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NAHOST/705: Medikamentenmangel in Gaza - Särge dürfen passieren (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 15. Oktober 2010

Nahost:
Medikamentenmangel in Gaza - Särge dürfen passieren


Gaza-Stadt, 15. Oktober (IPS) - Der Medikamentenmangel im Gazastreifen hat dramatische Ausmaße angenommen. Viele der dringend benötigten Arzneien werden aufgrund der restriktiven Verteilung durch Israel, das die Lieferungen nach Gaza kontrolliert, zurückgehalten. Dies führt dazu, dass das Verfallsdatum vieler Arzneimittelspenden überschritten wird.

Ende September musste ein Lager mit einem Wert von 25 Millionen US-Dollar zu 70 Prozent vernichtet werden. Die Medikamente, die vorwiegend aus arabischen Staaten stammten, waren unbrauchbar geworden, wie Mounir Al-Boursh, Leiter der pharmazeutischen Abteilung des Gaza-Gesundheitsministeriums, berichtet.

Doch auch die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) im Westjordanland ist offenbar für die Misere mitverantwortlich. Von dort seien 2010 nur 22 Prozent der in Gaza benötigten Medikamente angekommen, kritisiert Al-Boursh. 2008 und 2009 sei es noch etwa die Hälfte gewesen.

Zynischerweise erreichen genügend Särge den Gazastreifen. Erst unlängst wurden 10.000 geliefert, 1.000 für Kinder. Sie werden dringend benötigt: Nach Angaben der Gesundheitsbehörden in Gaza starben soweit 375 Menschen infolge der medizinischen Unterversorgung. Es fehlen über 100 verschiedene Arzneien für Kinder, Schwangere und Krankheiten wie Krebs, Anämie und Epilepsie.

Kaum zu erreichen sind für schwer kranke Menschen aus Gaza auch die Gesundheitseinrichtungen jenseits der Grenze. Wer eine Behandlung in einem der besser ausgestatteten Krankenhäuser in Ostjerusalem benötigt, muss eine Ausreisegenehmigung der PA vorlegen und eine Kostenübernahmebestätigung des Gesundheitsministeriums im Westjordanland. Dieses Papier ist ohne Beziehungen nicht zu erhalten. "Wir sind gefangen - zwischen Tod und Korruption", sagt eine Mutter, deren Sohn dringend auf ärztliche Behandlung angewiesen ist. (Ende/IPS/hn/2010)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Oktober 2010