Hans-Böckler-Stiftung - 11.10.2018
Lebenslanges Lernen: Personalvorstände und Hans-Böckler-Stiftung legen gemeinsame Empfehlungen vor
Zusammen mit acatech und Jacobs Foundation
Eine neue Analyse zeigt Handlungsoptionen zur Förderung Lebenslangen Lernens in Deutschland auf. Die Empfehlungen haben der HR-Kreis von acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und Jacobs Foundation gemeinsam mit der Hans-Böckler-Stiftung erarbeitet. Die Autoren sehen ein Weiterbildungs-Bafög als sinnvolle Option, sprechen sich für einen stärkeren Einsatz KI-basierter Lernsysteme aus und empfehlen die Einrichtung eines Nationalen Kompetenz-Monitorings.
Am 19. September 2018 wurde das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) vorgelegte "Qualifizierungschancengesetz" im Kabinett verabschiedet. Das Gesetz soll Beschäftigten einen besseren und flexibleren Zugang zu Weiterbildungsförderung und -beratung ermöglichen. Damit unterstreicht die Bundesregierung die Bedeutung des Lebenslangen Lernens. Nun legt der HR-Kreis aus Personalvorständen führender deutscher Unternehmen gemeinsam mit der Hans-Böckler-Stiftung Empfehlungen für die Förderung Lebenslangen Lernens vor. Den HR-Kreis organisieren acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und Jacobs Foundation.
Im Papier richten sich HR-Kreis und Hans-Böckler-Stiftung zunächst an die Wirtschaft: Unternehmen sollten das Thema Lebenslanges Lernen tiefer in ihrer Strategie verankern. Das erfordert sowohl Wertschätzung durch die Unternehmensleitungen als auch die Gestaltung lernförderlicher Arbeitsbedingungen sowie die Einrichtung von Experimentierzonen. Für die Politik sehen die Autoren folgende Handlungsoptionen:
• Nationales Kompetenz-Monitoring:
Ein regelmäßiges Nationales Kompetenz-Monitoring soll Erkenntnisse darüber
bringen, welche Kompetenzen zur Sicherung der Innovationsfähigkeit
Deutschlands gebraucht werden.
• Hochschulen als Weiterbildungsanbieter:
Die staatlichen Hochschulen sollten in ihrer sogenannten dritten Mission
gestärkt werden, um qualitativ hochwertige Angebote für Lebenslanges
Lernen entwickeln und ausbauen zu können. Die Angebote sollten dabei nicht
nur auf Akademiker abzielen.
• Weiterbildungs-Bafög:
Ein Bafög für die Weiterbildung könnte insbesondere für Beschäftigte, die
nur über ein geringes Einkommen verfügen und deren Tätigkeiten mit einem
hohen Risiko des Jobverlusts verbunden sind, von großem Interesse sein.
Über einen Ideenwettbewerb unter den 13 großen Studienförderwerken in
Deutschland ließe sich ein tragfähiges Konzept entwickeln.
• Förderprogramme erweitern:
Förderprogramme im Bereich Forschung und Innovation (FuI) sollten gezielt
um Verwertungsaspekte für die Qualifizierung erweitert werden. Das heißt,
bereits in den Ausschreibungen sollten von den förderwilligen Unternehmen
Qualifizierungskonzepte eingefordert werden, die von einem Teil der
Fördersumme entsprechend finanziert werden.
• Wissensweitergabe fördern:
Um die systematische Wissensweitergabe von Führungskräften an andere
Unternehmensmitglieder zu sichern, richten größere Unternehmen heute
Akademien ein. Für Klein- und Mittelständler gestaltet sich die
Ausgründung eigener Akademien dagegen bislang schwierig. Eine staatliche
Fördermaßnahme sollte ihnen einen stärkeren Impuls geben, hier
entsprechende Konzepte auszuarbeiten und umzusetzen.
• Steuerliche Förderung Lebenslangen Lernens:
Bildungsgutscheine sollten steuerlich gefördert oder gar steuerbefreit
werden - und zwar anders als bislang auch dann, wenn das entsprechende
Bildungsangebot nicht "nur im überwiegenden betrieblichen Interesse des
Arbeitgebers" liegt.
• Nationales Weiterbildungs-Monitoring:
Um den Erfolg der politischen und privaten Bemühungen im Bereich
Lebenslanges Lernen zukünftig besser bewerten und Maßnahmen effektiv
nachsteuern zu können, empfiehlt der Arbeitskreis ein wissenschaftlich
gestütztes und gemeinsam mit den Sozialpartnern konzipiertes Monitoring.
• Potenziale intelligenter Lernsysteme heben:
Der Einsatz intelligenter Lernsysteme, die den Prozess der
Personalisierung von Wissensvermittlung unterstützen, sollte verstärkt
werden. Gerade die Künstliche Intelligenz eröffnet hier neue Perspektiven.
Joh. Christian Jacobs, Managing Partner Joh. Jacobs & Co. (AG & Co.)
KG:
"Die digitale Transformation macht stetige Weiterqualifizierung notwendig
- sie macht Lebenslanges Lernen aber auch einfacher. Mit Hilfe von
Künstlicher Intelligenz können beispielsweise Lernfortschritte besser
überprüft und Lernbedarfe genauer festgestellt werden. KI-basierte Systeme
erkennen, mit welchen Inhalten der oder die Lernende wiederholt
Schwierigkeiten hat und geben entsprechende Lernempfehlungen und -hilfen."
Dieter Spath, Präsident acatech:
"Lange Zeit sah die Normalberufslaufbahn so aus: Nachdem man im Betrieb
seine Ausbildung abgeschlossen hatte, blieb man dort bis zur Verrentung -
formale Weiterqualifizierung spielte noch keine große Rolle. Heute aber
ändern sich die Arbeitswelten immer schneller. Lebenslanges Lernen wird
unabdingbar. Beschäftigte eignen sich ständig neue Kompetenzen an -
Unternehmen müssen ständig neue Kompetenzen aufbauen, um am Markt
mithalten zu können. Das ist die funktionale Perspektive. Lebenslanges
Lernen spricht darüber hinaus ein grundlegendes Bedürfnis der Menschen an:
den Wissensdurst. Wenn Lebenslanges Lernen nicht nur gefordert, sondern
von Politik und Unternehmen auch nach Kräften gefördert wird, werden
Berufswege abwechslungsreicher und attraktiver."
Michael Guggemos, Geschäftsführer Hans-Böckler-Stiftung:
"Die Empfehlungen sind Ausdruck eines Konsenses, dass berufsbegleitende
Weiterbildung ein entscheidender Erfolgsfaktor für Wachstum und Wohlstand
und die erfolgreiche Digitalisierung in Deutschland ist. Wir blicken aus
unterschiedlichen Perspektiven auf die Transformation der Arbeitswelt.
Umso bedeutsamer ist es, dass wir für die Herausforderungen in der
Weiterbildung gemeinsame Positionen und Lösungsansätze entwickelt haben:
Gute Arbeitsbedingungen lassen genug Raum für Weiterbildung. Dafür
brauchen wir auch unterstützende staatliche Rahmenbedingungen."
Originalpublikation:
Michael Guggemos, Joh. Christian Jacobs, Henning Kagermann, Dieter Spath
(Hrsg.):
Die digitale Transformation gestalten: Lebenslanges Lernen fördern.
Reihe acatech DISKUSSION.
https://www.boeckler.de/pdf/acatech_hbs_lebenslanges_lernen.pdf
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution621
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hans-Böckler-Stiftung, 11.10.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Oktober 2018
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