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VERBAND/2376: Bundesregierung muss bei Agrar- und Ernährungspolitik umsteuern (BÖLW)


Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW e.V.)
Pressemitteilung vom 29. November 2019

BÖLW zum Landwirtschaftsdialog der Bundeskanzlerin:

Bundesregierung muss bei Agrar- und Ernährungspolitik umsteuern


Berlin, 29.11.2019. Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und selbst Bio-Bauer sagt anlässlich des Dialogs:

"Die Krisen bei Klima, Biodiversität, Wasser und Bodenfruchtbarkeit spitzen sich dramatisch zu und bedrohen vor allem die Landwirtschaft und ihre Produktionsgrundlagen - und damit das Wohlergehen unserer Gesellschaft.

Wenn die Bundesregierung sich vorgenommen hat, den Ökolandbau bis 2030 auf 20 % zu steigern, dann nicht, um sich mit den ökologischen gegen die konventionellen Landwirte zu stellen. Sondern weil Bio einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der Krisen bietet, die Bäuerinnen und Bauern mitnimmt und ihnen dabei eine wirtschaftliche Perspektive eröffnet.

Bio-Lebensmittelverarbeiter und -händler und Millionen von Kundinnen und Kunden machen das möglich. Das 20 %-Ziel wird nur erreicht werden, wenn die Bundeskanzlerin es zur Chefsache macht und alle Ressorts der Bundesregierung darauf hinarbeiten - von der Forschung bis zu Gesundheit und Wirtschaft bis hin zu all den Kantinen des Bundes, die kaum Bio anbieten. Mehr als dringend ist, dass sich Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner in Brüssel für eine sinnvolle Weiterentwicklung des Bio-Rechts einsetzt, damit es kein Bio-Verhinderungsgesetzt wird."

Dr. Alexander Gerber, für Vorstand für Landwirtschaft im BÖLW:

"Mehr Ökolandbau wird für die Pfadentwicklung hin zu einer enkeltauglichen Landwirtschaft und Ernährung dringend gebraucht. Aber gleichzeitig muss der Umbau in der gesamten Landwirtschaft ohne weiteren Verzug angegangen werden. Denn je länger die Veränderungen hinausgeschoben werden, desto radikaler werden die dann notwendigen Maßnahmen sein müssen. Das führt zu schmerzhaften Brüchen, die wir uns nicht leisten können. Es haben bereits viel zu viele Bauernhöfe ihre Tore für immer geschlossen. Damit der Umbau diesen Prozess nicht zusätzlich anfeuert, muss er jetzt beginnen und darf nicht weiter verzögert werden. Die Koalition muss sich dafür einsetzen, dass die Europäische Agrarpolitik so gestaltet wird, dass mit Steuergeld nicht länger Flächenbesitz belohnt wird. Vielmehr müssen Landwirte honoriert werden, die Leistungen beim Umwelt-, Klima- und Tierschutz erbringen, die der Markt nicht bezahlt.

Die Bundesregierung muss bei Handelsabkommen wie MERCOSUR dafür sorgen, dass Standards, die in der EU angehoben werden, nicht durch Billigimporte unterlaufen werden, bei deren Produktion solche Standards nicht gelten."

Löwenstein fügt, an die Adresse der landwirtschaftlichen Berufskollegen, hinzu: "Zurecht fordern Bäuerinnen und Bauern, gehört zu werden, wenn die Rahmenbedingungen ihres Wirtschaftens gestaltet werden. Das wird aber nur gelingen, wenn sie selbst sagen, wie die Landwirtschaft der Zukunft aussehen muss, damit sie Bauern ernährt und Ressorcen schützt. Und sie müssen die Pobleme, die heute von einer exportorientierten, industrialisierten Landwirtschaft verursacht werden klar benennen. Dann wird es möglich, mit Politik und Gesellschaft auszuhandeln, wer welchen Beitrag zur Problemlösung zu leisten hat. Es gibt keine Problemlösungen ohne die Landwirtschaft - aber alleine kann sie den Umbau nicht stemmen!"


Der BÖLW ist der Spitzenverband deutscher Erzeuger, Verarbeiter und Händler von Bio-Lebensmitteln und vertritt als Dachverband die Interessen der Ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft in Deutschland. Mit Bio-Lebensmitteln und -Getränken werden jährlich von über 46.000 Bio-Betrieben mehr als 10 Mrd. Euro umgesetzt.


BÖLW-Meldung zum Agrarpaket:
https://www.boelw.de/news/tierwohllabel-umschichtung-von-agrargeldern-insektenschutz

BÖLW-Infos zur EU-Agrarpolitik:
https://www.boelw.de/themen/eu-agrarpolitik/

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Quelle:
Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW e.V.)
Marienstr. 19-20, 10117 Berlin
Telefon ++49 (0)30.28482-300, Fax ++49 (0)30 28482-309
E-Mail: info@boelw.de
Internet: www.boelw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Dezember 2019

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