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LANDWIRTSCHAFT/1631: Bio-vegane Landwirtschaft - Gegenkonzept und Zukunftsvision (tierrechte)


tierrechte 4.14 - Nr. 69, Dezember 2014
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V

Gegenkonzept und Zukunftsvision

Von Christina Ledermann


Als Tierrechtsorganisation verfolgen wir das Ziel einer Landwirtschaft, die nicht auf der (Aus)Nutzung von Tieren beruht. Aus diesem Grund ist die Förderung der tierlosen, bioveganen Landwirtschaft längst fester Bestandteil unseres politischen Forderungskataloges. In dieser Ausgabe wollen wir Ihnen diese vorbildliche Form der Landbewirtschaftung vorstellen und konkrete Wege aufzeigen, wie sie gefördert und weiterentwickelt werden kann. Denn wenn wir die Ausbeutung unserer Mitgeschöpfe konsequent beenden und eine ökologische und nachhaltige Form der Landwirtschaft entwickeln wollen, müssen wir neue Wege gehen.


Immer mehr Menschen ernähren sich aus ethischen Gründen vegan. Sie studieren kritisch Zutatenlisten und bemühen sich um biologisch und regional angebaute Nahrungsmittel. Viele wissen jedoch nicht, dass auch biologisch angebautes Obst und Gemüse mit Hilfe von tierischen Düngern kultiviert wird. Neben dem Tiermist ist die Verwendung von Schlachtabfällen als Düngemittel besonders in der Bio-Landwirtschaft gängige Praxis. Im ökologischen Gemüsebau werden beispielsweise Horn- oder Hufspäne aus den gemahlenen Klauen von Rindern, Schweinen und Pferdehufen eingesetzt. Als organische Dünger zugelassen sind außerdem Federmehl, Haarmehl und Borsten sowie Blut-, Fleisch- und Knochenmehle.


Landwirtschaft ohne Tierausbeutung

Die bio-vegane Landwirtschaft hat das Ziel, auch von der indirekten Tierausbeutung wegzukommen. Sie ist ein nachhaltiges und ressourcenschonendes Anbaukonzept, das ohne die Haltung sogenannter Nutztiere und deren Mist oder Schlachtabfälle als Dünger auskommt. Zentrale Prinzipien sind der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, eine ausgewogene Fruchtfolge, minimale Bodenbearbeitung, die Förderung des Bodenlebens und die Düngung auf pflanzlicher Basis - beispielsweise über Gründüngung, Mulch oder Kompost. Statt importierter Hilfsmittel werden dazu hauptsächlich die betriebseigenen Ressourcen genutzt. Außerdem werden die Lebensräume wildlebender Tiere geschützt und ausgebaut. Dazu gehört beispielsweise das Anlegen von Rückzugsorten, um die Artenvielfalt zu fördern und dem Überhandnehmen einzelner Arten vorzubeugen. Die bio-vegane Landwirtschaft nutzt erfolgreich die Selbstregulationskräfte eines vielfältigen Ökosystems und verwendet keine Spritzmittel zur Bekämpfung sogenannter Schädlinge. Wenn nötig, werden mechanische Barrieren wie Netze oder Zäune eingesetzt.


Der Mythos von der Notwendigkeit tierischer Düngemittel

Da die biologische Landwirtschaft vom Ideal von Ackerbau und Viehzucht geprägt ist, hält sich hartnäckig der Mythos, dass die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit nur über organische Dünger tierischer Herkunft möglich sei. Es ist zwar eine Herausforderung für die Landwirte, doch über eine effiziente Fruchtfolge in Kombination mit einer entsprechenden Gründüngung und pflanzlichen Düngern, wie beispielsweise Leguminosenschrote oder Phytopellets, gelingt es tatsächlich, völlig ohne Tierdünger zu wirtschaften. Landwirte, die bereits seit Jahren erfolgreich bio-vegan anbauen, machen es vor. Schwer macht es den veganen Betrieben, dass pflanzliche Handelsdünger deutlich teurer sind als die Abfälle aus den Schlachthöfen, und sie deswegen mit massiven ökonomischen Nachteilen zu kämpfen haben.


Zukunftsweisendes Gegenkonzept

Unser Bundesverband verfolgt als Tierrechtsorganisation das Ziel einer Landwirtschaft, die ohne die (Aus)Nutzung von Tieren auskommt. Die bio-vegane tierlose Landwirtschaft verkörpert dieses Ziel. Sie stellt für uns ein ethisch sauberes und zukunftsweisendes Gegenkonzept zur herrschenden Tierausbeutung in der konventionellen und in der biologischen Landwirtschaft dar. Um diese noch junge Form der Landbewirtschaftung bekannter zu machen, lassen wir in diesem Schwerpunkt Wissenschaftler, Praktiker und weitere Akteure zu Wort kommen. Dabei war uns wichtig herauszuarbeiten, mit welchen Problemen bio-vegan arbeitende Betriebe konfrontiert sind. Diese Erkenntnisse werden wir nutzen, um konkrete Forderungen zur Entwicklung der bio-veganen Landwirtschaft aufzustellen, die wir an die Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft richten werden.

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Quelle:
tierrechte 4.14 - Nr. 69/Dezember 2014, S. 5
Infodienst der Menschen für Tierrechte -
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Roermonder Straße 4a, 52072 Aachen
Telefon: 0241/15 72 14, Fax: 0241/15 56 42
E-Mail: info@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de
 
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Der Verkaufspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Februar 2015

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