Schattenblick → INFOPOOL → POLITIK → AUSLAND


LATEINAMERIKA/1517: Bolivien - Kokaanbaufläche weiter rückläufig (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 23. September 2015

Bolivien: Kokaanbaufläche weiter rückläufig

von Ronald Joshua


WIEN (IPS) - In Bolivien ist es der Politik eines ehemaligen Kokabauern zu verdanken, dass sich die Kokaanbaufläche in dem Andenstaat im vierten Jahr in Folge verringert hat. Unter Evo Morales, der derzeit seine dritte Amtszeit als Staatschef absolviert, wurden die illegalen Pflanzungen zwischen 2013 und 2014 um elf Prozent zurückgedrängt.

Damit hat die Drogenanbaufläche in dem Andenstaat ihren bisher niedrigsten Stand seit Veröffentlichung der jährlich erscheinenden Studien des in Wien ansässigen UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) erreicht. Die Publikationen befassen sich mit den Koka-Produzentenländern Kolumbien, Peru und Bolivien, den Opiumherstellerstaaten Afghanistan, Laos und Myanmar sowie mit dem Cannabiserzeuger Marokko.

In Bolivien ist die Koka-Anbaufläche in den beiden zurückliegenden Jahren von 23.000 Hektar auf 20.400 Hektar, seit 2010 um mehr als ein Drittel geschrumpft, wie der UNODC-Vertreter in Bolivien, Antonino De Leo, erklärte. Morales ist seit 2006 bolivianischer Staatspräsident.

In dem südamerikanischen Land ist der Anbau der indigenen Kulturpflanze in den 22 Schutzgebieten, die 16 Prozent des bolivianischen Territoriums ausmachen, gesetzlich verboten. In sechs der Parks wurden im letzten Jahr auf 214 Hektar illegale Koka-Pflanzungen aufgespürt, davon 59 Prozent im Carrasco-Nationalpark.

Bolivien ist seit 2013 wieder Mitglied des Einheitsabkommens über Betäubungsmittel aus dem Jahr 1961. Dem südamerikanischen Land ist die Produktion einer Mindestmenge an Kokablättern erlaubt. Koka ist eine traditionelle Kultur- und Arzneipflanze, die unter anderem gegen Atemnot und Zahnfleischbluten helfen soll. Sie wurde schon von den Inka als Geschenk der Götter geschätzt.

Dem UN-Informationsdienst zufolge ist der Anbau von Koka in den Gebieten Los Yungas nordöstlich der Hauptstadt La Paz, im zentralbolivianischen Departement Cochabamba und In Norte de La Paz auf einer Fläche von 12.000 Hektar erlaubt. In diesen Gebieten wurden auch die größten Erfolge bei der Reduzierung der Anbaufläche erzielt.


Felder 'rationalisiert'

Die Regierung setzt bei der als 'Rationalisierung' bekannten Maßnahme vor allem auf den Dialog mit den Kokabauern und deren Gewerkschaften. Ein weiterer Faktor ist der drastische Rückgang der Rückgang der Erträge der alten Pflanzungen in Los Yungas. In Cochabamba wurden 7.400 Hektar sowie in Los Yungas und in Norte de La Paz 3.200 Hektar zerstört, weitere in 526 Hektar in Santa Cruz im Südosten und Beni im Nordosten.

Das Produktionspotenzial für 2014 wurde auf 33.1000 Tonnen Kokablätter geschätzt. Insgesamt ging der monetäre Gesamtwert von 294 Millionen auf 282 Millionen Dollar zurück. Die Kokablätter trugen im letzten Jahr zu 0,9 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Der Anteil an den Agrareinnahmen lag bei 8,8 Prozent.

2014 wurden zudem 19.800 Tonnen Kokablätter beziehungsweise 60 Prozent der Produktion auf den dafür vorgesehenen Märkten Villa Fátima und Sacaba verkauft. Der Preis für ein Kilo Kokablätter ist von sechs auf 8,3 US-Dollar gestiegen. (Ende/IPS/kb/23.09.2015)


Link:

http://www.ipsnoticias.net/2015/08/aplauso-para-bolivia-por-reducir-cultivos-de-coca/

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 23. September 2015
IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25
E-Mail: contact@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. September 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang