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DEMOGRAPHIE/322: Deutschlands demografische Herausforderungen (idw)


Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung - 17.03.2016

Deutschlands demografische Herausforderungen

Niedrige Kinderzahlen und ein immer längeres Leben führen zu einem Wandel, der viele Vorteile hat, das Land aber auch vor große Herausforderungen stellt, heißt es in einem neuen Diskussionspapier des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung


Der demografische Wandel hat ein negatives Image, das von der Vorstellung einer Überalterung bis zum Aussterben reicht. Dabei haben die Deutschen lange Zeit von diesem Wandel profitiert. Sie haben alle zehn Jahre zwei bis drei Jahre an Lebenserwartung hinzugewonnen. Sie haben viel Geld gespart, weil sie weniger Nachwuchs zu versorgen hatten aber noch vergleichsweise wenige Ältere. Und die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer machen sich als größte Gruppe in der Bevölkerung verdient um die Volkswirtschaft. Sie sind im Schnitt gut qualifiziert, haben überwiegend einträgliche Jobs und sorgen dafür, dass derzeit die Zahl der Erwerbstätigen auf Höchstniveau liegt und der Staat Rekordeinnahmen in seinen Steuer- und Sozialkassen verbucht.

Dies sind die goldenen Jahre der gereiften Volkswirtschaften, von denen Deutschland derzeit seine letzten erlebt: In den kommenden Jahren steht nach der angenehmen Phase des demografischen Wandels der schwierigere Abschnitt an: Die Babyboomer werden vom Erwerbsleben in den Ruhestand wechseln und damit zwangsläufig von Einzahlern zu Empfängern der Transfersysteme. Um 2030, zum Höhepunkt der Babyboomer-Verrentung wird jeder Jahrgang, der sich in den Ruhestand verabschiedet, etwa doppelt so groß sein, wie der Jahrgang, der gerade ins Berufsleben einsteigt. Damit gehört Deutschland zu den Pionieren des demografischen Wandels. Es muss früher als andere lernen, mit dem demografischen Wandel umzugehen und sich an die Veränderungen anpassen. Denn vermeiden lässt sich der Wandel aufgrund der langen Vorlaufzeit demografischer Entwicklungen längst nicht mehr.

Deutschland hat bereits erste Schritte dieser Anpassungen unternommen: So haben sich die Erwerbsquoten sowohl der älteren Arbeitnehmer wie auch der Frauen überproportional erhöht. Die Bildungsergebnisse der jungen Menschen haben sich nach dem Pisa-Schock im Jahr 2000 deutlich verbessert. Obendrein ist das Land höchst attraktiv für Zuwanderer. Bis zum Beginn der neuen Flüchtlingswelle haben diese deutlich bessere Qualifikationen mitgebracht als die Zuwanderergenerationen zuvor. Umso wichtiger ist es jetzt, die Ausbildung der heutigen Flüchtlinge möglichst schnell auf ein angemessenes Niveau zu bringen.

Zudem stehen auch Deutschlands wirtschaftliche Wettbewerber vor den gleichen Herausforderungen. Gerade die dynamischen Schwellenländer, allen voran China, entwickeln sich besonders schnell hin zu einer alternden und schrumpfenden Bevölkerung. In über 80 Ländern liegen die Kinderzahlen je Frau bereits unter dem Niveau, das ohne Zuwanderung für eine langfristig stabile Bevölkerung sorgen könnte. Deutschland als einem Pionier des Wandels fällt deshalb die Aufgabe zu Konzepte zu entwickeln, die ein Wohlergehen der Gesellschaft ohne demografisches und mittelfristig vermutlich auch ohne nennenswertes wirtschaftliches Wachstum garantieren.


Das Discussion Paper erhalten Sie als PDF kostenlos unter:
www.berlin-institut.org/publikationen/discussion-papers/deutschlands-demografische-herausforderungen.html


Das Discussion Paper "Deutschlands demografische Herausforderungen" ist in modifizierter Form in der Publikation "Stiftungen und demografischer Wandel" erschienen, herausgegeben vom Bundesverband Deutscher Stiftungen. Die Fassung thematisiert darüber hinaus Herausforderungen an Stiftungshandeln und gibt Empfehlungen für Stiftungsarbeit im demografischen Wandel. Sie dient als Grundlage für den Deutschen StiftungsTag, der vom 11.-13. Mai 2016 in Leipzig zum Thema demografischer Wandel und Stiftungen stattfindet. Weitere Informationen dazu finden Sie unter:
www.stiftungen.org/demografischer-wandel

Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein unabhängiger Thinktank, der sich mit Fragen regionaler und globaler demografischer Veränderungen beschäftigt. Das Institut wurde 2000 als gemeinnützige Stiftung gegründet und hat die Aufgabe, das Bewusstsein für den demografischen Wandel zu schärfen, nachhaltige Entwicklung zu fördern, neue Ideen in die Politik einzubringen und Konzepte zur Lösung demografischer und entwicklungspolitischer Probleme zu erarbeiten. Das Berlin-Institut erstellt Studien, Diskussions- und Hintergrundpapiere, bereitet wissenschaftliche Informationen für den politischen Entscheidungsprozess auf. Weitere Informationen, wie auch die Möglichkeit, den kostenlosen regelmäßigen Online-Newsletter "Demos" zu abonnieren, finden Sie unter:
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Weitere Informationen unter:
http://www.berlin-institut.org/publikationen/discussion-papers/deutschlands-demografische-herausforderungen.html
http://www.stiftungen.org/demografischer-wandel

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1343

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung,
Stephan Sievert, 17.03.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. März 2016

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