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HOCHSCHULE/1441: Allgemeiner Fakultätentag bezieht Stellung zu Studierendenprotesten (idw)


Allgemeiner Fakultätentag - 28.11.2009

Allgemeiner Fakultätentag bezieht Stellung zu Studierendenprotesten


Der Allgemeine Fakultätentag hat Verständnis für die Inhalte der studentischen Forderungen nach besseren Bildungsbedingungen. Eine allgemeine Kritik an den operativ tätigen Professoren wird jedoch zurückgewiesen. Die universitären Lehrstühle und Institute sehen sich selbst mit den Missständen und nicht ausreichend durchdachten Zwängen im deutschen Bildungssystem konfrontiert. Es bedarf der intensivierten Integration aller Interessensgruppen aus Politik, aus Wirtschaft und den Hochschulen, und den beständigen Willen zur Verbesserung.

Vergangene Woche erreichten die studentischen Proteste gegen die Missstände im Bildungswesen ihren bisherigen Höhepunkt. Mit Demonstrationen und Blockaden in über 35 Städten machen die Vertreter der Studierenden auf sich und ihre Forderungen aufmerksam.

Im Mittelpunkt der Kritik steht neben dem Reizthema Studiengebühren die Art der Umsetzung des Bologna-Prozesses und namentlich die Bachelor- und Master-Reform. Die Beschränkung der Regelstudienzeit und die generelle Verschulung der Lehre an den Hochschulen mit sehr wenig Spielraum, eigene Schwerpunkte zu setzen, wird von den Studierenden überwiegend negativ wahrgenommen und erweckt vielerorts den Eindruck einer verbesserungswürdigen Reform.

Der Allgemeine Fakultätentag (AFT) vertritt die Interessen von 16 Mitgliedsfakultätentagen und versteht sich somit als ein Sprachrohr von über 650 Fakultäten und den dort operativ tätigen Professoren.

Der AFT hat Verständnis für die studentischen Forderungen nach besseren Bildungsbedingungen. Die Art und Weise, wie die Proteste geführt werden ist jedoch stellenweise in Frage zu stellen. Mit Pressemitteilungen und Resolutionen, sowie vielfältiger Gremienarbeit haben der AFT und seine Mitgliedsfakultätentage die Missstände an den Hochschulen und die Probleme bei der Umsetzung der Bologna-Reform in Deutschland immer wieder angesprochen und aktiv Verbesserungsvorschläge in Arbeitskreise und in die öffentliche Diskussion eingebracht. Bei dieser Arbeit entstand jedoch des Öfteren der Eindruck, dass eine kooperative Umsetzung der Reform unter Beteiligung aller Betroffenen nicht wirklich gefördert, sondern ein Top-Down-Prozess realisiert wurde. Viele mahnende Hinweise wurden mit dem Schlagwort "mangelnde Reformwilligkeit" abgetan. Insbesondere wurde der Unterschiedlichkeit der Studienfächer und der Hochschulformen nicht Rechnung getragen.

Der AFT weist eine allgemeine Kritik an den operativ tätigen Professoren zurück. Die Lehrenden sind nicht für die derzeitige Situation im deutschen Bildungssystem verantwortlich zu machen. Tatsächlich sehen sich die universitären Lehrstühle und Institute selbst mit den Missständen und unzureichend durchdachten Zwängen im deutschen Bildungssystem konfrontiert und versuchen diese aktiv, auch im Sinne der Studierenden, zum Positiven zu verändern.

Der AFT fordert daher:

Eine angemessene Studiendauer zur Qualifizierung für die Arbeitswelt
ein möglichst durchgängiges Studium bis zum Master ohne zusätzliche Zulassungsbeschränkungen
eine Verbesserung der Betreuungsrelation
transparentere Bildungsgänge und Abschlüsse
bessere Infrastruktur für die Lehre (Hörsäle, Labore, IT-Ausstattung, Gruppenarbeitsplätze...)
eine Verringerung der Prüfungsdichte
die Berücksichtigung der spezifischen Randbedingungen der einzelnen Fächerkulturen
Kompetenzentwicklung durch individueller gestaltbare Fächerkombinationen und Nebenfächer, sowie
die wirksame Verbesserung der Mobilität in der europäischen Hochschullandschaft.

Der AFT sieht sich als kompetenten Partner im Bologna-Prozess. Es ist an der Zeit, gemeinsam anzupacken und den fortgeschrittenen Veränderungsprozess unter Bewahrung der erfolgreichen Elemente unseres nationalen Hochschulsystems erfolgreich zu Ende zu bringen. Dies bedarf der intensivierten Integration aller Interessensgruppen aus Politik, aus Wirtschaft und den Hochschulen, wie auch deren beständigen Willen zur Verbesserung und zum Wohle aller. Unsere Gesellschaft kann und darf sich eine Generation verunsicherter und frustrierter Studierender nicht leisten.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution965


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Allgemeiner Fakultätentag, o. Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Albert Albers,
28.11.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Dezember 2009