Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → AUSLAND

NAHOST/797: Bahrain - Regierung erwägt Steuerbefreiung für bankrottgefährdete Unternehmen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 1. April 2011

Bahrain: Regierung erwägt Steuerbefreiung für bankrottgefährdete Unternehmen

Proteste in Bahrain - Bild: © Suad Hamada

Proteste in Bahrain
Bild: © Suad Hamada

Manama, 1. April (IPS) - In Bahrain erwägt die Regierung Steuererleichterungen für die Wirtschaftsunternehmen des Landes, die unter den wirtschaftlichen Folgen der seit Mitte Februar andauernden Proteste leiden. Das Angebot soll vor allem für kleine und mittlere Betriebe gelten, die kurz vor dem Bankrott stehen.

Inspiriert durch die erfolgreich verlaufenen Revolutionen in Tunesien und Ägypten versucht auch die Protestbewegung in Bahrain, das Regime mit Sitzstreiks und Demonstrationen zum Rücktritt zu zwingen. Doch drohen die Unruhen in dem 525.000 Menschen zählenden Land in einen offenen ethnischen Konflikt zwischen der Bevölkerungsmehrheit der Schiiten und der regierenden Minderheit der Sunniten auszuarten. Bisher starben mindestens 24 Menschen bei Versuchen der Regierung, die Demonstrationen gewaltsam zu beenden.

Die Zentralbank von Bahrain (CBB) hat die Geldinstitute des Landes angewiesen, die Kredite insbesondere der kleinen und mittelständischen Unternehmen umzuschichten, um ihnen mehr Luft zu geben. CBB-Gouverneur Rasheed Mohammed Al Maraj signalisierte ferner die Bereitschaft der Bank, die Zusammenarbeit mit allen anderen Finanzinstitutionen des Landes zu suchen, um einen reibungslosen Ablauf der Finanztransaktionen für alle Unternehmer und Betriebe zu gewährleisten.


Tourismus unter Druck

Der Fremdenverkehr leidet besonders unter den politischen Unruhen. Er muss das Fernbleiben tausender Touristen verkraften, nachdem das diesjährige Formel-Eins-Rennen und etliche internationale Konferenzen abgesagt wurden. Die Bedeutung der Formel-Eins-Rennen für das Land lässt sich an der Zahl der Fahrzeuge und Besucher ablesen, die letztes Jahr Bahrain erreichten. Nach offiziellen Angaben kamen an den vier Tagen des Großen Preises fast 45.000 Fahrzeuge und mehr als 100.000 Besucher über die Grenzen.

Die Verschiebung des diesjährigen Rennens hatte die Stornierung unzähliger Flüge, Hotel- und Leihwagenbuchungen nach sich gezogen. Die Einnahmen durch die Touristen aus dem Golfkooperationsrat brachen zur Hälfte ein, wie Abdullah Al Kubaisi vom Reiseunternehmen 'Al Kubaisi Travel' berichtet. Vor allem das Ausbleiben saudischer Touristen mache sich schmerzhaft bemerkbar. Den offiziellen Angaben zufolge hatten sich im vergangenen Jahr ganze 17 Millionen Saudis ins Auto gesetzt, um auf der König-Fahd-Autobahn nach Bahrain zu fahren.

Die Unruhen in dem kleinen Golfstaat machen besonders den Kleinunternehmen des Landes zu schaffen. Der Taxifahrer Saeed Khadem, der seit 15 Jahren vorwiegend ausländische Kunden durch das Land kutschiert, hat größte Schwierigkeiten, seine Familie über Wasser zu halten. "Den Kollegen geht es nicht besser", stellt er fest. Wer am Tag 50 US-Dollar einnimmt, hat Glück, auch wenn ein Großteil des Geldes für Benzin draufgeht."

Auch der Hotelsektor ist angeschlagen. Die Buchungen sind von 90 Prozent auf 25 Prozent zusammengeschmolzen. Dem Geschäftsführer der 'Gulf Hotels Group', Aqeel Eaees, zufolge reagierte die Branche mit einer Schließung von Hotelflügeln und einer Reduktion der Öffnungszeiten der Restaurants.

Auch internationale Unternehmen entkamen der Krise nicht. Microsoft rechnet von einem Einnahmentief bis Ende des aktuellen Finanzjahres im Juni. Der regionale Kundenberater Badea Esbaee erklärte gegenüber der bahrainischen Presse, dass zwar Auftragsstornierungen großer Kunden ausgeblieben sind, diese jedoch die Upgrades ihrer IT-Systeme verschoben haben.


500 Millionen Verluste

Es liegen keine offiziellen Zahlen über die finanziellen Verluste vor, die die politischen Unruhen in Bahrain verursacht haben. Schätzungen belaufen sich jedoch auf 500 Millionen Dollar. Um Bahrains Wirtschaft zu unterstützen, hat der saudische Prinz Talal bin Abdulaziz Al Saud bei einem jüngsten Besuch in Bahrain angekündigt, seine Investitionen in das kleine Land fortzusetzen und auszuweiten und gleichzeitig die Entwicklung der Banken und Untenehmen vor Ort zu voranzubringen.

War Bahrain von den Auswirkungen der internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise weitgehend verschont geblieben, bringen jetzt die Proteste das Finanzsystem des Landes ins Wanken. Wie Außenminister Shaikh Khalid Al Khalifa bei seinem Besuch in der Türkei Ende März erklärte, genießt die Sicherheit und Stabilität in Bahrain bei seiner Regierung höchste Priorität einräumt. (Ende/IPS/kb/2011)


Link:
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=55089

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 1. April 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. April 2011