Leibniz-Institut für Nutzierbiologie (FBN) - 17.09.2019
Die Zukunft der Rinderzucht neu definieren
Leibniz-Wissenschaftler aus MV koordinieren millionenschweres internationales Forschungsprojekt
Wissenschaftler aus der EU, Kanada und Australien starten im September unter der Federführung des FBN ein großangelegtes Forschungsvorhaben, um Funktionen in der Erbsubstanz zu finden, die für die Diversität und Veränderung von Merkmalen bei Rindern relevant sind (BovReg*).
Weltweit beteiligen sich daran zwanzig führende Labore, deren Mitarbeiter aus unterschiedlichsten Fachbereichen ein globales interdisziplinäres Team bilden. Koordiniert wird das EU-Projekt mit einem Fördervolumen in Höhe von 6 Mio. Euro und einer Laufzeit von vier Jahren im Rahmen des EU-Forschungsprogramms H2020 von Professorin Dr. Christa Kühn, der Leiterin des FBN-Institutes für Genombiologie.
"Das FBN ist nicht nur erstmals der zentrale Koordinator eines derart bedeutenden EU-Projektes. Neben dem Projektmanagement sind wir auch mit zwei Teilinstituten, nämlich der Genombiologie und Fortpflanzungsbiologie, maßgeblich in der Forschung vertreten", betonte FBN-Vorstand Professor Dr. Klaus Wimmers. "Dafür erhält das FBN EU-Forschungsgelder von insgesamt 1,1 Mio. Euro." Der offizielle Start (Kick-off) des Forschungsprojektes mit Wissenschaftlern aus allen 15 Partnerländern findet am 23. und 24. September in Dummerstorf statt.
Die Rinderhaltung steht im Spannungsfeld zwischen einer wesentlichen Rolle für eine effiziente Welternährung einerseits und kritischen Diskussionen hinsichtlich Tierwohls und Umweltfolgen andererseits. Trotz enormer Fortschritte in der funktionellen Genomanalyse und den modernen molekularbiologischen Forschungsmethoden bestehen nach wie vor große Wissenslücken im Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Erbanlagen und Umwelteinflüssen, die letztendlich das Erscheinungsbild eines Tieres, z.B. des Rindes, prägen.
"Das Forschungskonsortium wird daher eine umfassende Karte der funktionell aktiven Regionen im Rindergenom erstellen und aufklären, wie genetische Variationen sich innerhalb von verschiedenen Rassen oder zu unterschiedlichen Entwicklungsphasen auswirken", erläuterte Prof. Christa Kühn. "Diese Schlüsselinformationen werden für eine zukunftsfähige Nutztierhaltung in der Praxis sowie auch für die Grundlagenforschung dringend benötigt."
Mit BovReg werden detaillierte Kenntnisse über Merkmale des Rindes in
Bezug auf Robustheit, Gesundheit und biologische Effizienz gewonnen. In
dem Projekt geht es speziell auch um Eutergesundheit und eine Begrenzung
des Einsatzes von Antibiotika in der Tierhaltung. Neben den Experten aus
der Rinderforschung sind in dem Verbund zahlreiche Spezialisten aus der
Bioinformatik, Molekulargenetik, quantitativen Genetik, Tierzucht,
Reproduktionsphysiologie, aber auch aus der Ethik und den
Sozialwissenschaften vertreten. Aus den genetischen Analysen sollen
internationale Standards erarbeitet und neue bioinformatische Methoden
etabliert werden, die in das weltweite molekularbiologische
Kompetenznetzwerk "Functional Annotation of Animal Genomes
(FAANG/animalgenome.org)" einfließen und allen Wissenschaftlern zur
Verfügung stehen. Parallel zur ENCODE-Initiative (encodeproject.org), die
sich der Funktionsweise des menschlichen Genoms widmet, befasst sich FAANG
mit der Identifizierung funktionaler Schaltstellen in der tierischen
Erbinformation. Das Know-how soll gezielt auch für bislang wenig
verbreitete Rinderrassen von lokaler Bedeutung nutzbar sein und damit zur
Erhaltung der biologischen Vielfalt der Nutztiere beitragen.
(*) BovReg - Identification of functionally active genomic features relevant
to phenotypic diversity and plasticity in cattle (Identifizierung von
funktional aktiven Bereichen im Genom, die für die Diversität und
Plastizität von Merkmalen von Rindern relevant sind.)
https://cordis.europa.eu/project/rcn/223200/factsheet/en
Die Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 93 selbständige
Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-,
Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und
Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute
widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen.
Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den
übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten
wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte
Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im
Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und
informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit.
Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen - u.a.
in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen
Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und
unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen
Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft
gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 19.100 Personen,
darunter 9.900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat
der Institute liegt bei mehr als 1,9 Milliarden Euro.
www.leibniz-gemeinschaft.de
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution180
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Leibniz-Institut für Nutzierbiologie (FBN), 17.09.2019
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 19. September 2019
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