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MELDUNG/019: Online-Befragung - Warum sich junge Menschen politisch so wenig engagieren (idw)


Friedrich-Schiller-Universität Jena - 27.04.2011

Warum sich junge Menschen politisch so wenig engagieren

Psychologen der Universität Jena starten Online-Befragung zur Politikverdrossenheit


Ist Europas Jugend wirklich so politikverdrossen und so wenig engagiert, wie permanent behauptet wird? Diese Wahrnehmung scheint recht realitätsnah zu sein, wie ein europaweites Forschungsprojekt, an dem die Friedrich-Schiller-Universität Jena beteiligt ist, derzeit ermittelt.

"Viele Befunde sprechen dafür, dass konventionelle Formen politischer Partizipation unter jungen Menschen abnehmen und politische Apathie und Entfremdung zunehmen, obwohl es ein grundsätzliches Interesse an Politik und sozialem Engagement gibt", fasst Prof. Dr. Peter Noack die ersten Ergebnisse des 2009 gestarteten Projekts zusammen. "Die Ergebnisse unserer Interviews zeigen, dass das Ausmaß sowohl konventioneller als auch unkonventioneller Formen von Partizipation bei den Teilnehmern tatsächlich gering ausgeprägt ist", ergänzt der Jenaer Projektkoordinator Dr. Philipp Jugert und betont: "Allerdings gibt es bedeutende Unterschiede abhängig von Alter und Migrationshintergrund der Befragten bezüglich ihres Verständnisses von Bürgerrechten, der Themen, die für sie relevant waren, und der wahrgenommenen Partizipations-Hindernisse."

Um die Ergebnisse der qualitativen Erhebungen, bei denen bisher 100 junge Menschen mit deutschem, türkischem und Spätaussiedler-Hintergrund aus zwei Altersgruppen befragt wurden, zu überprüfen, wird aktuell eine Fragebogenerhebung parallel in allen beteiligten acht Ländern durchgeführt. "Dabei soll ein möglichst vollständiges Bild davon entstehen, was junge Leute dazu bewegt, sich zu beteiligen oder was sie daran hindert", erläutert der Pädagogische Psychologe Peter Noack. Sein Team von der Universität Jena hat dazu jetzt eine Online-Erhebung gestartet. Daran kann jeder im Alter von 16 bis 26 Jahren teilnehmen, der einen deutschen, türkischen oder Spätaussiedler-Hintergrund aufweist. Der Fragebogen ist im Internet abrufbar unter:
https://www.soscisurvey.de/pidop/.

Die Europäische Union fördert das auf insgesamt drei Jahre angelegte Projekt, an dem sieben weitere Länder (Großbritannien, Belgien, Tschechien, Italien, Portugal, Schweden und die Türkei) beteiligt sind, mit insgesamt 1,5 Millionen Euro. Sein Ziel ist es, die Wahrnehmungen und Praktiken zu erörtern, die für politische Partizipation junger Menschen förderlich oder hinderlich sind.

Die Jenaer Psychologen interessiert dabei besonders, wie unterschiedlich Frauen und Männer, jüngere und ältere Personen und Menschen mit und ohne deutsche Staatsbürgerschaft bzw. Migrationshintergrund die Beteiligungsmöglichkeiten in Deutschland einschätzen. Die Antworten auf ihre Befragung sollen klären, ob und in welchem Grad, die allseits behauptete Politikverdrossenheit junger Menschen allgemein und Parallelgesellschaften unter Migranten im Besonderen existieren.

Die Befragung soll in einem Jahr wiederholt werden, um zu ermitteln, ob und wie sich Einstellungen und Verhalten über einen längeren Zeitraum verändern und um Aussagen über Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge zu ermöglichen.

Weitere Informationen zum Projekt (in englischer Sprache) unter:
http://www.fahs.surrey.ac.uk/pidop/.

Weitere Informationen unter:
https://www.soscisurvey.de/pidop/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution23


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Axel Burchardt, 27.04.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. April 2011