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INTERNATIONAL/065: Bildung - Mit Globaler Bürgerschaft zu den UN-Nachhaltigkeitszielen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. November 2015

Bildung: Mit Globaler Bürgerschaft zu den UN-Nachhaltigkeitszielen

von Tharanga Yakupitiyage


New York (IPS/IDN) - Die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) können nur verwirklicht werden, wenn sie in der breiten Masse bekannt sind. Deshalb spielt Bildung eine entscheidende Rolle bei ihrer Umsetzung, hieß es bei einem Treffen in New York, auf dem das fünfjährige Bestehen der UN-Initiative 'United Nations Academic Impact' (UNAI) gefeiert wurde. Bildung helfe zudem, auch grenzenübergreifend das Verständnis für unterschiedliche Kulturen zu fördern sowie unterschiedliche Wertvorstellungen zu begreifen und zu verbreiten, waren sich die Teilnehmer des Treffens einig.

"Ein besseres Ziel, als mehr Menschen auszubilden und sie besser auszubilden, gibt es nicht", sagte Nancy Zimpher, Kanzlerin der 'State University of New York' (SUNY) in ihrer Eröffnungsrede zum UNAI-Treffen am 10. November am Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York.

Ein Weg, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, ist die Förderung der Globalen Bürgerschaft, hieß es auf dem Treffen in New York. Denn diese schaffe ein Gemeinschaftsgefühl, das auch weit entfernt voneinander lebende Menschen Verantwortung füreinander und gegenseitige Wertschätzung fühlen lässt. Ein Verständnis für Globale Bürgerschaft muss in den meisten Menschen allerdings erst geweckt werden.

Ähnlich sieht es auch UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, wie er auf dem UNAI-Forum am 21. Mai erklärte, als der koreanische Zweig des Netzwerkes eröffnet wurde. "Lehrer und Erzieher spielen eine wichtige Rolle darin, Jugendlichen die Bedeutung Globaler Bürgerschaft näher zu bringen." Die Jugendliche könnten dann helfen, globale Herausforderungen zu lösen.

Bereits seit ihrer Gründung setzen die Vereinten Nationen auf ein Entwicklungsmodell, das die Menschen im Fokus hat. Das spiegelt sich auch in den im September verabschiedeten UN-Nachhaltigkeitszielen wider. Mit ihnen wollen die Vereinten Nationen unter anderem die Armut bis zum Jahr 2030 gänzlich abschaffen.

Doch dafür müssen sie auch auf der breiten Ebene bekannt werden. "Die Vereinten Nationen können die Nachhaltigkeitsziele nicht verwirklichen, wenn nur Politiker von ihrer Existenz wissen", sagte dementsprechend auch Robert Bullock in New York. Bullock ist die rechte Hand des Direktors der Forschungseinrichtung 'Rockefeller Institute of Government', das der 'State University of New York' angegliedert ist. Deshalb brauche es Bildungsmaßnahmen, die eine Globale Bürgerschaft fördern.

Im Rahmen der UN-Millenniumsziele, die den Nachhaltigkeitszielen vorausgegangen waren, hat sich im Bereich Bildung in den vergangenen 15 Jahren bereits einiges getan. Mehr Kinder als je zuvor gehen in die Grundschule, und der Anteil von Mädchen in den Schulen hat sich erhöht. Doch noch immer ist einiges zu tun.


Weniger Mädchen als Jungen gehen zur Schule

Schätzungen der Weltkinderorganisation UNESCO zufolge gehen 60 Millionen Kinder im Grundschulalter nicht zur Schule. Mehr als die Hälfte von ihnen sind Mädchen. 43 Prozent der Kinder werden vermutlich nie wieder einen Fuß in eine Schule setzen. Noch weniger Jugendliche besuchen eine weiterführende Schule. Für Mädchen und junge Frauen ist der Zugang zu höherer Bildung erst recht erschwert. Die Beteiligung am politischen Leben bleibt ihnen dadurch meist verwehrt.

Besonders schwierig sei die Situation für Frauen und Kinder in Konfliktgebieten. Sie seien häufig am wenigsten vor Terrorangriffen geschützt und hätten am meisten zu leiden. Etwa die Hälfte der Kinder im Grundschulalter, die keinen Unterricht besuchen, leben in Konfliktzonen. Betroffen sind vor allem Mädchen, von denen in Gebieten, in denen ein Bürgerkrieg noch im Gange oder kürzlich beendet worden ist, nur 77,5 Prozent an Grundschulen angemeldet sind.

Allein in Nigeria besuchen 10,5 Millionen Kinder keine Schule. Das ist die höchste Rate der Welt. Die Ursache sind mehrere bewaffnete Konflikte in verschiedenen Teilen des Landes. Während im Norden islamistische Tendenzen, unterstützt von Saudi-Arabien und dem Sudan, zunehmen und die christlich-animistische Minderheit im Norden immer stärker unter Druck gerät, sind im Süden des Landes - vor allem im Nigerdelta - verschiedene Befreiungsbewegungen anzutreffen. Die meisten Kinder im Grundschulalter, die jedoch keine Schule besuchen, sind im Norden des Landes anzutreffen.

Auch in anderen Ländern können Kinder wegen anhaltender bewaffneter Konflikte nicht zur Schule gehen. Entweder ist die Sicherheitslage zu angespannt, oder sie mussten gar fliehen und befinden sich beispielsweise in Flüchtlingslagern ohne Bildungseinrichtungen. Fast die Hälfte aller Menschen weltweit, die ihre Heimat verlassen mussten, sind Kinder. Für sie ist der Gedanke daran, in einem Klassenzimmer sitzen und lernen zu können, lediglich ein weit entfernter Traum, der sich für viele gar nicht mehr realisieren wird.


Fehlende Hilfsgelder für Bildungsmaßnahmen

Ihre Lage könnte besser aussehen, wenn mehr humanitäre Hilfsgelder in Bildungsmaßnahmen gesteckt würden. Im Jahr 2014 flossen lediglich 1,7 Prozent der internationalen Hilfsgelder in die Bildung.

Die Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai aus Pakistan verglich auf dem 'Oslo-Gipfel für Bildung und Entwicklung' im Juli Ausgaben für Bildungsmaßnahmen mit den weltweiten Militärausgaben. "Wenn die Politiker sich darauf einigen könnten, eine Woche und einen Tag auf Krieg und militärische Auseinandersetzungen zu verzichten, dann könnten wir jedes Kind auf der Welt in die Schule schicken." Innerhalb von acht Tagen werden weltweit 39 Milliarden US-Dollar für militärische Zwecke ausgegeben.

Malala Yousafzai war als Jugendliche auf einer Busfahrt angegriffen worden, weil islamische Extremisten sie und andere Mädchen davon abhalten wollten, zur Schule zu fahren. Yousafzai wurde daraufhin zur Vorkämpferin für die Bildung von Frauen in Pakistan und erhielt dafür 2014 den Friedensnobelpreis.

Die Initiative United Nations Academic Impact wurde vor fünf Jahren als globale Partnerschaft zwischen den Vereinten Nationen und Forschungseinrichtungen aus aller Welt gegründet. Dahinter steckt die Idee einer Globalen Bürgerschaft, mit der nicht nur eine weltumspannende Gemeinschaft gebildet werden soll, sondern eine, deren Ziel eine bessere Welt für alle Erdenbewohner ist. Dem Netzwerk gehören mittlerweile mehr als 1000 Institutionen aus 120 Ländern an. Sie forschen zu allen Themen, die die Welt vor globale Herausforderungen stellen. (Ende/IPS/jk/18.11.2015)


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http://www.indepthnews.info/index.php/global-issues/2556-education-can-promote-global-citizenship-and-help-the-sdgs-succeed

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IPS-Tagesdienst vom 18. November 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. November 2015

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