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INTERNATIONAL/070: DR Kongo - Farm der Hoffnung, Milchwirtschaft in Nord-Kivu erlebt Aufschwung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 8. November 2012

DR Kongo: Farm der Hoffnung - Milchwirtschaft in Nord-Kivu erlebt Aufschwung

von Taylor Toeka Kakala



Goma, DR Kongo, 8. November (IPS) - In der Hügellandschaft der Provinz Nord-Kivu in der Demokratischen Republik Kongo grasen wieder Milchkühe. Vor 20 Jahren hatte der Ausbruch ethnischer Gewalt die Region von Masisi zerrissen. Dass die Farm Lushebere wieder bewirtschaftet wird, gibt den Menschen Hoffnung auf Frieden.

Der Agrarbetrieb, der in den sechziger Jahren von einem Priester namens Carbonel eröffnet wurde, musste 1993 schließen, als schwere Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Volksgruppen in Ntoto im Verwaltungsbezirk Walikale begannen. Später griff die Gewalt auch auf andere Teile Nord-Kivus und auf das benachbarte Süd-Kivu über.

Häuser, Felder, Schulen, Gesundheitszentren, Märkte und Kirchen wurden niedergebrannt. Die feindlichen Milizen töteten zudem das Vieh oder trieben es weg. Die Verantwortlichen auf der Farm mussten den Betrieb einstellen. Viele Familien flohen in die Provinzhauptstadt Goma oder in die Nachbarstaaten Ruanda und Burundi.

Während der zehnjährigen Schließung wurden die Eukalyptusbäume in Lushebere abgehackt und verkauft. Mit dem Geld wurden die Arbeiter bezahlt, die die Farm bewachten. In der gesamten Region, in der Holzkohle der einzige Energieträger ist, nimmt der illegale Holzschlag immer weiter zu, auch in den geschützten Nationalparks.

"90 Prozent aller Haushalte nutzen das schwarze Gold zum Heizen und Kochen", sagt Emmanuel de Mérode, Leiter des Kongolesischen Instituts für Naturschutz. "Seit 2003 haben wir 20.000 Eukalyptusbäume gepflanzt, um die gefällten zu ersetzen", berichtet der Leiter der Farm, Pater Diogène Harerimana.


Spendengelder aus Europa

Der 558 Hektar große Agrarbetrieb nahm erneut 2003 seine Arbeit auf, nachdem die in Frankreich gegründete Vereinigung 'Saint Ave-Goma Entraide' (SAGE) 33.000 Euro gespendet hatte. SAGE setzt sich für Frieden zwischen ethnischen Gruppen in Masisi ein.

Mit den Spendengeldern wurden landwirtschaftliche Geräte eingekauft. SAGE finanzierte außerdem einen Kühlraum für die Milchprodukte sowie einen Transporter, der die Waren zum Markt in Goma bringt.

Im Juli dieses Jahres erhielt die Farm weitere 61.000 Euro, diesmal vom 'Rotary Club' im westfranzösischen Vannes sowie von 'Rotary International'. Von dem Geld wurde neues Equipment zur Pasteurisierung und Abpackung von Milch gekauft.

Ein Techniker der europäischen Firma, die die Maschinen an Lushebere geliefert hat, zeigte den Beschäftigten vor Ort, wie die Ausrüstung in Stand zu halten ist. "Wir arbeiten jetzt autonom", sagt Harerimana. Mit Hilfe der neuen Geräte kann Milch auf der Farm in Ein-Liter-Tüten verpackt werden, die für jeweils einen US-Dollar verkauft werden. Täglich produziert die Lushebere-Farm allerdings nur bis zu 50 Liter.

In Lushebere grasen 420 Milchkühe, weit weniger als die 2.000 Tiere, die hier noch im Jahr 1990 gehalten wurden. Damals arbeiteten noch 1.000 Menschen auf der Farm, heute sind es nur noch 60, die monatlich zwischen 25 und 130 Dollar verdienen.


Qualität hat ihren Preis

Im Juli konnte der Betrieb die Käseherstellung von fünf auf 35 Kilo pro Tag steigern. "Unsere Milch wird erst getestet, um Bakterienbefall auszuschließen", sagt Harerimana. "Dann wird sie in große Reservoirs abgefüllt und zu Käse verarbeitet." Der Käse kostet fünf US-Dollar das Kilo und ist damit zwei Dollar teurer als andere vergleichbare Produkte. Die Kunden sind jedoch bereit, mehr zu zahlen, weil die Milch keimfrei ist.

"Die Lushebere-Milch gilt als die Beste der Region", sagt Charles Balume, der ein Restaurant in Goma führt. Und der Agrarminister der Provinz, Carly Kasivita Nzanzu, erklärte Mitte Oktober in der Hauptstadt Kinshasa, das neue Equipment sei ein wirkungsvolles Instrument für die sozio-ökonomische Entwicklung der Region Lushebere und der gesamten Provinz Nord-Kivu.

Doch der Bischof von Goma, Monsignore Théophile Kaboy, ist besorgt. Er befürchtet die Rückkehr von Milizionären aus Ntoto: der sogenannten 'Raia Mutomboki' (Swahili für 'Wir säubern von Nicht-Einheimischen'), die die 'Nyatura '(Kinyarwanda für 'Lasst uns die sogenannten Einheimischen auslöschen und vertrieben') bekämpfen. Jede Miliz wird von Politikern unterstützt. (Ende/IPS/ck/2012)


Links:

http://saintavegomaentraide.free.fr/
http://www.rotary.org/de/Pages/ridefault.aspx
http://www.ipsnews.net/2012/11/farm-holds-out-hope-for-peace-and-development-in-dr-congo/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 8. November 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. November 2012