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INTERNATIONAL/098: D. R. Kongo - Ex-Kämpfer werden Landwirte (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 30. August 2013

D. R. Kongo: Ex-Kämpfer zu Landwirten

von Badylon Kawanda Bakiman



Kikwit, D. R. Kongo, 30. August (IPS) - Mehr als 300 ehemalige Kämpfer sind in der Provinz Bandundu im Südwesten der Demokratischen Republik Kongo (DRC) Bauern und Viehzüchter geworden. Ihre von der Staatengemeinschaft unterstützte Rückkehr in die Gesellschaft trägt dazu bei, die Ernährung der Bevölkerung des zentralafrikanischen Landes zu sichern.

"Dank der Ausbildung und der Ausrüstung, die ich erhalten habe, konnte ich im vergangenen Jahr auf einem zwei Hektar großen Feld 36 Sack Hirse ernten", sagt der 43-jährige Claude Nkaka, der früher in den Reihen der Bewaffneten Streitkräfte FARDC kämpfte. 2006 wurde er demobilisiert, seit vier Jahren betreibt er Landwirtschaft nahe der Stadt Kikwit.

Durch den Verkauf seiner Produkte habe er umgerechnet 1.173 US-Dollar eingenommen, berichtet er stolz. "Ich habe mich schnell an das zivile Leben angepasst. Nun trage ich zur Nahrungssicherheit bei." Nkaka gehört einer Bauernvereinigung an, der 22 ehemalige Kombattanten angeschlossen sind.

Ein weiterer Ex-Kämpfer, Paulin Malewa, produzierte 2012 fast 80 Tonnen Maniok auf einem ebenfalls zwei Hektar großen Feld in Lukamba, 60 Kilometer von Kikwit entfernt. Der 38-Jährige gehörte zu der Bewegung für die Befreiung des Kongo von Jean-Pierre Bemba. Diese Rebellengruppe trieb in der Äquator-Provinz im Nordwesten der DRC ihr Unwesen, bevor sie in eine politische Partei umgewandelt wurde.

Malewa, der 2008 die Waffen niederlegte, kehrte danach in seine Heimatprovinz Bandundu zurück, um wieder Fuß zu fassen.

Donat Mubiala, der bis 2006 den FARDC angehörte, züchtet nun Schweine. Die Regierung habe ihm 300 Dollar ausgezahlt, die von der Weltbank gekommen seien, berichtet er. Die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO habe ihm zudem zwei Schweine geschenkt. Inzwischen habe er bereits zwölf Tiere.


Auch Frauen unter den Ex-Kämpfern

In Bandundu wurden insgesamt 2.486 Soldaten und Rebellen demobilisiert, unter ihnen auch elf Frauen. Wie Charlotte Lila vom nationalen Entwaffnungsprogramm erklärt, wurden Ältere, Minderjährige unter 18 Jahren, Kriegsverwundete und Freiwillige aus den Reihen der Kämpfer entfernt.

Ein Jahr nach dem Sturz von Staatspräsident Mobutu Sese Seko 1997 brach in dem afrikanischen Staat ein blutiger Bürgerkrieg aus, der bis 2002 andauerte. Nach Angaben mehrerer Menschenrechtsorganisationen wurden in dem Konflikt mehr als drei Millionen Menschen getötet.

Laut Lila erhält jeder Kämpfer, der die Waffen niederlegt, Geld und Sachleistungen, unter anderem zivile Kleidung. Ermöglicht werde dies durch das von der Weltbank finanzierte Hilfsprogramm 'Parsac II-IDA'.

Die FAO bilde diejenigen weiter, die sich im Agrar- oder Fischereisektor eine neue Existenz aufbauen wollten, sagt Jena-Baptiste Mbwengele, der Vorsitzende einer unabhängigen Produktionsgenossenschaft, die Vertragspartner der UN-Organisation ist.

An die Bauern werden jeweils 20 Kilo Mais, 60 Kilo Erdnüsse, 60 Kilo Hirse, acht Hacken, 40 leere Säcke, Maniok-Schößlinge und ein Fahrrad verteilt. Für Viehzüchter gebe es zwei Säue, 442 Kilo Schweinefutter, vier Lämmer und Veterinärartikel. Auch die angehenden Fischer erhalten demnach eine Startausstattung.

"Die Ex-Kämpfer, die Akteure der Entwicklung geworden sind, folgen der Philosophie der Regierung und der Regionalverwaltungen, die der Landwirtschaft höchste Priorität einräumen", sagt die Agrarministerin der Provinz Bandundu, Léonie Ndundu. (Ende/IPS/ck/2013)


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http://www.fao.org/countryprofiles/index/en/?iso3=COD
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. September 2013