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INTERNATIONAL/025: Katar - Schulunterricht für Kinder in Slums und Konfliktgebieten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 4. Dezember 2012

Katar:
Schulunterricht für Kinder in Slums und Konfliktgebieten - Neue Initiative gestartet

von Thalif Deen



New York, 4. Dezember (IPS) - Katar hat eine globale Bildungsinitiative auf den Weg gebracht, die am schwersten erreichbaren Kindern eine Qualitätsbildung ermöglichen soll. Sie richtet sich also an die Mädchen und Jungen, die in den städtischen Slums, Katastrophengebieten und Konfliktzonen dieser Welt leben müssen.

Vorgestellt wurde das Projekt 'Bilde ein Kind' ('Educate a Child' - EAC) von Sheikha Mozah bint Nasser Al Missned, der Frau des Emirs von Katar, auf dem vierten Weltinnovationsgipfel für Bildung (WISE) in Doha. Die Initiative unterstützt bereits 25 Projekte in Afrika, Asien und Nahost, von denen wiederum insgesamt 500.000 Kinder profitieren.

Wie Madhav Chavan, der diesjährige Preisträger des WISE-Bildungspreises, gegenüber IPS erläuterte, muss die universelle Grundschulbildung aus einer globalen Perspektive heraus als höchste Priorität betrachtet werden. Ansonsten werde die wirtschaftliche Ungleichheit fortbestehen und die politische Stabilität gefährdet.

Auf die Frage, ob die Initiative über einen Bildungsfonds finanziert werden solle, meinte er: "Wenn riesige Militär- und Kriegsausgaben inmitten der globalen Finanzkrise bereitgestellt werden, lässt sich sicher auch ein Fonds auflegen, der 61 Millionen bildungsbedürftige Kinder pro Jahr mit Bildung versorgt", betonte er. "Ich gehe davon aus, dass wir jedes Jahr zusätzlich zehn Milliarden bis 15 Milliarden Dollar auftreiben könnten."


Nachhaltige Bildung erforderlich

Das größte Problem besteht seiner Meinung nach in einer langfristigen Bildungsfinanzierung. Er forderte die einzelnen Länder auf, "ausreichend" Mittel für Bildungszwecke bereitzustellen. Was 'ausreichend' sei, müsse im lokalen Kontext geklärt werden. "Teure und unwirksame Modelle würden ihren Zweck verfehlen."

Auch gelte es sich die Frage zu stellen, ob und wie sinnvoll ein Bildungsfonds sein könnte, meinte Chavan, der 1989 eine Massenalphabetisierungskampagne in den Slums von Mumbai als Teil der Nationalen Alphabetisierungsmission gestartet hat. Für seinen außergewöhnlichen Bildungsbeitrag hatte ihn die Katar-Stiftung am 13. November mit 500.000 US-Dollar und der Sonderprägung einer Goldmedaille ausgezeichnet. Chavan ist Mitbegründer und Geschäftsführer der Nichtregierungsorganisation 'Pratham', die in Indien jedes Jahr drei Millionen Kinder im Grundschulalter erreicht.

Mit 61 Millionen Kindern, die nicht zur Schule gehen und einem Mangel an sechs Millionen Lehrern steht den Entwicklungsländern eine handfeste Bildungskrise ins Haus. Wie Sheikha Moza zum Start der EAC-Initiative erklärte, "ist es unsere Aufgabe, die Aufmerksamkeit auf die heute benachteiligten Kinder zu lenken". Ihnen eine Chance zu geben, heiße aus ihnen verantwortungsvolle Bürger zu machen, die morgen ihre Potenziale voll ausschöpfen könnten.

Zu diesen Kindern gehören auch die Mädchen und Jungen in den kriegszerstörten Dörfern des Südsudans, in den übervölkerten Flüchtlingslagern im Jemen und in den Hochwassergebieten Bangladeschs. "Katastrophen und Armut bringen Kinder um die Chance, ihr Schicksal zu verändern", so Sheikha Moza, eine Beraterin des Lenkungsausschusses 'Bildung zuerst' von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und Sondergesandte der UNESCO-Initiative für Grundschul- und höhere Bildung. "Das können wir ändern, und weil wir dies ändern können, müssen wir es auch tun." (Ende/IPS/kb/2012)


Links:
http://www.wise-qatar.org/
http://www.pratham.org/?info=EXLINK
http://www.ipsnews.net/2012/12/qatar-launches-schooling-for-children-in-crisis-zones/

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Dezember 2012