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SYRIEN/042: Dominostein Damaskus - ein Tröpfchen Wasser ... (IPPNW)


IPPNW - Pressemitteilung vom 25.3.2014
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland

Erste UN-Lastwagen rollen über die türkisch-syrische Grenze



Seit Monaten endlich eine positive Nachricht aus Syrien: Erstmals seit Beginn des Konfliktes vor drei Jahren können die Vereinten Nationen (UN) Lastwagen mit Hilfsgütern in das syrische Kriegsgebiet schicken. Eine deutsche Delegation der Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) beobachtete gestern Vormittag am türkisch-syrischen Grenzübergang Nusaybin, wie 18 Lastwagen mit UN-Aufschrift nach Syrien rollten.

Insgesamt bringt die UN in diesen Tagen erstmals 79 LKW-Ladungen zu den Menschen im Norden Syriens. Heute ist der vorerst letzte Konvoi vorgesehen. Bisher habe es keine Probleme für die Fahrer gegeben, sagte Iyah H. Nasr vom Regionalbüro Naher Osten der OCHA, dem UN-Koordinationsbüro. Die UN werden die Ladungen mit Medikamenten, Nahrungsmitteln, Hygieneartikeln, Matratzen, Wasserdesinfektion, Decken und Kleidung in Syrien verteilen. Die Not der Menschen sei unbeschreiblich, sagte ein UN-Mitarbeiter. Es fehlt an allem. Vor allem die Situation der Frauen und Kinder sei schlimm.

Damit konnte sich die deutsche Delegation davon überzeugen, dass die im vergangenen Monat verabschiedete UN-Resolution 2139 zur Humanitären Hilfe offenbar Wirkung zeigt. Die UN hoffen, dass dies keine einmalige Aktion war. "Es laufen Gespräche darüber, dass auch andere Übergänge für die UN-Hilfe geöffnet werden." Der Grenzübergang bei Nusaybin ist auf syrischer Seite unter Kontrolle des Assad-Regimes, das offenbar der Hilfsaktion zugestimmt hat.

Wenige Kilometer weiter steht das Gebiet unter autonomer kurdischer Verwaltung. Die Bürgermeisterin des Grenzortes Nusaybin, Ayse Gökhan, hofft, dass jetzt endlich auch Hilfe in die syrischen Kurdengebiete kommt. Sie beschrieb der deutschen Delegation katastrophale Zustände: "Es gibt keinen Impfstoff für Kinder. 35% zeigen Symptome. Es gibt kein OP-Material, keine Prothesen für die vielen Kriegsversehrten." Nach Informationen der Bürgermeisterin haben sich mehr als eine Million Menschen aus dem Inneren Syriens in die drei kurdischen Kantone geflüchtet.

Die angespannte humanitäre Lage wird durch Selbstmordanschläge der Islamisten auf die Selbstverwaltung der kurdischen Gebiete noch verstärkt.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 25. März 2014
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Tel. 030/69 80 74-0, Fax: 030/69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. März 2014