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GENTECHNIK/502: Mexiko - Agro-Gentechnik bedroht 40.000 Imker-Familien (Naturland e.V.)


Naturland - Verband für ökologischen Landbau e.V. - 16.03.2012

Agro-Gentechnik bedroht 40.000 mexikanische Imker-Familien

Naturland fordert Stopp von GVO-Pflanzen in Mexiko!


Gräfelfing - Naturland weist anlässlich der 2. Weltkonferenz für Öko-Imkerei im März in Mexiko darauf hin, dass die Risikotechnologie Agro-Gentechnik allein in Mexiko 40.000 Imker-Familien gefährdet. "Die globale Agrarpolitik und Lebensmittelindustrie tragen eine große gesellschaftliche Verantwortung. Die Gentechnik bedroht neben der Böden und Artenvielfalt auch die Existenzen vieler Menschen und ihrer Familien", so Hans Hohenester, Öko-Bauer und Präsidiumsvorsitzender von Naturland. "Wir fordern daher Mexiko auf, sich ein Beispiel an Peru zu nehmen und den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen zu verbieten!" so Hohenester weiter. Das Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom 6. September 2011 hat Folgen für die Honigerzeuger weltweit. Allein geringste Pollen-Anteile von gentechnisch veränderten Pflanzen (GVO) im Honig reichen aus, um die ganze Charge nicht mehr in die EU verkaufen zu können.


Gentechnikfreie Landwirtschaft vor Null-Toleranz

Seit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom September 2011 ist Honig mit Pollen von nicht zugelassenen GVO nicht verkehrsfähig. Das ist ein Vorteil für den Verbraucher, was Transparenz und klare Kennzeichnung angeht. Das Recht der Imker, auch künftig Honig ohne Gentechnik herzustellen, wurde dadurch gestärkt. Dies ist in Ländern wie Deutschland, wo es vergleichsweise wenig GVO-Flächen gibt und diese in Standortregistern erfasst werden müssen, umsetzbar. In anderen Ländern, in welchen die Aussaat von GVO keinen strengen Dokumentationen unterliegt, ist das Risiko einer Verunreinigung höher. Anstatt der Inverkehrbringer der Agro-Gentechnik werden mit der Null Toleranz die Imker bestraft. Folge dieser EU-Rechtssprechung ist, dass die Importe von Honig aus Risiko-Ländern und der Preis für Honig zurückgehen.

Dabei geht es auch anders. Peru setzte im November 2011 ein 10jähriges Moratorium für den kommerziellen Anbau von Agro-Gentechnik in Kraft. Über 2300 unterschiedliche Kartoffelvarietäten und 55 Maisvarietäten sind noch heute in Peru zuhause. Diese Vielfalt ist angepasst an unterschiedlichste agrarökologische Standortbedingungen. Das Umweltministerium von Peru sieht die Agro-Gentechnik als eine Bedrohung für diese Biodiversität und den enormen Genpool an.


Mexiko eines der bedeutendsten Erzeugerländer von Qualitätshonig

Lateinamerika und maßgeblich Mexiko versorgen Europa mit dem süßen Gold. Mexiko ist sechstgrößter Erzeuger und drittgrößter Exporteur von Honig weltweit. Nachdem die deutschen Imker nur 20 Prozent zur Eigenversorgung von Honig beitragen, müssen die restlichen 80 Prozent aus dem Ausland importiert werden. Auf der Yucatan Halbinsel zwischen dem Golf von Mexiko und der Karibik befindet sich der Großteil der mexikanischen Bienenvölker. Das Mayaland ist dünnbesiedelt und reich an natürlichen Wäldern. Auf den wachsenden Agrarflächen setzt das mexikanische Landwirtschaftsministerium SAGARPA auf Intensivierung und Monokulturen. Mit der erteilten Anbauerlaubnis von 30.000 Hektar GVO-Soja steigt die Gefahr, dass der Honig der Yucatan-Halbinsel mit GVO-Pollen verunreinigt wird und die Imker ihren wichtigsten Exportmarkt verlieren. Nicht nur GVO-Soja beunruhigt die Bauern und Imker in Mexiko. Nach dem Willen der Regierungspolitiker und Gentech-Konzerne soll der kommerzielle Anbau von GVO-Mais erlaubt werden. Mexiko gilt als Ursprungsland des Mais und der Maiskultivierung. Die hohe Maisvielfalt mit 59 Landrassen ist nach Ansicht von Experten durch den GVO-Anbau bedroht.

Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie unter:
http://www.naturland.de/fileadmin/MDB/documents/Ueber_Naturland/Mais_Studie_End2011.pdf


Naturland ist Mitveranstalter der 2. Weltkonferenz für Öko-Imkerei vom 19.-25. März 2012 in San Cristóbal de Las Casas, Chiapas, Mexiko. Das Thema Agro-Gentechnik ist Schwerpunkt in dem Konferenz-Programm.

Weitere Informationen zu der Veranstaltung finden Sie unter:
www.ecosur.mx/abejas/

Naturland fördert den Ökologischen Landbau weltweit und ist mit 53.000 Bauern und über 500 Herstellern als Naturland Partner einer der größten Öko-Verbände. Als zukunftsorientierter Verband gehören für Naturland Öko-Kompetenz und soziale Verantwortung zusammen.


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Quelle:
Naturland Presse Info vom 16. März 2012
Naturland - Verband für ökologischen Landbau e.V.
Kleinhaderner Weg 1, 82166 Gräfelfing
Telefon: 089-898082-29, Fax: 089-898082-90
E-Mail: naturland@naturland.de
Internet: www.naturland.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. März 2012