearbeitet hatte, eröffnete sie ihre eigene Kanzlei.

"Mir wurde rasch klar, dass ich in die Politik musste, um mich wirksam für Frauenrechte und demokratische Ideale einzusetzen", berichtet Karua. Durch ihr unerschrockenes politisches Vorgehen wurde sie für Mois Regierung zu einem ständigen Ärgernis. Im Jahr 1997 kehrte sie der Regierung den Rücken zu, nachdem man ihr verboten hatte, auf einer politischen Kundgebung zu sprechen.

"Karua ist eine willensstarke Kämpferin für die Demokratie", sagt Koigi wa Wamwere, ein ehemaliger Abgeordneter, der unter Moi von 1990 bis 1993 und 1995 bis 1996 im Gefängnis saß. "Sie fürchtet sich vor niemandem. Sie ist die einzige Anwältin, die sich in den Jahren der Repression für mich eingesetzt hat."

Auch John Omulo von der Menschenrechtsgruppe 'Release Political Prisoners Trust' verehrt Karua als Politikerin. "Während die Männer zu viel Angst hatten, auf die Straße zu gehen, um die Exzesse des KANU-Regimes anzuprangern, stand Karua an vorderster Front und kämpfte für den Wandel. In ihrem Streben nach einem besseren Leben für alle war sie konsequent. Ohne sie wäre Kenia heute nicht da, wo es ist."


Gerade heraus und resolut

Karua wirkte bei der Gründung der NARC mit, die 2003 die landesweiten Wahlen gewann und damit die fast vier Jahrzehnte währende Herrschaft der KANU beendete. Als die Juristin ins Parlament einzog, war sie eine von sieben weiblichen Abgeordneten. Inzwischen sind 22 von insgesamt 222 Parlamentariern Frauen.

Karua unterstützte den derzeitigen Präsidenten Mwai Kibaki während seiner Zeit als Vorsitzender der Demokratischen Partei (DP) und auch noch nach den umstrittenen Wahlen 2007, aus denen die derzeitige Regierungskoalition Orange Demokratische Bewegung (OMD) mit dem Ministerpräsidenten Raila Odinga hervorging.

"Damals habe ich den Präsidenten unterstützt, weil die Wahlkommission es so wollte", meint die Politikerin. Im Januar 2008 wurde sie Justizministerin. Mitte 2009 legte sie ihr Amt jedoch nieder. "Mir wurde sehr schnell klar, dass es der neuen Regierung nur darum ging, Moi auszumanövrieren", sagt sie heute. "Sie hielt an denselben schlechten Angewohnheiten fest, die schon in der Moi-Ära üblich gewesen waren. Straffreiheit und Korruption sind immer noch an der Tagesordnung. Ich wollte mich nicht an einer Regierung beteiligen, die die Stimme des Volkes ignoriert."

Karua trat der NARC bei und steht mittlerweile an deren Spitze. "Ich habe an vorderster Front für die Frauen gekämpft. Sie stellen die Mehrheit der Wähler und ich hoffe, sie werden mir ihre Stimme geben. Ich habe so hart für die Demokratie in Kenia gekämpft", sagt Karua, "und ich denke, dass es mir gelingen wird, Kenia zum Besseren zu verändern." (Ende/IPS/jb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. April 2011