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NAHOST/601: Gaza-Freiheitsmarsch - grausame Nachspiele, 10.01.10 - Deutsche Delegation/Dr. Ute Lampe


Pressemitteilung der deutschen Delegation des Gaza Freedom March - Braunschweig 10.01.2010

Auswärtiges Amt lehnt Unterstützung für humanitären Einsatz von deutschen Ärzten in Gaza ab


Braunschweig, 10. Januar 2010 - In einem Schreiben vom 30. Dezember hatten sich 4 Ärzte und eine auf Psychotherapie spezialisierte Krankenschwester aus Deutschland an die deutsche Botschaft in Kairo gewandt und um Unterstützung für ihre Einreise nach Gaza gebeten. Sie hatten aus Deutschland Medikamente für die Menschen in Gaza mitgebracht und wollten dort medizinische Hilfe leisten. Ferner wollten sie die Möglichkeiten zur Installation eines Inkubators für Frühgeburten diskutieren, der dringend benötigt wird. Erste Gespräche hatte Dr. Tarmassi bereits im Vorfeld mit Ärzten in Gaza geführt. Für die Behandlung von schwerst traumatisierten Kindern, die die Schrecken des Krieges bis heute nicht verarbeitet haben, hatte Dr. Lutz therapeutisches Gerät mitgebracht. Des Weiteren stand der Besuch einer Herzklinik auf der Aufgabenliste, um dort unter anderem bei der Reparatur von Spezialgerät zu helfen.

Die HelferInnen waren im Rahmen des Gaza Freedom Marchs nach Kairo gereist und waren fest davon ausgegangen, dass sie mit den Friedensmarschierern nach Gaza einreisen können. Als die ägyptische Regierung den Transit nach Gaza allen TeilnehmerInnen des Marsches verweigerte, setzten sie sich mit der deutschen Botschaft in Verbindung. Ihre Hoffnung war es, unabhängig vom Gaza Freedom March, wenigstens ihre humanitäre Hilfe in Gaza leisten zu können, die dort dringend benötigt wird.

Im Gespräch mit der Botschaft wurde ihnen mitgeteilt, dass die Botschaft in der Vergangenheit bereits Empfehlungsschreiben für humanitäre Hilfslieferungen und ärztliche Hilfe in Gaza ausgestellt hat und solche Schreiben eine Einreise nach Gaza erleichtern könnten. Im Verlauf des Gesprächs wurde ein Empfehlungsschreiben auf Basis einer offiziellen Anfrage mit Beschreibung der Personen und Ziele in Aussicht gestellt.

Das Antwortschreiben der deutschen Botschaft vom 31.12.09, das erst jetzt von den Betroffenen veröffentlicht wurde, war erschütternd. In dem Schreiben heißt es, dass nach Rücksprache mit der "Zentrale in Berlin" das gewünschte Empfehlungsschreiben für die Einreise in den Gazastreifen nicht ausgestellt werden könnte. Als Begründung werden die Reisewarnungen angeführt, die das Auswärtige Amt noch in Deutschland an die Reisenden gerichtet hatte.

Es ist erstaunlich, dass das Auswärtige Amt diese Begründung anführt, da die 5 HelferInnen bereits durch den Antritt der Reise und im Gespräch mit der Botschaft deutlich gemacht hatten, dass sie bereit sind, ein Risiko für ihre humanitäre Hilfe einzugehen. Zudem bestehen die Reisewarnungen für den Gazastreifen bereits seit längerer Zeit und trotzdem hatte das Auswärtige Amt in der Vergangenheit Empfehlungsschreiben ausgestellt. Warum dann nicht in diesem Fall, wo jede medizinische Hilfe in Gaza dringend gebraucht wird?

Die deutsche Delegation vom Gaza Freedom March


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Quelle:
Pressemitteilung der deutschen Delegation
des Gaza Freedom March, Braunschweig 10.01.2010
Dr. Ute Lampe
E-Mail: ute2_lampe@web.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Januar 2010