Georg-August-Universität Göttingen - 16.06.2016
balisierung und nachhaltige Ernährung
Göttinger Agrarökonomen erforschen Effekte auf Unter- und Überernährung in Entwicklungsländern
Wachsende Handelsverflechtungen, ausländische Direktinvestitionen großer Agribusiness-Konzerne, neue Technologien und sich rasch wandelnde Verbraucherpräferenzen sind nur einige Beispiele für die vielschichtigen Trends im Zuge der Globalisierung. Agrarökonomen der Universität Göttingen haben diese Veränderungen und deren Auswirkungen auf die Ernährung in den Entwicklungsländern untersucht. Während die positiven Effekte zu überwiegen scheinen, werden auch negative Wirkungen aufgezeigt. Die Studie ist in der Fachzeitschrift Proceedings of the Nutrition Society erschienen.
Ernährungsprobleme sind besonders in Entwicklungsländern weit verbreitet.
"Ein Großteil der weltweit hungernden Menschen lebt in ländlichen Gebieten
Afrikas, Asiens und Lateinamerikas; viele dieser Menschen sind
Kleinbauern", erläutert der Leiter der Studie Prof. Dr. Matin Qaim vom
Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung. Neue Technologien und
verbesserter Zugang zu nationalen und internationalen Märkten haben die
Erträge und Einkommen in der Landwirtschaft der Entwicklungsländer erhöht
und damit auch die Ernährung verbessert. Allerdings waren Entwicklungen in
der Vergangenheit oft auf nur wenige Getreidearten konzentriert, was zu
einer Reduktion der Anbauvielfalt beigetragen hat. Mit Blick auf
nachhaltige und ausgewogene Ernährung verfolgen neuere Initiativen
deswegen einen breiteren Ansatz.
Ebenso untersuchen die Göttinger Wissenschaftler Vermarktungsverträge zwischen Agribusiness-Firmen und Kleinbauern. Verschiedene Beispiele belegen, dass höhere und stabilere Einkommen aus der Vertragslandwirtschaft zu einer besseren Ernährung beitragen. "Je nach Art der Verträge können sich aber auch andere soziale Effekte ergeben, wie zum Beispiel eine veränderte Rollenverteilung zwischen Mann und Frau", so Prof. Qaim. "Eine verstärkte Marktausrichtung kleinbäuerlicher Haushalte kann die Stellung der Frau verschlechtern." Spezielle Trainingsprogramme können solche Nebeneffekte verhindern.
Gegenstand der Studie sind außerdem die sich verändernden Konsumgewohnheiten städtischer Haushalte in Entwicklungsländern. "Traditionelle Märkte verlieren schrittweise an Bedeutung. Stattdessen breiten sich Supermärkte und andere moderne Einzelhandelsformate aus", so Prof. Qaim. Daten aus Afrika zeigen, dass Supermärkte durch effizientere Wertschöpfungsketten Lebensmittel teilweise günstiger anbieten können. Niedrige Verbraucherpreise sind gut für die Bekämpfung von städtischer Unterernährung. "Doch die Verschiebung hin zu stärker verarbeiteten Produkten trägt auch zu Übergewicht und Fettleibigkeit bei - Probleme, die inzwischen auch in Entwicklungsländern auf dem Vormarsch sind." Prof. Qaim betont, dass weitere interdisziplinäre Forschung nötig ist: "Ein tieferes Verständnis der komplexen Zusammenhänge kann und muss zur besseren Politikgestaltung für nachhaltige Ernährung beitragen."
Originalveröffentlichung:
Matin Qaim (2016)
Globalisation of agrifood systems and sustainable nutrition,
Proceedings of the Nutrition Society,
Doi: 10.1017/S0029665116000598,
http://dx.doi.org/10.1017/S0029665116000598
Weitere Informationen unter:
http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=5531
http://dx.doi.org/10.1017/S0029665116000598
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution77
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Georg-August-Universität Göttingen, Thomas Richter, 16.06.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Juni 2016
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