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GAZA/044: Waffengang und Widerstand - außer Schmerzen kein Gewinn ... (Mazin Qumsiyeh)


Aus dem Human Rights Newsletter von Professor Mazin Qumsiyeh vom 15. Juli 2014


Die Situation in Gaza ist grauenhaft. Ein Behindertenzentrum wurde bombardiert und zwei behinderte Mädchen wurden getötet. Ein Haus mit Ärzten wurde bombardiert. Eine Familie wurde bombardiert, als sie eine Moschee verließ, dabei starben 18 Menschen.

Widerstandsgruppen in Gaza antworteten mit Raketen. die auf Städte tief in "Israel" (1948 Palästina) fielen. Die Möglichkeiten des belagerten Gazastreifens überraschte viele Israelis (Projektile, die sogar auch Haifa erreichten; Froschmänner, die vom Meer her erfolgreich in eine israelische Basis eindrangen; eine Drohne, die stundenlang im israelischen Luftraum herumflog, bevor sie schließlich abgeschossen wurde, etc.).

Wir müssen daran erinnern, daß Israel mit den Genozid in Gaza angefangen hat. Auch, wenn wir die jüngsten Ereignisse heranziehen, waren es israelische Kriegsflugzeuge, die Gaza zwei Jahre nachdem Israel ein Abkommen unterschrieben hatte, so etwas nicht zu tun, als erstes angriffen. Israel griff also Gaza an und der Widerstand antwortete mit dem Abwurf einiger Raketen, und dann beschloß Israel, Hunderte von Wohnhäusern und 20 Moscheen in Gaza zu bombardieren.

Westliche Politiker und Medien scheinen den Fakten gegenüber blind zu sein. Damit ermuntern sie weitere Aggression, die nur noch mehr Radikalisierung zur Folge haben wird. Die Ansicht, daß Macht das Recht bestimmt, wird dadurch weiter verstärkt, und ich fürchte, daß die Zukunft für uns alle (Israelis, Palästinenser, Amerikaner etc.) finster aussehen wird.

Besuchern und Medien gegenüber erkläre ich immer, daß es hier kein Win/Lose-Szenario gibt. Es gibt entweder ein Lose/Lose-Szenario (der Weg des Zionismus, daß Macht das Recht bestimmt) oder ein Win/Win-Szenario (Gerechtigkeit und Menschenrechte einschließlich des Rückkehrrechts der Flüchtlinge in ihre Heimat, auf ihr Land). Wir alle müssen Verantwortung übernehmen und etwas Positives tun, nicht etwas Negatives. Wir leben entweder zusammen als gleichberechtigte Menschen oder wir vergehen zusammen als Narren. Bildung ist dafür eine entscheidende Komponente. Wissen ist eine Kraft und ich bitte alle, uns zu unterstützen, wenn wir junge Palästinenser und auch andere über den Wert des Wissens und über Respekt unterrichten.

Mit den Worten unseres Freundes und des Märtyrers Vittorio Arrigoni: "Bleibt menschlich".


Professor Mazin Qumsiyeh forscht und unterrichtet an der Universität von Bethlehem und der Birzeit-Universität. Er ist Direktor des palästinensischen Instituts für Biodiversitätsforschung und des naturgeschichtlichen Museums.

Human Rights Newsletter:
humanrights@lists.qumsiyeh.org

*

Quelle:
Mazin Qumziyeh, 15.07.2014
Bethlehem im besetzten Palästina
E-Mail: mazin[at]qumsiyeh.org
Internet: www.qumsiyeh.org
in einer Übersetzung des Schattenblick aus dem Englischen


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juli 2014


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