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MENSCHENRECHTE/241: Ägypten - Alexandria soll die erste 'Stadt der Menschenrechte' in Nahost werden (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 31. Oktober 2011

Ägypten: Alexandria soll die erste 'Stadt der Menschenrechte' in Nahost werden

von Cam McGrath


Kairo, 31. Oktober (IPS) - Mit ihrer Initiative, die ägyptische Hafen- und Handelsmetropole Alexandria zur ersten 'Stadt der Menschenrechte' in Nahost zu machen, hat sich die New Yorker Volksbewegung für Menschenrechtsbildung (PDHRE) eine schwierige Aufgabe gestellt. Nach den Vorstellungen der Aktivisten sollen in der vier Millionen Einwohner zählenden Stadt Menschenrechte in alle Verantwortungsbereiche der kommunalen Behörden integriert werden, um wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit zu gewährleisten.

"In der 'Stadt der Menschenrechte' haben alle Bürger, ob Müllmann oder Bürgermeister, die gleichen Mitspracherechte. Gemeinsam beraten sie an einem Tisch über die Lösung anstehender Probleme und Erfordernisse", beschrieb Robert Kesten, Geschäftsführer der zivilen Organisation, das angestrebte Konzept.

Vor Beginn des Arabischen Frühlings hätte das PDHRE-Konzept, Kommunen die Verantwortung für die Einhaltung der Menschenrechte im Alltagsleben ihrer Bürger zu übertragen, in Nordafrika und Nahost keine Chancen gehabt. "Doch für diese Revolution war der Wunsch nach Freiheit und Demokratie entscheidend", erklärte Kesten.

In der Industriestadt Rosario im Nordosten Argentiniens hatte PDHRE 1997 erstmals eine 'Stadt der Menschenrechte' etabliert. Inzwischen orientieren sich rund 15 Städte in Europa, Afrika sowie Nord- und Südamerika an diesem Konzept.

Jetzt wollen die Aktivisten aus der für politische Repression und brutale Polizeigewalt berüchtigten ägyptischen Mittelmeermetropole ein Musterbeispiel an Respekt für die Menschenrechte machen. Sie beschlossen, ihre erste 'Stadt der Menschenrechte' in der Region dem Andenken an Khaled Said zu widmen.

Der bekannte ägyptische Blogger war im Juni 2010 in Alexandria von Polizisten auf der Wache zu Tode geprügelt worden. Als Freunde des 28-jährigen das Foto des schwer misshandelten Opfers ins Internet stellten, zogen Zehntausende durch die Straßen und protestierten gegen die Brutalität der Sicherheitskräfte.


'Menschenrechtskorps' eingerichtet

Im August stellte PDHRE ein 'Human Rights Corps of Egypt' aus Vertretern der Regierung, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft zusammen. Zur Vorbereitung lernten sie in mehreren Trainingseinheiten, wie sich die Forderung nach Achtung der Menschenrechte in den Alltag, am Arbeitsplatz und über ihre sozialen Netze integrieren lässt.

PDHRE-Chef Kesten betonte, auch ohne eine gesetzliche Verbindlichkeit bestehe die Chance, dass diese Arbeit ein neues Verständnis von Menschenrechten vermittelt, das nicht auf mildtätiger Nächstenliebe basiert, sondern auf dem Anspruch auf Menschenwürde. Inzwischen plant die Initiative, auch Tunesiens Hauptstadt Tunis zu einer 'Stadt der Menschenrechte' zu machen. (Ende/IPS/mp/2011)


Links:
http://www.pdhre.org/projects/hrcommun.html
http://www.unhabitat.org
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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. November 2011