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HOCHSCHULE/1695: Hamburg - Hochschule für Angewandte Wissenschaften befürchtet Studienplatzabbau (idw)


Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg - 25.01.2012

HAW Hamburg befürchtet Studienplatzabbau

Präsident Stawicki in großer Sorge


Nachdem die Hamburger Wissenschaftsbehörde am 12. Januar dem HAW-Präsidium erläutert hat, wie die vorgesehenen Rahmenvereinbarungen zwischen Hochschulen und Senat gestaltet sein sollen, ist die HAW Hamburg in großer Sorge. Die als Basisbetrag für die HAW Hamburg genannten 75 Millionen Euro sind nach Ansicht der Hochschule bereits im Jahr 2014 um mehr als 8 Millionen Euro zu niedrig.

Die 75 Millionen setzen sich aus drei unterschiedlichen Positionen zusammen. Insbesondere bei den Kompensationsmitteln für die Studiengebühren (8,5 Mio. Euro) und beim regulären Haushalt (62,8 Mio. Euro) pro Jahr verliert die Hochschule deutlich an Mitteln.

So betrugen die Einnahmen aus Studiengebühren 2011 8,8 Mio Euro, und aus den nur 8,5 Mio. Kompensationen müssen jetzt auch noch Kosten von zirka 1 Mio. finanziert werden, so dass allein hier ein Defizit von 1,3 Mio. Euro entsteht. Die bereits im letzten Jahr wiederholt von der HAW Hamburg genannten strukturellen Defizite von insgesamt 3,9 Mio. Euro ebenso wie die bereits für die Haushaltsjahre 2010 und 2011 von der Vorgängerregierung eingesparten 2,4 Mio. Euro belasten den regulären Haushalt.

Berücksichtigt man dann noch, dass die vom Senat zugestandene Steigerung der 75 Mio. Euro um 0,88% pro Jahr nicht ausreicht, um Tarif- und Preissteigerungen zu finanzieren - hier rechnet die HAW Hamburg mit einem jährlichen Minus von 750.000 Euro - dann sieht man, dass die Hochschule ab 2014 in ernsthafte Finanzierungsprobleme gerät (in Summe ergeben die genannten Positionen ca. 8,25 Mio Euro).

Im laufenden und im kommenden Jahr zehrt die Hochschule noch von Hochschulpaktmitteln des Bundes, die 2011 rückwirkend für die Jahre 2007 bis 2010 abgerechnet worden sind und die die oben genannten Fehlbeträge kompensieren. Auch für die Jahre 2014 und 2015 hat sich die HAW Hamburg im Rahmen des Hochschulpaktes verpflichtet, zusätzliche Studierende aufzunehmen, was nennenswerte Einsparungen durch Personalabbau verhindert. Um einen Eindruck von der Dramatik zu geben, rechnet die Hochschule vor, dass der Fehlbetrag etwa 90 Professurenstellen entspricht, also einem Viertel des jetzigen Bestandes.

Präsident Stawicki ist ratlos, dass diese Politik gerade seine Hochschule trifft. Denn die HAW Hamburg ist die einzige Hamburger Hochschule, die im Exzellenzwettbewerb für die Lehre zu den Siegern zählt. Und beim Bundeswettbewerb "Aufstieg durch Bildung" war die HAW Hamburg ebenfalls die einzige Hamburger Hochschule unter den Siegern. Gerade für die von der SPD gewünschte Verbesserung des Hochschulzugangs für Kinder aus Nichtakademikerfamilien und für Menschen ohne formale Hochschulzugangsberechtigung ist eine solchermaßen ausgezeichnete Hochschule für angewandte Wissenschaften der klassische Startpunkt.

Weiterhin betont der erste Bürgermeister stets, wie wichtig ihm die Stärkung des Industriestandorts Hamburg ist - zuletzt heute Morgen bei der Eröffnung der Messe nortec. Und hier ist die HAW Hamburg mit ihren jährlich mehr als 2.300 praxisnah ausgebildeten Absolvent/innen, wovon mehr als 1.200 aus dem Ingenieur- und Naturwissenschaftsbereich kommen, im ganzen Norden der mit Abstand größte Ausbilder. Auch deckt die Hochschule mit ihrem Profil im Bereich der Erneuerbaren Energien, des Flugzeugbaus und der Gesundheit Clusterbereiche ab, die von Bürgern wie Politik äußerst nachgefragt sind.

Schließlich thematisiert Präsident Stawicki, dass ein Studienplatzabbau an der HAW Hamburg die teuerste Lösung sei, weil Studienplätze an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften deutlich preiswerter sind als die entsprechenden Plätze an einer Universität. Dies müsse von der Politik bei ihren Planungen berücksichtigt werden.

Stawicki gibt sich aber weiterhin optimistisch: "Wenn den Politikern in Bürgerschaft und Senat die geschilderten Auswirkungen klar sind, wird sicherlich die Suche nach einer besseren Lösung einsetzen. Denn es wäre ja absurd, wenn die Abschaffung der Studiengebühren mehr Kinder aus nicht so reichen Elternhäusern an die Hochschule locken würde, gleichzeitig aber die dafür benötigten Studienplätze nicht mehr vorhanden wären."

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution399


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg,
Dr. Katharina Ceyp-Jeorgakopulos, 25.01.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Januar 2012