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INNEN/1722: Teil haben, Teil sein - Auftakt zum Themenjahr Partizipation (BPA)


Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
Pressemitteilung vom 23. Februar 2016

Teil haben, Teil sein: Auftakt zum Themenjahr Partizipation


20 Prozent der deutschen Bevölkerung haben heute eine Einwanderungsgeschichte. Trotzdem sind Menschen mit Migrationshintergrund in vielen gesellschaftlichen Bereichen unterrepräsentiert. Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Aydan Özoguz, widmet daher ihr Schwerpunktjahr 2016 genau diesem Thema: Teilhabe. Im Bündnis mit verschiedenen Projektpartnern wird das Thema Partizipation in diesem Jahr immer wieder auf der Tagesordnung stehen - auf Veranstaltungen, Tagungen und in Projekten werden Lösungswege für mehr Teilhabe für Einwanderer aufgezeigt. Zum Auftakt des Schwerpunktjahres "Teil haben, Teil sein: Partizipation in der Einwanderungsgesellschaft" erklärte sie:

"Seit Jahrzehnten gehört Einwanderung zu Deutschland. Jeder Fünfte hat inzwischen einen Migrationshintergrund. Wenn wir die Parameter nur leicht verschieben und auch Zahlen vor 1950 berücksichtigen, hat sogar jeder zweite Bürger in Deutschland eine Einwanderungsgeschichte. Dennoch gibt es für Menschen mit familiären Einwanderungsbiografien - ob sie neu nach Deutschland kommen, schon lange hier leben oder auch nur die Kinder von Migranten sind - deutliche und weniger deutliche Hürden, die ihnen immer wieder zeigen: Ihr gehört doch nicht ganz dazu. Hier will ich mit dem Themenjahr Partizipation ansetzen und im Bündnis mit verschiedenen Partnern Projekte anstoßen, die die gesellschaftliche Teilhabe unterstützen und einfordern. In folgenden Bereichen wollen wir aktiv Bewusstsein schaffen und Maßnahmen ergreifen:

• Politische Partizipation fördern: Nur 37 von 631 Abgeordneten im Deutschen Bundestag haben einen Migrationshintergrund. Das sind knapp sechs Prozent. In den Landtagen sitzen nur 2,5 Prozent Politiker mit Einwanderungsgeschichte. Wahlberechtigte Bürger mit Migrationshintergrund gehen zudem seltener zur Wahl. Wer in unserem Land dauerhaft lebt, soll aber mitbestimmen und gestalten können!

• Zugang zu Bildung verbessern: Der Bildungserfolg in Deutschland ist stark von der sozialen Herkunft abhängig. Kinder von Akademikern gehen häufiger auf Gymnasien und absolvieren öfter ein Studium. Eine wichtige Rolle spielt aber auch das Wissen über das deutsche Schulsystem, das viele Eingewanderte nicht haben. Durch unsere Partner im Bildungswesen wollen wir diese Wissenslücken schließen und den Zugang zu Bildung verbessern, denn Bildung ist wichtig für eine gelingende Integration.

• Arbeitsmarktbeteiligung erhöhen: Die Anzahl der Selbständigen mit Migrationshintergrund hat sich seit Anfang der 1990er Jahre fast verdreifacht. Unternehmen, die von Migranten gegründet und geführt werden, tragen maßgeblich zum Bruttoinlandsprodukt bei. Sie stärken den Wirtschaftsstandort Deutschland, bringen Vielfalt und Internationalisierung in viele Branchen. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 2,7 Millionen Arbeitsplätze durch selbständige Migranten geschaffen werden. Das entspricht fünf Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland. Wir wollen die Gründer noch intensiver unterstützen, beispielsweise durch Beratungen, die auch nach der ersten Gründungsphase fortgeführt werden.

• Migrantenselbstorganisation stärken: Die hohen Einwanderungszahlen von Flüchtlingen im letzten Jahr weisen den Migrantenorganisationen eine noch wichtigere Rolle in unserer Gesellschaft zu. Sie sind nahe dran an den Problemen und Anliegen der Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichten, sie können diese häufig besser und anders erreichen als andere Einrichtungen und sind oft erste Anlaufstelle für Neuzuwanderer. Deshalb setze ich mich dafür ein, dass Migrantenorganisationen stärker in die bestehenden Strukturen von Wohlfahrtsverbänden eingebunden werden.

• Behörden stärker interkulturell öffnen: Eine von mir mitinitiierte Umfrage soll untersuchen, wie viele Menschen mit Migrationshintergrund in den Bundesbehörden beschäftigt sind. Das soll ein Bewusstsein dafür schaffen, wo es Nachholbedarf gibt. Klar ist jetzt schon, Migranten sind deutlich unterrepräsentiert im öffentlichen Dienst. Mit der verstärkten Ansprache von Menschen mit Einwanderungsgeschichten in Stellenausschreibungen und einer gezielten Schulung von Personalentscheidern soll das erklärte Ziel der Bundesregierung erreicht werden, mehr Migranten im öffentlichen Dienst zu beschäftigen.

Das Themenjahr soll weitere Impulse für eine bessere Teilhabe für alle Menschen, die in Deutschland leben, geben. Für eine funktionierende Demokratie und einen starken gesellschaftlichen Zusammenhalt brauchen wir gleiche Chancen für alle Menschen, mit und ohne Einwanderungsgeschichten. Eine gelingende Integration kann es nur durch echte Partizipation geben."

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Quelle:
Pressemitteilung vom 24. Februar 2016
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Februar 2016

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