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MELDUNG/212: Nachhaltige Ernährung durch Kochen erfahren (aid)


aid-PresseInfo Nr. 40 vom 5. Oktober 2011

Nachhaltige Ernährung durch Kochen erfahren

Empfehlungen zur Nachhaltigkeit lieber praktisch vermitteln


(aid) - Angesichts von Ressourcenknappheit und Klimawandel wird ein nachhaltiges Handeln zunehmend wichtiger. Für immer mehr Verbraucher ist Nachhaltigkeit mittlerweile auch ein Kriterium, auf das sie beim Lebensmitteleinkauf achten. Bio und vegetarisch, saisonal und regional - das sind Begriffe, die dabei Signalwirkung haben. Doch wie können konkrete Handlungsempfehlungen zum nachhaltigen Konsum vermittelt werden, ohne den Durchschnitts-Verbraucher bei der Lebensmittelauswahl zu überfordern? Für die Soziologinnen Prof. Martina Schäfer und Eva Koch von der Technischen Universität Berlin sind für eine nachhaltige Ernährung bestimmte Kompetenzen notwendig. Insbesondere Kochkenntnisse, aber auch Finanz-, Gesundheits- und Medienkompetenzen. Daher sei es sinnvoll, schon bei deren Vermittlung die Nachhaltigkeit zu berücksichtigen, anstatt die Verbraucher mit trockenen zusätzlichen Empfehlungen zu verunsichern. Das Erlernen von Kochkenntnissen ist dafür besonders geeignet: "Kochen hat das Potenzial nachhaltige Ernährung erlebbar zu machen."

In einem Vortrag bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) im September 2011 in Bonn schilderten sie die Anforderungen an die Ernährung in der so genannten reflexiven Moderne. Damit ist unsere heutige Zeit gemeint, in der die Alltagsbewältigung immer komplexer wird, weil allgemeine Verhaltensregeln an Bedeutung verlieren und neue individuelle Lebensstile entstehen. Durch ein unübersichtliches Angebot an Wissen rund ums Essen fühlen sich viele Verbraucher bereits überfordert. Mangelnde Transparenz und daraus resultierende Vertrauensverluste steigern die Unsicherheit genauso wie medial ausgeschlachtete "Lebensmittelskandale". Die Forderung zusätzlich auf die Aspekte der Nachhaltigkeit zu achten, kann bedeuten, dass Verbraucher die Verantwortung für ihren Lebens- und Ernährungsstil ablehnen. Die Auswirkungen erscheinen ihnen zu komplex und ihr Vermögen, diese zu beeinflussen als nicht ausreichend. Soziologin Eva Koch zufolge bedeutet eine nachhaltige Ernährung für viele ihrer Forschungsteilnehmer im Idealfall selbstständiges Kochen mit frischen Produkten. Wenn bei der praktischen Vermittlung der genannten Kompetenzen, sei es im Elternhaus oder in der Schule, schon das Prinzip der nachhaltigen Ernährung aufgegriffen wird, kann das dazu beitragen, dass es eher verstanden und selbstverständlicher umgesetzt wird.

Nora Moltrecht, www.aid.de

Weitere Informationen:
Manuskripte zur DGE-Arbeitstagung unter www.dge.de
Programme zum gemeinsamen Zubereiten von Lebensmittel für Schüler unter www-aid-ernährungsführerschein.de und www.schmexperten.de


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Quelle:
aid-PresseInfo Nr. 40 vom 5. Oktober 2011
Herausgeber: aid infodienst
Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V.
Heilsbachstraße 16
53123 Bonn
Tel. 0228 8499-0
E-Mail: aid@aid.de
Internet: www.aid.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Oktober 2011