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MELDUNG/449: Kein Leben ohne Fischstäbchen - 85 Jahre Tiefkühlen (aid)


aid-Newsletter Nr. 10/15 vom 4. März 2015

Kein Leben ohne Fischstäbchen

85 Jahre Tiefkühlen


(aid) - Sagt Ihnen der Name Clarence Birdseye etwas? Nein? Aber bei Käpt'n Iglo klingelt es bestimmt. Tatsache ist, dass es ohne Birdseye heute keine Fischstäbchen gäbe und keine anderen rund 17.000 gefrorene Artikel in den Tiefkühltheken der deutschen Supermärkte. Denn Clarence Birdseye ist kein geringerer als der Erfinder des industriellen Tiefkühlverfahrens.

Auf die Idee brachten den Meeresbiologen die Inuit (vormals: Eskimos) auf Forschungsreisen nach Labrador, im Norden Kanadas ab dem Jahr 1912. Birdseye beobachtete, wie die Einwohner frisch gefangenen Fisch an Leinen in den eisigen Wind hingen und sich nu r kleine Eiskristalle bildeten. Fasziniert, wie frisch der Fisch nach dem Auftauen und Zubereiten selbst nach mehreren Wochen schmeckte, machte er sich zu Hause gleich auf die Suche nach dem Geheimnis. Sehr schnell kam er auf die Idee, dass es an der Sch nelligkeit des Einfrierens lag.

Denn je schneller der Fisch eingefroren wurde, desto kleinere Eiskristalle bildeten sich. Entsprechend blieb die Struktur der Zellen intakt und der Fisch blieb "frisch" bis zur Zubereitung. So entwickelte Birdseye bereits 1926 das erste Gerät zum Tiefküh len; die "Quick Freeze Machine". Sie auf demselben Prinzip beruhte, wie die Konservierungsmethode der Inuit: Runter mit der Temperatur so schnell wie möglich. Die Methode funktionierte - nach mehreren Versuchsreihen - auch für Obst und Gemüse.

Es dauerte aber bis ins Jahr 1930, bis die ersten Produkte auch tatsächlich in Geschäften auftauchten. In den USA waren bereits Tiefkühler für den Verkauf von Eiscreme gang und gäbe und man räumte für die neuen Produkte ganz einfach die Vanille-Eiscreme etwas zur Seite, um Platz zu schaffen.

Vor 85 Jahren also wurde der Lebensmittelmarkt revolutioniert. Deutschland musste allerdings noch satte 25 Jahre warten; ganz einfach, weil die Tiefkühltruhen fehlten. 1955 wurden dann auf der größten internationalen Lebensmittelmesse Anuga in Köln erstm als Tiefkühlprodukte einem breiten Fachpublikum aus dem Handel vorgestellt.

Die Fischstäbchen als reines Tiefkühlprodukt waren geboren. Aber es dauerte natürlich auch noch seine Zeit, bis die deutschen Haushalte mit entsprechenden Geräten "aufgerüstet" waren. Inzwischen liegt der Pro-Kopf-Verbrauch jedes Bundesbürgers bei über 4 1 Kilogramm. 1960 lag er noch bei durchschnittlich 400 Gramm.

Beim industriellen Schockfrosten werden die Lebensmittel schnell bei Temperaturen von unter minus 30 Grad Celsius eingefroren. Die Zellflüssigkeit bildet bei diesem schnellen Verfahren nur sehr kleine Eiskristalle, die die empfindlichen Zellstrukturen de r Produkte nicht beschädigen können. Vitamine, Mineralien, wichtige Inhaltsstoffe, Geschmack und die Saftigkeit bleiben erhalten.

Das schafft man in einem Tiefkühlgerät für den Privathaushalt natürlich nicht. Aber nahezu alle Lebensmittel kann man auch zu Hause einfrieren - vorausgesetzt, man weiß wie. Frisches Gemüse beispielsweise sollte vor dem Tiefkühlen blanchiert werden, sons t verliert es Farbe, Geschmack und Vitamine. Zum Einfrieren eignen sich Obst, Gemüse, Fleisch, Geflügel, Fisch, Brot, Kuchen und gegarte Speisen. Es sollten nur Nahrungsmittel bester Qualität verwendet werden. Ungeeignet sind dagegen zum Beispiel Eier, B lattsalate, rohe Kartoffeln, Gurken, rohe Äpfel und Birnen. Der Grund: Solche wasserreichen Lebensmittel werden beim Auftauen matschig und verlieren ihre typische Konsistenz. Ungeeignet sind auch Milchprodukte wie Jogurt, Dickmilch, Saure Sahne und Creme fraiche. Sie flocken schnell aus und werden grießig.

Harald Seitz, www.aid.de


Weitere Informationen:
FAQs rund ums Einfrieren unter:
www.aid.de/verbraucher/konservierungsverfahren_faq_gefrieren.php

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Quelle:
aid-Newsletter 10/15 vom 04.03.2015
Herausgeber: aid infodienst
Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V.
Heilsbachstraße 16, 53123 Bonn
Telefon: 0228 8499-0
E-Mail: aid@aid.de
Internet: http://www.aid.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. März 2015

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