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LANDWIRTSCHAFT/1508: Leguminosen-Monitoring - Neues von Erbse, Bohne und Co. (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 350 - Dezember 2011
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Neues von Erbse, Bohne und Co.
Erste Ergebnisse aus dem Leguminosen-Monitoring in NRW

von Christoph Dahlmann


Es war wieder einmal ein extremes Jahr. Eine früh einsetzende Trockenheit bis in den Juni hinein machte vielen Leguminosen-Beständen zu schaffen. Innerhalb des nordrhein-westfälischen AbL-Projekts "Vom Acker in den Futtertrog" wurden Ergebnisse der Praxis speziell bezüglich des Anbaus von Körnerleguminosen erhoben. Feldprotokolle, angelehnt an die Ackerschlagkartei, konnten an mehr als 25 BetriebsleiterInnen verteilt werden, die Leguminosen anbauen. Darüber hinaus wurden Erfahrungen, Probleme und daraus resultierender Forschungsbedarf aus Sicht der Praxis abgefragt. Die Analysen erfolgten in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen für Ökologischen Land- und Gartenbau. Die vom Projekt durchgeführten Erhebungen und Dokumentationen fanden auf konventionellen und auf ökologisch wirtschaftenden Betrieben statt.


Wintererbsen und Winterackerbohnen

Der Schwerpunkt liegt natürlich auf den Sommerungen. Aber in letzter Zeit ist das Interesse und der Anbau von Winterleguminosen wie der Winterackerbohne und der Wintererbse gerade im Ökologischen Landbau gestiegen. Durch den frühen Wintereinbruch sind die vom Monitoring erfassten Wintererbsen und Winterackerbohnen mit Aussaatterminen zwischen dem 07. und 29. Oktober 2010 teils erst unter der Schneedecke aufgelaufen. Natürlich kam der Wintereinbruch mit zum Teil sehr tiefen Temperaturen relativ früh, trotzdem bleibt die Frage, ob die Aussaattermine in der Zukunft früher liegen müssen. Ein Saatzeitpunkt in der letzten September- bzw. der ersten Oktoberwoche scheint erstrebenswert. Bei der Winterackerbohne sollte bei der Aussaatmenge ihre höhere Bestockungsfähigkeit gegenüber den Sommervarietäten berücksichtigt werden. 25 bis 30 Körner je m² scheinen angemessen zu sein. Ertraglich konnten die Winterungen nicht überzeugen. Die Winterackerbohnensorte Hiverna brachte in den beiden ökologischen Betrieben 15 beziehungsweise 30 dt/ha. Die Wintererbse EFB 33, die wegen ihres starken Massenwachstums und daraus resultierender starker Lageranfälligkeit häufig im Gemenge mit Getreide angebaut wird, zeigte teils zufriedenstellende Erträge, winterte teilweise aber aus, litt unter der Trockenheit oder entwickelte sich so stark, dass sie das Getreide mit ins Lager zog. Ertragsanteile im Gemenge von bis zu 15 dt/ha wurden erzielt. Die Wintererbsensorte Isaard konnte auf einem konventionellen Betrieb im Westerwald immerhin 35 dt/ha in Reinsaat erzielen gegenüber 25 dt/ha Ertrag von Sommererbsen.


Optimale Aussaatbedingungen

Die Aussaatbedingungen gestalteten sich in diesem Jahr für die Sommerleguminosen ideal. Die ersten Betriebe säten beziehungsweise legten ihre Ackerbohnen schon ab dem 10. Februar. Erbse und Lupine haben wegen ihrer geringeren Frosthärte einen späteren Aussaattermin und wurden zwischen dem 15. und 22. März gedrillt. Bei der Aussaat speziell der Ackerbohne muss auf eine gleichmäßige Tiefenablage geachtet werden. Sechs bis acht cm sind hier anzustreben, was zuweilen mit Schleppschartechnik schwer zu realisieren ist. Bei den Erbsen sollten es vier bis sechs cm sein, der Lupine reichen drei cm Saattiefe.

Die Bestände liefen schnell auf, litten dann aber zusehends unter der einsetzenden Trockenheit. Bei den Ackerbohnen und teils auch bei den Erbsen war ein relativ hoher Druck des Blattrandkäfer zu beobachten. Das Problem sind weniger die Fraßschäden der Käfer am Blatt als die an den Wurzelknöllchen fressenden Larven, die so die Stickstoffversorgung der Pflanze beeinträchtigen. Weitere Probleme waren auf einigen Betrieben Blattläuse, Schokoladenfleckenkrankheit, Rost und der Bohnenkäfer. Bei einigen Flächen kam die Unkrautproblematik, unabhängig vom Bewirtschaftungssystem, hinzu. Ackersenf, Melde, Ausfallraps und nesterartig auch die Ackerkratzdistel waren die Hauptproblemunkräuter.

Bei den Kornerträgen sind Unterschiede zwischen dem ökologischen und dem konventionellen Landbau erkennbar. So schwankten die Erträge zum Beispiel bei den Ackerbohnen im konventionellen von 30 dt/ha bis zu Erträgen von 74 dt/ ha, mit einem Ertragsschwerpunkt von 50 bis 60 dt/ha. Im Ökologischen Landbau bewegten sich die Erträge vom Totalausfall bis zum Höchstertrag von 44 dt/ha. Der Ertragsschwerpunkt lag hier bei ungefähr 35 dt/ha. Es lässt sich die leichte Tendenz erkennen, dass dichtere Pflanzenbestände - auch bis zu 50 Pflanzen je m² und mehr - besser droschen. Dies ist aber vorerst ein Jahreseffekt und lässt keine zwingende Empfehlung für die nächste Anbausaison zu. Die gemessenen Rohproteinwerte lagen zwischen 21,9 Prozent und 26, 7 Prozent und damit in einem niedrigeren Bereich. Im Ökologischen Landbau zeigt sich die höhere Diversität auch in der Anbauform von Leguminosen. Hier spielt der Gemengeanbau eine wichtige Rolle. In diesem Verfahren können die Gesamterträge stabilisiert werden, da ein möglicher Ausfall einer Art durch die andere kompensiert werden kann.


Fazit

Die bisherigen Auswertungen zeigen, dass die Körnerleguminosen in diesem Jahr überraschten - im positiven wie im negativen Sinne. Speziell bei den Ackerbohnen im konventionellen Anbau wurden auf schweren Böden zum Teil Spitzenerträge geerntet. Teilweise konnten auch die wenigen Erbsenflächen überzeugen. Es gab aber auch Totalausfälle. Natürlich lässt sich aus einem Jahr wenig ableiten, dennoch zeigen die Ergebnisse, dass eine Leguminose, die auf dem richtigen Standort steht, Potenzial hat.


Detailierte Ergebnisse und weitere Infos:
www.Vom-Acker-in-den-Futtertrog.de


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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 350 - Dezember 2011, S. 17
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - Bauernblatt e.V.
Bahnhofstr. 31, 59065 Hamm
Telefon: 02381/49 22 20, Fax: 02381/49 22 21
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(verbilligt auf Antrag 26,00 Euro jährlich)


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Februar 2012