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MILITÄR/923: Abfuhr für die Nato in Serbien (Gerhard Feldbauer)


Abfuhr für die Nato in Serbien

Stattdessen strategische militärische Zusammenarbeit mit Moskau

von Gerhard Feldbauer, 19. Dezember 2013



Während seit Wochen die Berichte der Medien über die von der EU organisierte ukrainische Opposition gegen Russland überschwappen, verloren dieselben Gazetten kein Wort über die Abfuhr, die die Nato zur selben Zeit in Serbien erhielt. Nicht zufällig hat die Moskauer Nachrichtenagentur Ria Nowosti dieser Tage die noch immer höchst aktuellen Informationen, die auch von Radio Belgrad International verbreitet wurden, ins Netz ihrer Online-Ausgabe gestellt. Sie betreffen den Besuch des russischen Verteidigungsministers, Sergej Schoigu Mitte November in Belgrad.

Dem Besuch voran ging im August eine Visite des serbischen Vizepremiers und Verteidigungsministers, Alexandar Vućić, in Moskau. Sie endete mit Vereinbarungen über die militärische Zusammenarbeit in mehreren Bereichen, aus denen Vućić in einem Interview für den Belgrader TV-Sender B92 die Kooperation "in der Verteidigungsindustrie" hervorhob. Dazu hatte der serbische Militärchef Verhandlungen mit dem für die Rüstungsindustrie zuständigen russischen Vizepremier Dmitri Rogosin. Vućić teilte mit, dass die Kooperation "in nächster Zeit auf ein viel höheres Niveau gebracht wird".


Strategische Partnerschaft

Das erfolgte dann während des Besuchs Schoigus in Belgrad, bei dem dieser mit seinem serbischen Kollegen, Nebojša Rodić, drei weitere Abkommen, darunter über die Zusammenarbeit im Bereich der Verteidigung schloss. Grundlage war, wie Rodić betonte, eine Deklaration über "die strategische Partnerschaft zwischen Serbien und Russland", die von den Präsidenten Tomislav Nikolić und Wladimir Putin unterzeichnet wurde. Das Dokument beinhalte, so Rodić, die verbesserte operative Leistungsfähigkeit, Funktionalität, Mobilität und Zuverlässigkeit der serbischen Armee. Mit der Deklaration habe "die Zusammenarbeit von Moskau und Belgrad eine neue Qualität erhalten" erklärte Schoigu seinerseits. Es seien Manöver der Luftstreitkräfte und Luftverteidigung, darunter die Abwehr von Luftangriffen, die Verstärkung der Kooperation der Landstreitkräfte, die Vertiefung des Zusammenwirkens der Generalstäbe beider Armeen und die Ausbildung serbischer Offiziere an russischen Militärakademien beraten worden.


Rußland unterstützt territoriale Integrität Serbiens

Beobachter sehen in der militärischen Zusammenarbeit mit Moskau eine eindeutige Abfuhr an die Adresse der NATO, Serbien in den Kriegspakt einzubeziehen. In Belgrad habe man die 78 Tage währenden Luftüberfälle, die Zerstückelung Serbiens, die Abspaltung des autonomen Kosovo vom serbischen Staatsverband und die Forderung, Belgrad solle das anerkennen, nicht vergessen. Der frühere serbische Außenminister Vladislav Jovanović fasst das Scheitern der Nato so zusammen: "Ohne Serbien können sie (die führenden Nato-Staaten) nicht den Balkan beherrschen, und wenn sie nicht die volle Kontrolle über den Balkan haben, können sie nicht weiter erfolgreich nach Osten, was ihr eigentliches Ziel ist." Der russische Verteidigungsminister, der von Präsident Nikolić im "Serbien Palast" empfangen und mit dem "Orden des Serbischen Banners ersten Ranges" ausgezeichnet wurde, erklärte bei der Erörterung der Lage in Kosovo unzweideutig, dass Russland die Politik der Belgrader Regierung und die territoriale Integrität Serbiens unterstützt.

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Quelle:
© 2013 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Dezember 2013